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"Avantasia"-Rock in Bamberg: Tobias Sammet im Interview


Autor: Harald Rieger

Bamberg, Sonntag, 13. März 2016

Am 19. März gastiert das Rock-Projekt "Avantasia" in der Brose Arena. Wir haben Gründer Tobias Sammet im Vorfeld interviewt.
Der Fuldaer Tobias Sammet macht mit "Avantasia" auch in Bamberg Station.  Archivfoto: RiegerPress


Er war gerade einmal 14 Jahre alt, da gründete der Fuldaer Tobias Sammet seine erste Band "Edguy", mit der er auch heute noch erfolgreich in der Welt unterwegs ist. Doch eine Band reichte dem Rockmusiker aus Leidenschaft nicht: Er gründete im Jahre 1999 das Rockprojekt "Avantasia". Zusammen mit anderen Rockgrößen ist Sammet aktuell mit "Avantasia" auf Welttournee. Am 19. März wird er in der Bamberger Brose Arena Station machen. Zuvor jedoch stand er der Lokalredaktion im Interview Rede und Antwort.

Vielen sind Sie als "Edguy"-Frontmann bekannt, eine Jugendband, die sie selbst mitgebründet haben. Was hat Sie dazu bewogen, darüber hinaus das Soloprojekt "Avantasia" ins Leben zu rufen?
Tobias Sammet: "Ende der 90ger Jahre waren wir in Südeuropa mit dem Tour-Bus unterwegs. So ein Tag im Bus kann wirklich unheimlich lang sein. Ich lag im Bus, habe angefangen eine Geschichte zu schreiben und wollte daraus eine Art Musical machen. Es sollte ein Projekt mit meinen Lieblingssängern anderer Bands werden. Ich stellte mir eine Art eines Heavy-Metal-Musicals vor, bei dem jeder Sänger eine andere Rolle übernimmt. Wir haben es dann "Metal Opera" genannt. Für mich war die Opera am Anfang ein Projekt gegen die Langeweile, gleichzeitig aber war es für mich ein Traum, mit meinen Idolen zusammenzuarbeiten. Die ersten beiden Platten sind sehr erfolgreich gewesen. Irgendwann wurden dann auch die Angebote live zu spielen so unmoralisch, dass wir auf Tournee gingen. Letztenendes wurde daraus, ohne dass ich es groß geplant hatte, eine Band.

Hat der Name Avantasia eine besondere Bedeutung?
Inhaltlich ging es im ersten Album um ein Märchen, aber auch um Geisterwelten. Deshalb wollte ich im Namen den Begriff "Avalon" enthalten haben. Denn Avalon ist die Geisterwelt in der Artussaga. Ich fand den Namen cool, schließlich ist er ein schönes Synonym für eine Fantasiewelt. Zudem klingt es theatralisch, fantasievoll, aber auch ein bisschen nach Metal und Rock.

Edyguy ist in der Musikszene als Power-Metal-Band bekannt. Ist Avantasia hingegen die sanftere, melodischere Ausgabe?
Nicht unbedingt. Denn Edyguy ist nicht minder melodisch, wenn nicht ganz so ausladend. Ich würde sagen, Avantasia ist nicht softer, sondern ein Stück weit extremer in alle Richtungen. Vielleicht manchmal ein bisschen augenzwinkernder, nachdenklicher und ein Stück weit ernsthafter. Insgesamt glaube ich aber, dass meine beiden Bands musikalisch gar nicht so weit auseinander liegen. Natürlich ist Avantasia ein Stück weit abwechslungsreicher oder vielfältiger, weil unterschiedliche Sänger mit unterschiedlichen Styles wie Eric Lee Martin von der Band Mr. Big Michael Kiske von Helloween mitwirken.

Wie schaffen Sie es beide Band-Projekte unter einem Hut zu bringen? Kommt es da nicht zu Tourneeüberschneidungen?
Ich habe absolutes Glück, diese beiden Sachen machen zu können. Denn was gibt es schöneres, als in zwei erfolgreichen Rockbands zu spielen. Unter einem Hut bekomme ich beide Projekte, indem ich beide nie gemeinsam mache. Ich schließe immer erst das eine ab. Wir haben mit Edguy vor kurzem eine Welttournee gemacht und ein erfolgreiches Album aufgenommen. Nachdem dies abgeschlossen war, haben für Avantasia eine neue Platte produziert und die Tour vorbereitet. Das alles läuft völlig konkurrenzlos. Ende des Jahres will ich mich dann wieder voll und ganz auf Edguy konzentrieren.

Aber kann es nicht doch hin und wieder auch zu Interessenskonflikten kommen, wenn etwa ein Projekt erfolgreicher ist als das andere?
Nein. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent immer auf ein Projekt, halbherzige Sachen gibt es bei mir nicht. Ich will das, was ich mache, immer zu meiner vollsten Zufriedenheit machen. Nicht um anderen etwas zu beweisen, sondern weil ich alles mit vollem Herzen mache. Deshalb gibt es für mich auch keine Interessenkonflikte.

Deutschland werden Sie und Avantasia beim Eurovision Song Contest (ESC) leider nicht vertreten. Beim Vorentscheid reichte es "nur" für Platz drei. Wie kam es, dass überhaupt eine Rockband ausgewählt wurde und welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Vorentscheid?
Meine Plattenfirma hatte angefragt, ob ich mir vorstellen kann beim ESC-Vorentscheid mitzumachen. Natürlich hab ich überlegt, ob wir da hinpassen. Mir war aber andererseits auch klar, dass wir ein neues Album rausbringen und kurz danach auf Welttour gehen. Eine bessere Promotion, als kurz davor vor vier bis fünf Millionen Zuschauern im Fernseher einen aktuellen Song zu spielen, kann man gar nicht haben. Die ganze Geschichte hatte nur Vorteile. Allerdings habe ich dort schnell festgestellt, dass dies nicht unsere Welt ist. Ich will auf richtigen Bühnen stehen und alles live spielen. Es gab zudem ein komplettes Alkoholverbot. Jetzt bin ich zwar kein Alkoholiker, aber ich möchte nicht ein Glas Rotwein hinter die Bühne schmuggeln müssen.

Sie stehen seit über 20 Jahren auf der Bühne. Fällt Ihnen da überhaupt immer noch etwas Neues ein?
Wenn ich eine Platte mache, war es nie aus dem Motiv heraus, Musikgeschichte zu schreiben oder das Rad neu zu erfinden. Ich wollte nur Musik machen, die ich gerne hören möchte. Ich will damit Menschen, aber auch mich selbst unterhalten. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich nach 17 Alben Lieder mal ähneln. Für mich ist einfach wichtig, dass ich das mache, was mich und meine Fans glücklich macht. Und das war bis jetzt immer der Fall.

Was ist für Sie persönlich das Besondere am neuen Album "Ghostlights"?
Ehrlich gesagt finde ich jedes Album besonders und ich möchte auch rückblickend keines meiner Alben missen müssen. Bei Ghostlights ist der Abwechslungsreichtum sehr groß. Vor allem, weil es 70 Minuten lang ist. Ich bin zwar immer der Verfechter von kurz und knackig, aber diesmal waren gleich zwölf Songs vorhanden, die mir zu wertvoll erschienen, um irgendetwas wegzulassen. Ich konnte ferner etliche verschiedene und tolle Sänger finden: Dee Snider von Twisted Sister, Sharon den Adel von Within Temptation oder Bruce Kulick von Kiss und andere.

Auf was dürfen sich die Bamberger Fans am 19. März in der Brose Arena freuen?
Das Schöne an der Brose Arena ist, dass sie sehr groß ist. Denn wir haben die größte Bühne im Gepäck, auf der wir je gespielt haben. Ich bin noch nie mit so einer großen Produktion unterwegs gewesen. Wir werden drei Stunden lang spielen. Es werden auch viele Sänger vom Album mit an Board sein. Avantasia ist nie mit mehr Sängern getourt, als sie in Bamberg auftreten werden.

Die Fragen stellte Harald Rieger.

Information:
Avantasia gastiert am 19. März um 20 Uhr in der Brose Arena. Karten sind erhältlich unter anderem in den Geschäftsstellen und Servicepoints der Mediengruppe Oberfranken sowie an der Abendkasse.