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Ausbildungszentrum: Stadt Bamberg kämpft mit Platznöten


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 28. November 2018

Nach dem Bürgerentscheid kämpft die Stadt um das Ausbildungszentrum der Handwerkskammer. Droht nun der Verlust dieser Einrichtung?
Schon heute gibt es nördlich der Geisfelder Straße viele Häuser und Wohnungen (links im Bild). Daran will die SPD nun auch auf dem Gelände der  Muna im Süden anknüpfen.  Foto: Ronald Rinklef


Es ist ein schweres Dilemma, in das sich Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) nach dem für ihn negativen Ausgang des Bürgerentscheids gestürzt sieht. Weil mit dem klaren Sieg der Bürgerinitiative der Bebauungsplan 429 gestoppt ist, muss sich das Stadtoberhaupt nach einer Alternative für das geplante Ausbildungszentrum der Handwerkskammer umsehen. Das ist keine Kleinigkeit.

Bis zum 18. November, dem Tag des Bürgerentscheids in Bamberg, war die Fläche der ehemaligen Munitionsanstalt Ecke Berliner Ring/Geisfelder Straße für den Neubau der Handwerkskammer gesetzt. Man muss wissen: Die Schulungseinrichtung mit angeschlossenem Internat braucht vergleichsweise viel Fläche - vier Hektar. Auf dem Munagelände gleich neben der Stadtautobahn schien sie vorhanden.

Nun also beginnt die Suche von neuem. Starke fahndet derzeit nach Alternativen an der Ohmstraße neben dem Straßenverkehrsaufsichtsamt und in der Lagardekaserne. Doch weil beide Möglichkeiten sowohl vom Platzangebot als auch vom Nutzungskonzept nicht optimal scheinen, geht im Rathaus die Angst um, dass das Ausbildungszentrum doch nicht in Bamberg gebaut wird.

Nach Informationen aus der Stadtverwaltung bemühen sich bereits Lichtenfels und Coburg, den ursprünglichen Favoriten doch noch auszustechen. "Für den Wirtschaftsstandort mit der großen Zahl an Handwerksbetrieben wäre das ein herber Verlust" sagt Starke. Nach seinen Informationen soll die Standortentscheidung bis Ende des Jahres getroffen werden.

Auch der Stadtrat hat das Thema Ausbildungszentrum der Handwerkskammer ganz vorne auf die Agenda gesetzt. Einstimmig sprach er sich am Mittwoch dafür aus, schnellstmöglich einen Standortvorschlag zu entwickeln. Gleichzeitig bekräftigte das Gremium den Plan, die Fläche der Muna zu erwerben. Dafür sollen unverzüglich Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben aufgenommen werden.

Die beiden Beschlüsse wurden getroffen, nicht ohne eine Standortbestimmung nach dem Bürgerentscheid vorzunehmen. CSU-Vorsitzender Helmut Müller warf der Verwaltung vor, die Bürger mit dem Bebauungsplan nicht überzeugt zu haben. Nun gelte es einen Dialogprozess ohne Denkverbote aufzunehmen und die Gräben im Bamberger Osten zuzuschütten. An den Zielen des abgelehnten Bebauungsplans hält die CSU aber fest, dem GroKo-Partner SPD, der sich zwischenzeitlich für eine Wohnnutzung ausgesprochen hat, will die CSU offenbar nicht folgen: "Für uns gilt auch am Montag und am Dienstag noch, was wir am Sonntag vertreten haben."

SPD-Vorsitzender Klaus Stieringer nutzte die Gelegenheit, die Idee eines Wohngebiets auf der Muna-Fläche zu verteidigen. Jetzt wie die CSU auf den abgelehnten Gewerbezielen zu bestehen, würde genaugenommen auf jahrelangen Stillstand hinauslaufen. "Wir würden diese Abstimmung auch in zwei, vier oder sechs Jahren verlieren", sagte Stieringer. Zudem wolle man als Vertreter der Bürgerschaft nicht gegen den erklärten Willen der Bürger handeln. Die SPD habe für ihren Vorschlag, die versiegelten Muna-Flächen zum Wohngelände umzuwandeln, viel Zustimmung erhalten.

Zustimmung kam zum Beschluss auch von der grünen Fraktion. Sprecher Ralf Dischinger sprach sich dafür aus, jetzt in aller Ruhe und ohne Aufgeregtheit ein neues Konzept für die Muna zu entwickeln. Alle bestehenden Pläne und Überlegungen seien durch den Bürgerentscheid auf null gesetzt.