Ausstellung in Bamberg: Blut, Hölle und Unterhose
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Dienstag, 30. Oktober 2018
Staatsbibliothek und Volkshochschule zeigen Ansichten von Bamberg im Wandel der Zeit - ein verblüffendes Kaleidoskop einer heute fremd anmutenden Stadt.
           
Tatort Neue Residenz. Es ist der 1. Juni 1815. Napoleons Marschall Louis Alexandre Berthier beobachtet vom Fenster des obersten Stockwerks aus die herannahenden russischen Truppen. Was dann geschieht, geht als "Bamberger Fenstersturz" in die Geschichte ein: Berthier stürzt kopfüber zwanzig Meter in die Tiefe.
Unfall? Selbstmord? Mord? Die Todesursache bleibt letztlich ungeklärt. Doch künstlerische Hände haben diesen dramatischen Fall für die Nachwelt verewigt: Mit viel dunkelrotem, spritzendem Blut rings um den armen Berthier überzeugt die Lithografie als authentisches Zeugnis.
Objekte faszinieren
Dieses Werk ist eines von dreißig Objekten, die auch alteingesessene Bamberger faszinieren, die meinen, ihre Stadt wie ihre Westentasche zu kennen. "Bamberg im Wandel der Zeiten" titelt die Ausstellung von historischen Grafiken, Drucken, Aquarellen, Fotografien und Postkarten, die Gerald Raab kuratiert hat.
Der Fotografenmeister, der in der Staatsbibliothek Bamberg seine berufliche Heimat hat, wählte aus dem umfangreichen Bestand von über 3000 Bamberger Ansichten höchst qualitätsvolle und verblüffende Stücke für die Präsentation aus: "Ich will einen Aha-Effekt bei den Bambergern erreichen", begründet Gerald Raab seine getroffene Auswahl.
Die 30 Exponate sind als großformatige Reproduktionen im Foyer der Volkshochschule zu sehen. In der Staatsbibliothek können sie während zweier Führungen im Original bewundert werden. Als Generalthema steht ungeschrieben die Umnutzung von Gebäuden und Flächen in Bamberg im Fokus. Die Ausstellungsobjekte dokumentieren die tiefgreifenden Veränderungen, denen das Bamberger Stadtbild im 19. und 20. Jahrhundert ausgesetzt war.
Da ist zum Beispiel der ehemalige "Bamberger Hof" am Grünen Markt, jetzt Karstadt, zu sehen. Oder die Bamberger Kirchenlandschaft vom nicht mehr existierenden Böttingers-Keller aus am Stephansberg. Oder die flächenmäßige Brache, die der heutige Schönleinsplatz einst war.
Oder die Altenburg - umgeben von bewirtschafteten Flächen und Weinreben. Oder das Sträßchen "Hölle" mit dem nunmehr abgerissenen Beinhaus. Oder die "Promenade" mit Teilen der alten Stadtmauer.