Bambergs Katakomben: Geschichte, Nutzung und Besichtigungen
Autor: Susi Geus
Bamberg, Mittwoch, 20. Sept. 2023
Bambergs Katakomben sind eine versteckte Sehenswürdigkeit im Untergrund der Altstadt, die nur mit einer offiziellen Führung zu besichtigen ist.
- Entstehung und Lage von Bambergs Katakomben
- Nutzung im Lauf der Geschichte
- Besichtigungsmöglichkeiten
Bambergs Katakomben sind streng genommen gar keine Katakomben, das heißt Grablegen, da sie nicht errichtet wurden, um Bestattungen durchzuführen. Nur in einem Raum fand man menschliche Überreste, die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammten und der Pestepidemie geschuldet waren. Die Bamberger Stollenanlagen sind vielmehr das Überbleibsel intensiven Sandabbaus in bzw. unter der Domstadt. Durch die Jahrhunderte wurden sie unterschiedlich genutzt und nach dem 2. Weltkrieg fast vergessen. Sie traten erst wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung, als 1966 ein Auto am Stephansberg durchbrach.
Entstehung und Lage von Bambergs Katakomben
Der geologische Untergrund Bambergs besteht aus Keupersandsteinschichten. Unter Bambergs Hügeln liegt der sogenannte Stubensandstein, der relativ mürbe und somit leicht abzubauen ist. Trotzdem war es für die Bergwerksarbeiter eine ziemlich Plackerei, um sich mit Hammer und Meißel durch den Sandstein zu graben. Die Spuren, die die Werkzeuge der Bergleute im Stein hinterlassen haben, kannst du heute noch erkennen.
Vermutlich wurde bereits im 11. Jahrhundert begonnen, den Sandstein abzubauen. Eine urkundliche Erwähnung der Sandbergwerke findet sich aber erst 1487. Der letzte Sandsteingräber verstarb 1936 in Ausübung seines Berufs, denn aufgrund der lockeren Struktur des Sandsteins kam es oft zu Einstürzen und bei den Grabungen nahm man keine Rücksicht auf statische Probleme. Im 18. Jahrhundert wurde bereits mit Sicherungsmaßnahmen und Sperrungen begonnen, aber erst im 20. Jahrhundert entstand in Teilstücken eine stabile Betondecke. Manche Hohlräume, z. B. in der Gegend der Stephanskirche, wurden aus Sicherheitsgründen komplett aufgefüllt.
Bis auf den Abtsberg sind alle Hügel Bambergs unterhöhlt. Der Kaulberg hat sogar seinen Namen von der Grabungstätigkeit erhalten, denn "Kaul" bedeutet Kuhle oder Keller. Aber auch der Stephans- und der Jakobsberg sind durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Die Stollen erstrecken sich über eine Länge von ca. 10 - 12 km und sind an der tiefsten Stelle 70 m unter der Oberfläche. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat eine Karte erstellt, auf der du alle bekannten Stollenanlagen siehst. Sie ist im Band 1 "Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bamberg, Stadtdenkmal und Denkmallandschaft" enthalten. Beim Besuch der Stollen zeigt dir der Fremdenführer bzw. die Fremdenführerin die Karte mit dem Abschnitt, den du besichtigen wirst.
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Der Sandsteinabbau war ein lukratives Geschäft. Der Sand wurde verkauft und zum Scheuern von Holz- und Steinböden verwendet. Weitere Anwendung fand er beim Polieren von Kupfer- und Messinggegenständen. Eventuell wurde er auch als Putzer- und Gipsersand eingesetzt. Im 17. und 18. Jahrhundert erweiterten die Bürger die Funktion der Stollen um die Lagerung von empfindlichen Nahrungs- und Genussmitteln, da die Temperatur in den Gewölben konstant bei 8–10 Grad liegt. Bis ins 16. Jahrhundert wurde in Bamberg Wein angebaut, der hier gelagert wurde. Natürlich haben auch die Bierbrauer die Vorzüge der Stollen für sich entdeckt. Sie nutzen sie für die Vorratshaltung von Bier, Eis und Malz. Die gemauerten Schienen, auf denen die Fässer lagen, sind heute noch zu erkennen. Die Gärten über den Kellern nutzten die Brauereien dann gleich zum Bierausschank. Da der Sandstein leicht zu formen ist, haben sich einige Bergwerker sogar künstlerisch verewigt. Wie du bei "Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bamberg, Stadtdenkmal und Denkmallandschaft nachlesen kannst", fand man im Felsenkeller der Würzburger Straße 14 eine in den Stein gemeißelte Altarnische. Daneben sind noch Spuren von Masken und Wappen zu erkennen. Auf dem Lerchenbühl 45 hat im Jahre 1819 ein Bauer per Zufall das sogenannte heilige Loch entdeckt. Er wollte einen Keller für die Kartoffellagerung graben und stieß dabei auf eine unterirdische Kapelle mit Kreuzigungsgruppe.
Im Zweiten Weltkrieg haben die Bamberger Behörden die Stollenanlagen als Bunker genutzt. Bereits ab 1941 hat man begonnen, die unterirdischen Gänge und Tunnel als Luftschutzbunker einzurichten. 1944 wurden mehrere Keller am Stephansberg miteinander verbunden, um sie als Produktionsstätten zu nutzen. Bosch und Wieland errichteten im Krieg unter der Erde richtige Fabriken, in der auch Zwangsarbeiter und französische Kriegsgefangene arbeiten mussten. Bosch ließ hier unten zum Beispiel Zündkerzen für Kriegsgeräte herstellen. Fotos dieser Anlagen findest du online auf der Seite des Stadtarchivs. Für manche Bewohner Bambergs wurden die Katakomben jedoch zur Falle. Als am 22. Februar 1945 eine Bombe die Decke zu einem Stollen im Bereich Alter Graben und Seelgasse durchschlug, kamen 54 Menschen ums Leben. Damals befand sich in den Stollen, wie BR24 in einer Reportage berichtet, ein riesiges Vorratslager. Nach Kriegsende plünderten die Bamberger dieses Nahrungsmittellager. Wie in einer Informationsbroschüre der Stadt Bamberg, Abteilung Katastrophenschutz, zu lesen ist, sollen die Einwohner Bambergs ganze Käselaibe und eimerweise Wein heraus geschleppt haben.