Druckartikel: Aus Holz wird Stahl: Bambergs Hainbad steht vor umfassender Sanierung

Aus Holz wird Stahl: Bambergs Hainbad steht vor umfassender Sanierung


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 08. Juni 2016

Ein heikles Sanierungsprojekt beginnt im Herbst. Die Frage ist: Wie kann das Hainbad saniert werden, ohne den Charme der Anlage zu gefährden?
Was passiert mit dem Hainbad? "Eingriffe" in einem beliebten Bamberger Freizeitparadies sind wohl unvermeidlich. Sie betreffen zuallererst die große Liegeterrasse.  Foto: p.


Es ist der Ort, an dem der Sommer in Bamberg zelebriert wird wie nirgendwo sonst: Die Holzplattform am Regnitzufer im Hain, bekannt auch als Studentengrill, besitzt Kultstatus. Dass die Stadtwerke hier in den nächsten Jahren eine umfassende Sanierung planen, weil die Sicherheitsvorschriften es erfordern, ist Fakt, weckt aber auch Befürchtungen. 2009 hatten Überlegungen im Aufsichtsrat der Stadtwerke, ein Badeverbot zu verhängen, für eine kleine Bürgerrevolte gesorgt.

2016 scheint man in der Stadtspitze klüger geworden zu sein. Schon im März dieses Jahres gab es vor Ort Gespräche zwischen der Politik, den Stadtwerken und der Interessengemeinschaft Hainbad (IG) anhand bestehender erster Pläne. Wie notwendig der Austausch war, zeigte sich schnell. Denn die Überlegung einer Konzeptstudie, das Holzgeländer am Steg durch ein Drahtgeflecht zu ersetzen, erzeugte bei den Anhängern des Hainbads alles andere als Begeisterung: "Uns scheint der Austausch Holz durch Stahl erheblich. Der Charme des Bads wäre dahin", sagt Christiane Hartleitner.


Sanierungsbedürftigkeit ist gar keine Frage

Die IG Hainbad stellt die Sanierungsbedürftigkeit des Hainbads gar nicht in Frage. Allerdings plädieren Hartleitner und Co. schon aus Kostengründen dafür, so behutsam wie möglich vorzugehen. So hätte man sich gewünscht, einzelne morsche Balken und Bretter des Stegs sukzessive zu ersetzen, um so eine Totalsanierung zu vermeiden.

Doch diese ist offenbar unausweichlich. Wie es bei den Stadtwerken heißt, soll die bestehende hölzerne Unterkonstruktion durch ein Tragwerk aus Stahl ersetzt werden, das waagrecht im Ufer verankert wird. Baubeginn wird voraussichtlich im Herbst 2017 sein. Die Kosten sind ein Teil der grob geschätzt insgesamt 1,8 Millionen Euro teueren Maßnahme. Der Steg wird künftig wie ein Balkon frei über der Regnitz schweben.

Eine stückweise Reparatur wie von der IG vorgeschlagen ist aus Sicht der Stadtwerke ausgeschlossen. "Der Sanierungsbedarf ist so groß, dass wir um eine grundlegende Erneuerung nicht mehr herumkommen", sagt Jan Giersberg und erinnert daran, dass die Plattform aus Sicherheitsgründen abschnittsweise schon geschlossen werden musste. Giersberg betont aber, dass es bei allen Plänen oberstes Ziel sei, "den Charme des Bades zu erhalten. "Wir haben aus dem Jahr 2009 gelernt", sagt er.

So ist die in früheren Plänen eingezeichnete Drahtversion eines Geländers mittlerweile vom Tisch. Auch müssen Badegäste und Sonnenanbeter nicht befürchten, dass alles umgekrempelt wird. Die Auflage auf dem Unterbau wird wie bisher aus Holz ausgeführt. "Auch die Anmutung wird die sein, die man kennt", sagt Giersberg.


Auch die Kabinen sind marode

Freilich ist der Neubau eines Stegs nicht die einzige Herausforderung, vor der die Stadtwerken als Eigentümer im Hainbad stehen. Auch die mittlerweile 80 Jahre alten Kabinen, die Dächer und vor allem ihre Unterkonstruktion sind aus Sicht der Experten durch den Alterungsprozess in Mitleidenschaft gezogen. So stark, dass ein zweiter und ein dritter Bauabschnitt ihre Erneuerung und in der Folge eine Neustrukturierung des gesamten Bades erforderlich machen.

Genau hier liegen weitere Befürchtungen der IG Hainbad. Die bisherigen Gespräche mit dem Bauherren wecken laut Christiane Hartleitner Sorgen, dass sich nicht nur Anmutung und Bauart der Kabinen verändern könnten, sondern auch ihre Zahl. Diese Kabinen, so muss hinzugefügt werden, befinden sich teils seit Generationen in Familiengebrauch und stellen ein starkes Stück Identifikation dar. Auch eine Verlagerung des Kinderbeckens in den rechten Teils des Hainbads, dort, wo sich heute die so genannte heilige Wiese befindet, sieht die IG skeptisch. Sie fürchtet, dass der Umbau dem Hainbad am Ende seine unverwechselbare Atmosphäre rauben und zu einer erheblichen Verteuerung führen könnte. Derzeit liegt der Eintrittspreis mit einem Euro pro Person auf günstigstem Niveau.

Ausgeschlossen ist dies angesichts überschaubarer Einnahmen nicht, bestätigt Jan Giersberg von den Stadtwerken. Doch was für Alternativen gibt es für das Bad, das jährlich von 30000 bis 50000 Menschen besucht wird? "Wenn wir nichts tun, dann kann man die Badestelle bald gar nicht mehr nutzen", sagt Peter Gack. Dem grünen Aufsichtsrat ist es wegen der Beliebtheit der Anlage aber wichtig, dass das Projekt im Dialog mit den Bürgern abgestimmt wird. Dass diese Kommunikation gute Ergebnisse bringt, bestätigt Ursula Redler. Die Stadtwerke-Aufsichtsrätin der Freien Wähler hat persönlich in den Gesprächen mitgewirkt, auch, um "ein Dilemma wie 2009" zu vermeiden. Erste Erfolge kann sie etwa für die im zweiten Abschnitt geplante Erneuerung der Kabinen vermelden. Statt eines Abrisses gehe man nun von einer "Sanierung im Bestand" aus.