Druckartikel: Auf der Bamberger Bühne: "Der arme Lazarus"

Auf der Bamberger Bühne: "Der arme Lazarus"


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Donnerstag, 05. März 2015

"Der arme Lazarus" feiert am 15. März auf der Bühne des Bamberger Brentano-Theaters Premiere. Märchenhaft der Anfang der Geschichte, die in der düsteren Realität endet. Eine Erzählung, die Theaterprinzipal Martin Neubauer Zuschauern gerade angesichts des Flüchtlingselends ans Herz legt.
Martin Neubauer in der Rolle des armen und nun endlich reichen Mannes. Foto: pr


"Wer fastet, kann es sich leisten; Millionen hungern ziellos." Worte des Journalisten Werner Hadulla, die nachdenklich machen - gerade angesichts der zahllosen Flüchtlinge, die Bamberg mit nichts als der Hoffnung auf eine bessere Zukunft erreichen. Im Brentano-Theater widmet man sich zur Fastenzeit von jeher ernsten Themen, "die an Grenzfragen des Lebens führen", wie es Theaterprinzipal Martin Neubauer auf den Punkt bringt. Mit einem szenischen Monolog meldet sich der Bamberger am 15. März in diesem Sinne wieder zu Wort: als "armer Lazarus".

Keine leichte Kost

Geschichten ums Sterben, den Tod. Erinnerungen an das grausamste Kapitel deutscher Vergangenheit, das Augenzeugenberichte aus dem Warschauer Ghetto wieder heraufbeschworen: "Die Erfahrung zeigt, dass das Publikum gerade für solche Programme sehr dankbar ist, was mich wiederum ermutigt", berichtet Neubauer. Auf gute Resonanz seien in den vergangenen Jahren auch durchaus sperrige literarische Werke von Tolstoi, Claudel oder etwa Wilde gestoßen, die alle doch eines verband: "dass darin von Dingen die Rede ist, über die man normalerweise schweigt".

Märchenhaft beginnt das neue Programm des Brentano-Theaters. So stößt ein mittelloser Mann in einer von einem sonderbaren Schneider gefertigten Jacke auf Geld. Und bei einem Schein bleibt es nicht, nachdem der Protagonist in der Brusttasche wieder und wieder stattliche Beträge findet. Er braucht die Scheine nur herauszuziehen. Ein Leben im Reichtum, ohne Arbeit: wunderbar, oder?

"Es dauert, bis das vermeintliche Glückskind begreift, was mit jedem Schein, mit jeder eigennützigen Geldausgabe verbunden ist", so Neubauer: "Irgendwo geschieht auf der Welt gleichzeitig ein Verbrechen." Ungewollt hat sich der einst so arme Mann in einem Netz aus Reichtum, der Gier nach mehr, Unrecht und Schuld verfangen.
"Kann Reichtum, der auf der Not anderer basiert, Menschen aber auf Dauer beglücken?", fragt der Brentano-Theater-Prinzipal. "Welchen Ausweg gibt es aus dem verfahrenen Spiel?" Damit muss sich auch der Anti-Held des szenischen Monologs auseinandersetzen. Wobei er erst jetzt erkennt, wie mächtig und gefährlich der eigentliche, unsichtbare Gegner ist . . .

Spekulation mit Hungersnöten

"Leider ist diese Geschichte aber mehr als ein Märchen, sie entspricht unserer traurigen Realität", meint Neubauer. "In einer Welt, in der Großkonzerne ihren Reichtum mit der Ausbeutung von Arbeitskräften in ärmsten Ländern mehren, durch Kindersklaverei, Umweltzerstörung, die Spekulation mit Hungersnöten, tragen wir Zauberjacken schneller als uns lieb ist. " Schon mit einem Hosen- oder Lebensmittelkauf fänden sich Wohlstandsbürger eben ungewollt und ungeahnt in der Rolle eines Mit-Ausbeuters, ja Profiteurs wieder: "Jeder weiß schließlich, wie viel Unrecht und Leid gerade mit Billig-Einkäufen und Schnäppchen verbunden ist."

Bewusst wählte Neubauer für den szenischen Monolog zur Fastenzeit auch den "armen Lazarus" als Titel: Verbirgt sich dahinter doch eine besonders krasse biblische Geschichte. Demnach hungert der mittellose Mann vor der Türe des reichen Prassers, bis beide den Tod finden und sich das Verhältnis ins Gegenteil verkehrt. "Missbraucht man die Erzählung nicht als Drohbotschaft, ist sie ein radikaler Schrei nach Gerechtigkeit, der uns alle angeht", so Neubauer. Schließlich liegt in der globalisierten Welt der arme Lazarus präsenter denn je vor unserer Tür - "ob wir ihn sehen wollen oder nicht". Das möchte der Brentano-Theater-Prinzipal, der in die Rolle des genusssüchtigen Verschwenders schlüpft, zur Fastenzeit Menschen vor Augen führen. "Ja, das Thema ist unbequem, bohrend auch für mich, aber ein Herzensanliegen."


Auf einen Blick

Der arme Lazarus": Unter diesem Titel findet am Brentano-Theater ein szenischer Monolog zur Fastenzeit mit Martin Neubauer statt. Die Termine: Sonntag, 15. März, 17 Uhr (Premiere), Donnerstag, 19. März, 20 Uhr,
Sonntag, 22. März, 17 Uhr, Donnerstag, 2. April, 20 Uhr, und Freitag, 3. April, 17 Uhr. Plätze können am Bamberger Brentano-Theater (Gartenstraße 7) unter der Telefonnummer 0951/ 54528 reserviert werden.