Druckartikel: Auftakt im Bamberger Chefarzt-Prozess: Anwalt des Angeklagten verliest Erklärung

Auftakt im Bamberger Chefarzt-Prozess: Anwalt des Angeklagten verliest Erklärung


Autor: Christian Pack

Bamberg, Mittwoch, 08. November 2017

Am Mittwochmittag begann der Prozess gegen einen ehemaligen Chefarzt des Bamberger Klinikums. Der Angeklagte äußerte sich mittels seines Anwalts.
Merzbach


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Zum Prozessauftakt gegen einen ehemaligen Chefarzt des Bamberger Klinikums hat der Angeklagte zum Tatvorwurf selbst keine Angaben gemacht. Stattdessen ließ der 46-Jährige von seinem Anwalt Dieter Widmann eine Erklärung verlesen.

Darin wies der Beschuldigte die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurück. Alle sexuellen Handlungen seien immer im Einvernehmen mit den Frauen geschehen. So auch der Vorfall, weswegen der 46-Jährige nun vor Gericht steht. An diesem Tag habe es einen kurzen einvernehmlichen sexuellen Kontakt mit einer Kollegin gegeben.

Der Angeklagte würde nicht dem klassischen Täterprofil entsprechen, der mit Macht und Gewalt Frauen sexuell unterdrückt. An seinem Arbeitsplatz hätte stets ein loyaler Umgang geherrscht. "Ich war beliebt, nicht gefürchtet", zitierte Widmann seinen Mandanten. Der 46-Jährige vermutet in dem Prozess ein Komplott. Dem Mediziner solle geschadet werden, weil dieser nicht bereit gewesen sei, "weitergehende Erwartungen" der Frauen zu erfüllen.


Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Vergewaltigung vor


Laut Anklageschrift soll der 46-Jährige am Arbeitsplatz zu mehreren Mitarbeiterinnen "Kontakt mit sexuellem Inhalt" aufgenommen haben. In der Folge sollen einige Frauen an dem Angeschuldigten einvernehmlich sexuelle Handlungen ausgeführt haben.

Im Dezember 2016 soll es dann zu dem Vorfall gekommen sein, weshalb es zur Anklage kam. Unter dem Vorwand, dass er sie wegen einer Abrechnung unter vier Augen sprechen wolle, soll der Angeklagte das mutmaßliche Opfer in eine kleine Küche gebeten haben. Dort soll er die Tür abgeschlossen und die Frau zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben. Die Zeugin soll dies aber entschieden abgelehnt haben.

Der Angeklagte soll die Frau daraufhin weiter bedrängt haben. Laut Anklage sei die Zeugin "um weiterem massivem sexuellem Drängen und Übergriffen durch den Angeschuldigten in der Zukunft zu entgehen und aus Furcht vor beruflichen Nachteilen", dem Drängen nachgekommen. Als die Frau aufhörte und dem Angeklagten sagte, dass es reiche, soll dieser sie an der Schulter gepackt und sie auf den Mund geküsst haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 46-Jährigen deshalb Vergewaltigung vor.

 

 


Am 31. Januar endete das Arbeitsverhältnis


Zu Beginn des Jahres hatte die Sozialstiftung Bamberg, Träger der Klinik, den leitenden Mediziner wegen arbeitsrechtlichen Fehlverhaltens freigestellt. Der Chefarzt hatte seine Kündigung am 31. Dezember eingereicht, zum 31. Januar endete das Arbeitsverhältnis. Nachdem die Tatvorwürfe bekannt wurden, hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Vom 13. Januar bis zum 8. Februar 2017 befand sich der 46-Jährige in Untersuchungshaft. Dann wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgeführt.