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Aussegnungshalle in Strullendorf sorgt für Streit


Autor: Werner Baier

Strullendorf, Donnerstag, 06. November 2014

Der Gemeinderat Strullendorf ließ sich von seiner SPD-Fraktion nicht zu einem übereilten Schritt verführen: eine lange Liste von großen Projekten.
Die Zustände auf dem Strullendorfer Friedhof wurden vom Gemeinderat diskutiert. Foto: Matthias Hoch


Eine Ahnung davon, dass auf Strullendorf erhebliche Aufgaben zukommen, erhielten gut zwei Dutzend Bürger, die zur öffentlichen Gemeinderatssitzung gekommen waren: Drei Anträge der SPD-Fraktion zeigten Handlungsbedarf auf dem Friedhof, im Straßenunterhalt und in der Beseitigung von Hochwassergefahren - und dafür kommen leicht Kosten in Millionenhöhe zusammen.

Zum einen beantragte die SPD-Fraktion, noch in diesem Jahr einen Architekten mit der Planung und Kostenerhebung einer Aussegnungshalle für den Strullendorfer Friedhof zu beauftragen. Im Haushaltsplan 2015 sollten bereits die Mittel für den Bau bereitgestellt werden. Fraktionssprecher Christian Beickert meinte, es sei nicht länger zumutbar, dass die Trauergäste während der Aussegnung im Freien stünden, eben auch im Regen.

Der Vorstoß ging den meisten anderen Gemeinderäten jedoch zu weit. Das Ziel einer Aussegnungshalle wurde nicht bestritten, aber sich jetzt derart zu binden, das war nicht mehrheitsfähig. Andreas Kehl (Neue Liste) beantragte, erst einmal die Gemeindeverwaltung mit einer Auflistung aller anstehenden Großprojekte zu beauftragen, um den Bau einer Aussegnungshalle einsortieren zu können. Mit Straßen- und Kanalsanierung, Folgen des Baus der ICE-Strecke, der Südanbindung oder der Dorfsanierung in einigen Ortsteilen habe Strullendorf noch einiges zu bewältigen. Als verfrüht lehnte die CSU-Fraktion den SPD-Antrag ab. Erst müsse klar sein, "was wir wann wollen", erklärte Angelika Saffer. Georg Dresel sprach sich für die Auslobung eines Ideenwettbewerbs aus, zumal doch nicht klar sei, ob und wie man das vorhandene Leichenhaus in das Konzept einbeziehen könne.

Es wäre auch nicht hilfreich, jetzt eine Planung zu beauftragen, um sie irgendwann zu verwirklichen, schallt es aus der CSU-Fraktion. Ohne Ausschreibung und Einhaltung der Formalien wollte sich Alexander Pfister vom Bürgerblock nicht auf den Vorstoß der SPD einlassen. Zweiter Bürgermeister Ludwig Werner (Bürgerblock) fand hingegen Zustimmung für seinen Vorschlag, zunächst Erkundigungen bei anderen Gemeinden einzuholen, die in jüngster Zeit Aussegnungshallen errichtet haben. Selbst nachdem die SPD-Fraktion darauf verzichtete, das Projekt aufs Jahr 2015 festzuzurren, fand ihr Antrag keine Mehrheit.

Bei Gegenstimmen aus der SPD wurde dann aber der Antrag von Andreas Kehl gebilligt, von der Verwaltung die Vorlage einer Investitionsliste für die nächsten Jahre zu verlangen. Von Erfolg gekrönt war der Antrag der SPD-Fraktion, ein "Sanierungsmanagement" für die Erneuerung der Ortsstraßen einzurichten. Dass dafür ein fünfstelliger Betrag aufgewendet werden muss, nimmt der Gemeinderat in Kauf, weil es darum geht, in sinnvoller Reihenfolge die Sanierungsprojekte in Angriff zu nehmen.

Das Ingenieurbüro Sauer und Harrer hat bei den Ortsstraßen für den Zeitraum 2014 bis 2022 einen Aufwand von acht Millionen Euro, jährlich also eine Million, prognostiziert. Baut die Gemeinde diesen Reparaturstau nicht ab, wird es immer teurer, die Ortsstraßen befahrbar zu halten. Nun wird dafür gemäß einstimmigem Beschluss ein Fahrplan erstellt und seine Einhaltung kontrolliert. Ebenso einmütig folgte der Gemeinderat dem Antrag der SPD zur Einsetzung eines "Hochwassermanagements". Dazu wies Christian Beickert darauf hin, dass zwar ein Projekt für Verbesserungen der Abwasserproblematik vorhanden sei. Zusätzlich führe aber das auf den Oberflächen anfallende Niederschlagswasser immer wieder zu Überflutungen. Dem gelte es entgegenzuwirken. Andreas Kehl hätte es lieber gesehen, wenn die Gemeindeverwaltung erst einmal sämtliche vorliegenden Pläne zur Abwassersituation zusammenstellen würde. Aber es war dann wohl jedem klar, dass der Ableitung von Oberflächenwasser gesonderte Beachtung geschenkt werden muss.


Weitere Themen aus dem Gemeinderat

ICE-Streckenbau
Am Ende der Sitzung wurden einige Themen angeschnitten, die noch vertieft werden. So erfuhr der Gemeinderat, dass die Gemeindeverwaltung bereits zusammen mit Hirschaid und Buttenheim eine Münchner Rechtsanwaltskanzlei mit der Vertretung der Gemeinde in Sachen ICE-Streckenbau beauftragt hat. Für 17. November wird das Urteil über offene Finanzfragen im Zusammenhang mit dem Bau einer Tribüne in der Hauptsmoorhalle erwartet.

Flüchtlinge Ebenfalls am 17. November wird die Bezirksregierung prüfen, ob ein in Amlingstadt angebotenes Haus als Wohnheim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geeignet ist. Gegebenenfalls kommen humanitäre Aufgaben auf die Dorfgemeinschaft zu, für die sich bereits die Kolpingfamilie angemeldet hat.