Auf Bamberg zugeschnitten
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Montag, 04. Februar 2019
Die Traditionsfirma Greiff hat ein zwei Millionen Euro teures Bekenntnis für den Standort geleistet: Eine neue Lagerhalle ist in Betrieb. An der Memmelsdorfer Straße wird Berufsbekleidung entworfen - gefertigt wird in zehn Ländern.
In der Textilindustrie wird auf Kante genäht. Mehr als 2500 Mitarbeiter hat die Firma Greiff in den 1950er-Jahren in Bamberg beschäftigt. 2005 waren es nur noch 65. Heute sind es 135. Sie lenken die Verfahren und liefern die Ideen, die Schnittmuster und Prototypen. Produziert wird in Bosnien, Marokko, Mazedonien, Moldawien, Pakistan, Rumänien, Vietnam, Ungarn, in der Türkei und der Ukraine. Das Know-How aber stammt aus Bamberg - und so soll es bleiben: "Das ist uns sehr wichtig, das ist unser Wettbewerbsvorteil. Für uns ist Qualität etwas sehr wichtiges", sagt Hans-Peter Beck, der mit Jens Möller das Unternehmen 2005 übernommen hat.
Wie um das zu unterstreichen, führen beide wenig später durch die neue Lagerhalle. Auf zwei Etagen bietet das Gebäude fast 2000 Quadratmeter Fläche. Gerade werden Rohwaren für 100 000 Fertigteile einsortiert: von der Baumwollbluse bis zum Softshellmantel. Zwei Millionen Euro hat Greiff in den Neubau investiert - ein Standortbekenntnis.
"Unser Geschäftsmodell beruht darauf, dass wir unseren Kunden schnell beliefern können", sagt Möller. "Da sind wir mit den begrenzten Flächen an unsere Grenzen gestoßen." Durch den Neubau an alter Stelle hat Greiff seine Lagerkapazität verdoppelt, kann Lieferengpässe vermeiden und individuelle Großkundenprojekte besser abwickeln.
Diese Kunden sitzen in Deutschland und Europa, aber auch in Großbritannien, Russland und Australien. 40 Prozent der Waren gehen ins Ausland, 1800 Vertriebspartner sind logistisch verknüpft. Berührungspunkte mit dem "Endverbraucher" hat Greiff typischerweise nicht - nur im hauseigenen Fabrik-Laden, der längst zum markenübergreifenden Mode-Sortimenter gewachsen ist.
Das Kerngeschäft ist jedoch die Berufsbekleidung. "Unsere Kleidung wird an fünf Tagen in der Woche getragen", sagt Beck. Dementsprechend wichtig sei, dass alles "passt". Kein Wunder, dass der Firmenslogan so lautet. Greiff liefert die Jacke für den Koch und das Hemd für den Empfangs-Assistenten ebenso wie die Uniform der Stewardess und das Dress der Krankenschwester. Innovativ sind die individuellen Kollektionen, die speziell auf die Wünsche der einzelnen Kundenfirmen hin entwickelt werden, um die Marken und das Selbstbild der Unternehmen auch modisch auf den erste Blick deutlich zu machen - Stichwort: Corporate Identity.
Trends erkennen
Diese Prototypen entstehen in der Kreativ-Werkstatt des Bamberger Traditions-Unternehmens. In dieser Produktschmiede, oder besser Nähstube, kommt es darauf an, Trends zu erkennen: "Aktuell gibt es eine Denim-Welle im Gastrobereich. Eine Schürze aus Jeans-Stoff wäre noch vor ein paar Jahren unvorstellbar gewesen", sagt Beck. Slim-Fit-Hemden haben ebenfalls Einzug in die Berufskleidung gefunden - spätestens seit Bundestrainer Jogi Löw darin an der Seitenlinie steht. Früher habe es eine Passform gegeben, heute gebe es drei, sagt Möller - ebenfalls ein Grund für gestiegene Lageranforderungen.
"Forschung und Entwicklung" nennen die Geschäftsführer eine weitere Bamberger Abteilung. Es gehe darum, den Komfort beim Tragen zu erhöhen. In der Mode sei das zweitrangig, nicht aber im Berufsleben. Um auch bei anstrengenden Arbeiten zu verhindern, dass der Träger überhitzt, verarbeitet Greiff spezielle Mikro-Partikel im Gewebe, die Wasserdampf regulieren - die "37,5-Technologie". Langlebig und waschbar muss Berufskleidung ebenso sein - vom Anzug bis zur Kochjacke. Trotzdem gibt es große Unterschiede: "Ein Busfahrer braucht einen anderen Stoff als jemand, der in einer Rezeption steht", erklärt Beck.