Aufseßhöflein: Aus Ruine wird eine Augenweide
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Sonntag, 31. August 2014
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt nur hochkarätige Objekte. Für die Rettung des barocken Bamberger Aufseßhöfleins, das zum "Tag des offenen Denkmals" am 14. September besichtigt werden kann, gab sie zum zweiten Mal eine stattliche Summe.
Es soll Lottospieler geben, die sich mit der guten Tat trösten, wenn sie mal wieder nicht gewonnen haben. Die gute Tat kann darin bestehen, dass mit "ihrem" Geld ein Beitrag zur Instandsetzung historischer Gebäude geleistet wird, zum Beispiel der Oberen Pfarre am Kaulberg, Schloss Weißenstein in Pommersfelden, der Felsenkelleranlage in Oberhaid oder - aktuell - dem Bamberger Aufseßhöflein.
Was Glücksspiel und Denkmalschutz miteinander zu tun haben, erklärten Uwe Franke, Ortskurator Kulmbach/Oberfranken der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, und Hubert Hennes von der Staatlichen Lottoverwaltung in Bayern bei einem Ortstermin in dem barocken Einzeldenkmal in der Nordflur: Die private gemeinnützige Denkmal-Stiftung erhält einen erklecklichen Teil des Geldes, mit dem sie Denkmal-Besitzer unterstützt, von der Glücksspirale.
Franke und Hennes besuchten schon zum zweiten Mal das Aufseßhöflein und dessen
1,7 Millionen Euro Gesamtkosten
Franke, von Beruf Restaurator, lobt die architektonische Ausstattung des"piano nobile", wie man im Barock die vornehme erste Etage gern nannte, in höchsten Tönen. Da sei ein Meister seines Fachs tätig gewesen.
Das Besondere an der Arbeit sei, dass der Stuck nicht aus Gips, sondern reinem Kalkputz bestehe; jedes der unzählige Ornamente sei an Ort und Stelle von Hand gefertigt worden. Nicht zuletzt wegen seines prächtigen Stucks aus der Zeit um 1752 gilt das Aufseßhöflein dem Landesamt für Denkmalpflege als Unikat in der reichen oberfränkischen Denkmallandschaft.
Als das Ehepaar Fiedler das Kleinod erwarb, war es halb verfallen. Aus eigener finanzieller Kraft hätten sie das Sanierungs-Abenteuer nicht in Angriff nehmen können, sagen Andrea und Stefan Fiedler.
Sie rechnen derzeit mit Gesamtkosten von 1,7 Millionen Euro; das wären 200.000 Euro mehr als veranschlagt. Die Rettung des barocken Sommerschlösschens käme noch viel teurer, würden die Hausbesitzer nicht fast jede freie Stunde auf der Baustelle verbringen und Hilfe aus Familie und Freundeskreis erhalten.
Viele Geldgeber beteiligt
Weil auch Stadt Bamberg, Freistaat Bayern, Bund und Oberfrankenstiftung die Sanierung fördern, ist aus dem einstigen Schandfleck inzwischen ein Blickfang geworden. Am Tag des offenen Denkmals" ist es - wie sechs weitere Bamberger Denkmäler - zugänglich. Allerdings nur eingeschränkt, weil das Haus noch Baustelle ist.
Festsaal wird zugänglich sein
Man wird einen Blick ins Erdgeschoss werfen können, das Familie Fiedler zunächst für sich hergerichtet hat, bis sie unters Dach ziehen kann. Offen sein wird der erste Stock mit seinem noch unfertigen Festsaal und Kabinetten.
Mit dem Kulturamt der Stadt Bamberg ist bereits eine spätere Nutzung des Saals für besondere Veranstaltungen und Anlässe vereinbart. Er ist inzwischen wieder über eine rekonstruierte Freitreppe zugänglich, die den Schloss artigen Charakter des Aufseßhöfleins betont.
Der besondere Clou an der Treppe: Im Sockel baut man die Sanitärräume für die Öffentlichkeit ein.Das ist eine von vielen Ideen, die die Hausbesitzer und ihr Architekt in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege eingebracht haben, damit einer zeitgemäßen Nutzung möglichst wenig historische Substanz geopfert werden musste.
Am 14. September wird das Aufseßhöflein von 10 bis 18 Uhr von der Familie Fiedler gemeinsam mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt präsentiert. Diese führte das Einzeldenkmal in der Nordflur viele Jahre auf ihrer Liste der akut gefährdeten Einzeldenkmäler und ist nun eine große Sorge los.
Laut Andrea Fiedler werden am Denkmaltag auch Mitarbeiter von drei beteiligten Firmen sollen anwesend sein und Interessierten Rede und Antwort stehen.