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Brose Metros: Stoschek verspricht, dass Bamberg am meisten profitiert


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 02. August 2017

Die mögliche Umbenennung der Brose Bamberg in Brose Metros hat eine heftige Debatte ausgelöst. Viele Fans überzeugt der Name nicht.
Noch ist die Umbenennung der Brose Bamberg in Brose Metros nur Zukunftsmusik. Der neue Name soll die Bamberger Begeisterung für den Basketballsport in die ganze Metropolregion Nürnberg übertragen. Ob das klappt?   Montage: Dagmar Klumb/Foto: Ronald RInklef


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So viel scheint am Tag nach einer Verwirrung stiftenden Pressemitteilung der Brose Bamberg klar zu sein: Die Bamberger Spitzenbasketballer werden in Zukunft möglicherweise ihren Namen in Brose Metros ändern. Aber mit dieser Umbenennung ist nicht die lokale Verortung der Spitzenbasketballer in Bamberg in Frage gestellt. Dies hat Michael Stoschek gegenüber unserer Zeitung klar gestellt.


Umbenennung ins Auge gefasst

Stoschek bekräftigt in einem Schreiben sein Ziel, die Metropolregion für den Bamberger Basketball gewinnen zu wollen. Für die Umsetzung des Projekts sei eine Umbenennung des Teams ins Auge gefasst. "Letzteres wird allerdings erst erfolgen, wenn das Projekt, von dem die Bamberger am meisten profitieren, wirklich realisiert werden kann", erklärt der Aufsichtsratvorsitzende.

Das Projekt, von dem Stoschek spricht, ist kein unbekanntes. Damit die Bamberger Basketballer auch in Zukunft die Lizenz erhalten, um in der Euroleague mit den besten europäischen Teams spielen zu können, braucht die Stadt eine Spielstätte mit mindestens 10 000 Sitzplätzen und entsprechender Ausstattung. Dazu muss man wissen: Der FC Bayern München wird bis 2021 über eine solche Halle in München verfügen.


München Paroli bieten

Um in diesem Wettbewerb mithalten zu können und die Führungsrolle nicht an die Landeshauptstadt abzugeben, will Stoschek das Potenzial der Metropolregion mit 3,5 Millionen Menschen besser nutzen. Bamberg und Brose als Hauptsponsor seien zu klein, um München Paroli bieten zu können.

Doch wie kann es gelingen, sehr viele Menschen in einem so heterogenen Großraum für ein in Bamberg beheimatetes Team zu begeistern? Hier kommt nun der Name Brose Metros ins Spiel. "Wir sehen die Namensänderung als wichtige Voraussetzung für die Identifikation des Großraums Nürnberg mit dem Basketball in Bamberg, der nur mit zusätzlichen Sponsoren, Besuchern und einer breiten politischen Unterstützung mittelfristig auf europäischem Topniveau gehalten werden kann", ließ der Verein am Mittwoch auf seiner Homepage verlauten. Zudem wolle man so eine Konkurrenzsituation zwischen den Städten verhindern und eine Zusammenarbeit im Sinne des Metropolgedankens fördern.

Ein bisher "kaum erschlossenes Potenzial" sieht Brose-Bamberg-Geschäftsführer Rolf Beyer beispielsweise in den rund 100 000 Studenten in der Metropolregion. "Basketball ist vor allem in den USA der Universitätssport Nummer eins. Diese Bewegung wollen wir auch nach Franken übertragen", erklärt Beyer.


Zustimmung aus der Politik?

Glaubt man dem Verein, dann fand die Vorstellung des Metropolprojekts bei den Fraktionsvorsitzenden der Stadt Bamberg am Dienstagabend große Zustimmung. Wie OB Andreas Starke (SPD) sagte, soll dem Stadtrat die Einrichtung einer neuen Projektgruppe vorgeschlagen werden. Dieses Gremium soll für einen überschaubaren Kostenbeitrag die Grundlagen für eine Meinungsbildung in der Öffentlichkeit erarbeiten.

Derzeit sind noch alle wichtigen Details ungeklärt. Dazu gehört vor allem die Frage, wie sich ein solches Projekt mit einem geschätzten Volumen von 30 bis 35 Millionen Euro finanzieren lässt. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) hatte am Dienstagabend gesagt, es liege auf der Hand, dass die Stadt Bamberg nicht als Investor auftreten werde. Dies werde wohl auch Hauptsponsor Brose nicht tun, sagte Starke.


Einlage in Millionenhöhe

Die neue Projektgruppe soll sich auch mit der Frage beschäftigen, was im Fall eines Neubaus mit der bestehenden Halle an der Forchheimer Straße geschieht. 2010 war sie vom Konzern Stadt aus der Insolvenz herausgekauft worden. Der Kaufpreis betrug 4,5 Millionen Euro.


Kommentar des Autors:

Sind wir nicht alle Metros?

Vermutlich wird es noch 1000 Jahre dauern, bis der Bamberger mit Stolz bekennt, er sei ein Metro, also ein Bewohner der Europäischen Metropolregion Nürnberg. Beim Nembercher dürfte es mit der überregionalen Identifikation auch nicht weit her sein. Schon die Rivalität mit der Nachbarstadt Fürth ist legendär.

Wenn sich Kommunalpolitiker im Glanz des Großraums sonnen, wundert das nicht. Die Metropolregion macht eine aus Dutzenden Kleinzentren bestehende Region zumindest auf dem Papier zur Großmacht, auch wenn die kaum einer kennt. Deshalb ruft man ihnen nur allzu gerne zu, dass sie es dabei nicht übertreiben sollen: Der Begriff der Metropolregion wurde von Marketingstrategen auf dem grünen Tisch entwickelt und ersetzt noch lange kein gewachsenes Wir-Gefühl.

Dennoch: Wer will Michael Stoschek dafür tadeln, dass er in einer anderen Dimension denkt? Wer sich im Basketball mit den größten Städten Europas misst, wer jährlich viele Millionen locker macht, der muss alles tun, um die Basis zu verbreitern, sonst ist der Misserfolg vorprogrammiert.

Für ihn ist es zwingend, in einem Raum, der durch Pendlerströme ohnedies zusammenwächst, den die Geschichte mehr verbindet als trennt, das große gemeinsame Dach zu suchen.

Und in Bamberg? Solange die Basketballer hier auflaufen und nicht in Nürnberg, so lange die Erfolgsgeschichte weitergeht, wird man den nun schon seit Jahren anhaltenden Wechsel von Vereins- und Hallennamen mit einem Murren hinnehmen.

Und wer weiß: Vielleicht schafft Stoschek ja tatsächlich, den fränkischen Lokalpatriotismus zu besiegen. Auf dass die Bamberger und die Nürnberger dereinst mit Stolz bekennen: "Wir sind alle ein bisschen Metro!"