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Auktion im Bamberger Kesselhaus


Autor: Corina Erk

Bamberg, Sonntag, 30. Sept. 2012

Ein Bamberger Kunstliebhaber treibt den Preis für das Objekt "Blick ins Paradies" in die Höhe, ratlose Gesichter und enttäuschte Mitbieter, aber auch Unterhaltung inklusive.
Fotos: Barbara Herbst


Zugegeben, bei Christie's oder Sotheby's wäre es sicherlich professioneller zugegangen als am Samstagabend im Bamberger Kesselhaus. Aber den Anspruch, eine perfekt geplante Auktion durchzuführen, hatte beim Berufsverband Bildender Künstler (BBK)Oberfrankenohnehin niemand. Experimentell sollte es zugehen bei der abendlichen Versteigerung, bei der ein von 14 Künstlern des BBK auf der Landesgartenschaugestaltetes Holzbretterkarree, das Objekt "Blick ins Paradies", unter den Hammer kam. Und spannend gestaltete sich die Aktion allemal, sorgte doch gerade ein an Kunst interessierter Bieter schon zu Beginn mit einem Gebot im hohen dreistelligen Bereich für Unruhe und Verwunderung bei Organisatoren wie Mitbietern gleichermaßen.

Aber der Reihe nach: Es ist 20 Uhr und Christiane Toewe, 1. Vorsitzende des BBK Oberfranken, eröffnet die Auktion.

Zehn Euro ist der Einstiegsbetrag pro zu versteigerndes Brett, 72 Bretter gibt es insgesamt; wer mitbieten will, hebt die ihm zugeteilte Nummer in die Höhe; der Reinerlös der Versteigerung kommt der nächsten Ausstellung im Kunstraum Kesselhaus zugute. So weit, so gut. Das sind also die Fakten.Auktionator Werner Kohn testet derweil seinen Hammer, mit dem er schwungvoll und lautstark die Gebote beenden wird.Franz Ullrich vom Kunstverein Bamberg führt die rund 30 Anwesenden noch einmal um das Holzkarree und erläutert die einzelnen Bilder, etwa "Adam mit Apfel", "Lilith" oder "Die Schlange". Die Versteigerung des Paradieses kann beginnen.

Alle Bretter gehen an einen Bieter


20.30 Uhr: Es ist die Überraschung des Abends. Ein unbekannter Bieter gibt sein Einstiegsgebot ab: 720 Euro für das gesamte Objekt. Kohn, Toewe, Ullrich, alle sind einigermaßen ratlos, wie es nun weitergehen soll. Bekommt der bisher namenlose Kunstliebhaber jetzt sofort den Zuschlag? Müssen alle anderen ohne Landesgartenschau-Brett nach Hause gehen? Oder legt vielleicht noch jemand nach und geht über 720 Euro? Es wird nach einer Lösung gesucht, mit der alle einverstanden sind. Dadurch zieht sich das Prozedere in die Länge, die ersten Besucher verlassen ungeduldig das Kesselhaus.

Mittlerweile ist es 21 Uhr und eine Zwischenlösung gefunden: Zunächst sollen die Einzelbretter versteigert werden. Liegt der Gesamterlös aus dieser ersten Runde dann höher als das Gebot von Michael Ehmann, der bei dem ganzen Hin und Her ruhig geblieben ist, muss der Bamberger noch einmal nachziehen. Werner Kohn kann also seines Amtes walten: Einzelne Bretter, aber auch Gesamtbilder aus mehreren Holzplanken wechseln den Besitzer, einige für über 100 Euro. Bieternummer schnellen in die Höhe; heimlich wird das Bargeld in den Portemonnaies gezählt, ob man überhaupt noch mitgehen kann; Gebote werden ausgerufen; der Auktionshammer beendet lautstark die jeweilige Runde.

22 Uhr, das Auktionsende naht und damit die alles entscheidende Frage: Kommen die Einzelgebote in der Summe über 720 Euro? Sie kommen, und zwar auf ziemlich genau das Doppelte. Alle Blicke richten sich auf Ehmann. Wird er sein Gebot noch einmal aufstocken? Er wird: Mit leiser Stimme verkündet er "Ich erhöhe auf 1720 Euro." Schweigen. Da geht niemand mehr mit. Ehmann erhält den Zuschlag. Applaus. Schüchtern erklärt er, er habe das Kunstwerk im Gesamten erhalten wollen, daher sein forsches Einstiegsgebot. Außerdem sammle er seit einiger Zeit Objekte von Bamberger Künstlern. Was er denn nun mit dem Holzkarree anfangen wolle? Einige Bilderteile wird er in seinem Haus aufstellen, andere erst einmal einlagern. Vielleicht ergebe sich ja im Rahmen einer Bamberg-Ausstellung noch einmal die Möglichkeit, das Gesamtkunstwerk zu zeigen.Einzelne sind enttäuscht, dass sie "ihr" Brett nicht mitnehmen dürfen. Doch die Auktion bot gute Unterhaltung. So hatte letztlich jeder etwas davon, wenn es auch nicht ein neues Kunstwerk für Zuhause war.

Projekt


Der BBK Oberfranken hat in sieben Tagen ein "Paradies" erschaffen.Mehrere Künstler des Verbandes haben rotierend einen Holzkubus von innen mit ihren eigenen Vorstellungen vom Paradies beklebt, bemalt oder gespachtelt. Der Betrachter war "außen vor", hatte er doch lediglich durch Löcher in der Holzwand die Möglichkeit, die Kunstschaffenden und ihr Werk zu beobachten.

Video


Auf der Homepage des Film & Video Clubs Bamberg lässt sich die Entstehung des Objekts "Blick ins Paradies" visuell mitverfolgen.


Mehr im Netz: http://www.filmclub-bamberg.de