Auch in Bamberg machen sich die Glückshormone rar
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 25. Februar 2016
Kaum 20 Stunden Sonne in 4 Wochen in Bamberg - ein Gute-Laune-Killer für Viele. Jetzt ist die Zeit günstig, der Winterdepression zu entfliehen.
Es gibt Scherzbolde, die den Filmtitel "Fifty Shades of Grey" zum Motto für den Winter 2015/2016 in Bamberg erkoren haben. Nach dem Grund muss man nicht lange suchen: Seit Wochen hat sich die Sonne in Bamberg so gut wie nicht mehr blicken lassen. Es dominierte in der Domstadt ein um den anderen Tag die Himmelsfarbe Grau in allen Schattierungen.
Das ist umso ungewöhnlicher, als der Winter 2015/2016 fast schon hinter uns liegt. Gerade der Februar gilt erfahrungsgemäß als Monat mit weniger Regen und helleren, manchmal auch kälteren Phasen. 2016 war das allerdings anders: Schon in der letzten Woche hatte der Februar mit 57 Litern 150 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags erreicht. Beim Temperaturniveau rangiert er mit 4,6 Grad knapp vier Grad über dem Mittelwert, setzt also die Serie deutlich zu warmer Wintermonate fort.
Mindestens seit 30 Jahren wurde auch kein so niedriger Sonnenscheinwert in einem Februar in Bamberg mehr gemessen, ist den Annalen der Bamberger Wetterwarte zu entnehmen. Bis Donnerstag früh hat man an der Wetterwarte keine 17 Stunden registriert - ein sehr niedriger, um nicht zu sagen unterirdischer Wert.
Wie erklärt der Meteorologe Thomas Foken aus Bischberg die außergewöhnliche Dunkelheit in einem Wintermonat, dessen Tageslänge schon wieder deutlich fortgeschritten ist? Wöchentlich steigt die Sonne jetzt um zwei Grad am Horizont.
Einen direkten Zusammenhang mit der Klimaerwärmung sieht er nicht. Allerdings: Dass auch der üblicherweise trockene Februar von starken und wochenlang so gut wie ortsfesten Tiefdruckgebieten geprägt war, ist typisch für die Wintermonate der letzten Jahre. Der warme Nordatlantik begünstigt Wetterlagen, die anhaltend feuchte und deutlich wärmere Luftmassen ins Land schaufeln. Folge: Trockene und durchaus auch kalte Wetterlagen bleiben wochenlang aus. Und die Sonne macht sich rar.
Die Lebensfreude ist weg
Das hat schlimmere Folgen als gemeinhin bekannt ist. Viele Menschen leiden nach langen sonnenscheinarmen Perioden am Vitamin-D-Mangel-Syndrom, das in Zusammenhang mit vielen ernsthaften Erkrankungen gesehen wird. Noch weiter verbreitete sind aber die Schatten der Winterdepression, die sich über viele Menschen legen. Regelmäßig füllen nach sonnenscheinarmen Wetterperioden Patienten mit Niedergeschlagenheit die Praxen der Hausärzte und die Kliniken der Region. Experten sprechen von saisonaler Depression.
Auch hier ist es der körerpeigene Hormoncocktail, der mangels Sonneneinstrahlung aus dem Lot gerät. Weil das Defizit an Sonnenstrahlen die Bildung des Glückshormons Serotonin auf gefährlich niedrigen Stand absacken lässt, leiden laut Göran Hajak von der psychiatrischen Klinik der Sozialstiftung Bamberg alle Menschen in Nord- und Mitteleuropa unter den Folgen einer Winterdepression. Bei 20 Prozent komme es zu schweren Verstimmungen. Wichtigstes Symptom, wenn sich das Schmuddelwetter auf die Seele legt: "Man spürt keine Lebensfreude mehr."
Ausgleichen lässt sich das Fehlen von Helligkeit in nördlichen Breiten am leichtesten durch möglichst viel Bewegung bei Tageslicht, selbst wenn die Sonne mal nicht scheint. Das empfiehlt als ersten Schritt auch der Bamberger Apotheker Erich-Michael Luft seinen Kunden, wenn sie sich mit Symptomen einer Winterdepression an ihn wenden.
Die nächsten Tage scheinen dafür gut geeignet. Bis Samstag soll sich das Zentralgestirn laut aktuellen Wetterdiensten an immerhin 14 Stunden blicken lassen. Ob die Menschen an einem Mangel an Vitamin D leiden , lässt sich leicht durch einen Bluttest beim Hausarzt abklären. Dann bieten sich Vitamin-Präparate in verschiedenen Dosierungen an.