Druckartikel: Auch künftig zwei Abgeordnete für Bamberg ?

Auch künftig zwei Abgeordnete für Bamberg ?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 20. Sept. 2017

Wie viele Abgeordnete werden Bamberg künftig in Berlin vertreten? Welche Chancen haben Grüne und FDP über die Liste, und wie schneidet die AfD ab?
In der Gartenstadt findet man sie einträchtig nebeneinanander: die Direktkandidaten von SPD und CSU.  Ronald Rinklef


So spannend wie in Bayreuth sind die Bundestagswahlen in Bamberg nicht. In der Bezirkshauptstadt haben neben dem oder der Gewinnerin des Direktmandats drei weitere Kandidaten realistische Chancen in den Bundestag einzurücken. Denn selbst wenn sie nicht den Wahlkreis erobern sollten, sind die Bewerber von SPD, FDP und AfD über ihre jeweilige Landesliste gut abgesichert.

Von so viel Gewicht auf der nationalen Bühne kann man in Bamberg nur träumen. Dort sieht es derzeit danach aus, dass es nach der Bundestagswahl weiter geht wie gehabt. In diesem Fall würde das Gespann Thomas Silberhorn (CSU) und Andreas Schwarz (SPD) die Region in Berlin vertreten.


Kleine haben kaum Chancen

Die Aussichten, dass es über die Liste auch Lisa Badum (Grüne) und Sebastian Körber (FDP) in den Bundestag schaffen, sind dagegen eher gering. Badum und Körber rangieren auf ihren Landeslisten mit Platz elf und 15 auf hinteren Rängen. Es würde schon einen politischen Erdrutsch erfordern, damit ihnen der Sprung nach Berlin gelingt. Als grobe Faustformel rechnen Wahlbeobachter in Bayern mit einem Parlamentarier pro einem Prozent Wahlanteil.

Blicken wir vier Jahre zurück: 2013 konnte Thomas Silberhorn (CSU) souverän das Direktmandat im Wahlkreis 236 verteidigen: 52,2 Prozent der wahlberechtigten Bürger beförderten den CSU-Mann in den Bundestag. Silberhorn durfte sich auch persönlich bestätigt fühlen: Sein Ergebnis lag deutlich über dem Zweitstimmenergebnis der CSU mit 48,9 Prozent. Beim Blick in die Stadt Bamberg zeigen sich aber auch Schwächen: Silberhorns Anhänger wohnen auf dem Land. In Bamberg erhielt er nur 45 Prozent der Stimmen.

Ein vergleichbares Bild, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau, zeigte sich 2013 bei Andreas Schwarz. Der heutige MdB und frühere Strullendorfer Bürgermeister fuhr mit 22,9 Prozent eines der besten Ergebnisse der bayerischen SPD ein. In der Stadt Bamberg lag er fast vier Punkte über dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei.

Die Aussichten, dass Schwarz seine parlamentarische Arbeit fortsetzen kann, sind gut, auch wenn er nicht das Direktmandat erobern sollte, für das er antritt. Mit Platz 13 hat sich Schwarz auf der Landesliste gegen starke innerparteiliche Konkurrenz weit nach vorne geschoben. In der SPD geht man jedenfalls fest davon aus, dass Schwarz auch im neuen Bundestag sitzt.
Der Kampf um Platz drei bei den Zweitstimmen verspricht auch im Wahlkreis Bamberg besondere Spannung. 2013 waren es noch die Grünen, die sich mit 8,9 Prozent der Stimmen klar vor allen Mitbewerbern positionieren konnten. Die FDP musste sich damals mit 4,8 Prozent, die Linke mit 4,1 Prozent begnügen. Schon 2013 konnte sich die AfD, damals noch mit anderer inhaltlicher Ausrichtung, im Konzert der mittleren Parteien behaupten: Sie kam auf 4,1 Prozent.


Stimmungstest für die Stadt

Schaut man auf die bundesweiten Umfragen, so kämpfen heute die Linke, die AfD und die FDP um den prestigeträchtigen Titel der drittstärksten Kraft. In einer Stadt mit einer umstrittenen Flüchtlingseinrichtung, mit grassierendem Wohnungsmangel und deutlich angestiegener Ausländerkriminalität bewegt die politischen Beobachter vor allem eine Frage: Vermag die AfD aus dieser Entwicklung Kapital zu schlagen? Und zeichnen sich hier Tendenzen ab, die auch die Stadtpolitik beeinflussen werden? So viel ist klar: Was die AfD angeht, ist der Sonntag auch ein Stimmungstest für die 2020 anstehende Stadtratswahl.