Druckartikel: Auch in Bamberg gibt es unverschämte Männergruppen

Auch in Bamberg gibt es unverschämte Männergruppen


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 05. Februar 2016

Die Sicherheitslage in Bamberg ist gut, es gibt nur wenige Gesetzesverstöße von Flüchtlingen. Dennoch kam es unlängst zu Entgleisungen in einem Blumenladen.
Anna Niedermaier hilft Flüchtlingen, wo sie kann, doch in ihrem Blumengeschäft in der Zollnerstraße hat sie auch schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht.  Foto: Ronald Rinklef


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Die gute Nachricht: Bamberg beherbergt derzeit fast 2000 Flüchtlinge, ein Vielfaches der Zahl vom letzten Jahr. Dennoch hat sich die Sicherheitslage nicht verschlechtert. "Es gibt objektiv keine größeren Probleme", sagt Udo Skrzypczak, Chef der Bamberger Polizei.

Diese Feststellung gründet sich auf persönliche Erfahrungen, basiert aber auch auf einer Statistik, die die Bamberger Polizei seit dem großen Flüchtlingszustrom und der Eröffnung des besonderen Aufnahmezentrums im September führt. Sie zeigt: Nur die Zahl der Diebstähle hat zugenommen.130 gingen im letzten Jahr auf das Konto von Asylbewerbern. Die meisten Körperverletzungen, insgesamt 35 Fälle, spielten sich in den Unterkünften ab (weitere Details zur Sicherheitslage siehe auch auf unserer Seite 12).

Freilich ist das nur das so genannte Hellfeld, also das, was die Polizei durch Anzeigen oder eigene Ermittlungen zur Kenntnis bekommen hat. Dass es aber auch ein Dunkelfeld gibt, in dem sich viele Fälle auch in einer Grauzone zwischen Straftaten und schlechtem Benehmen abspielen, zeigen die Erfahrungen von Anna Niedermaier.


Übergriffe im Blumenladen

Die 29-jährige Floristmeisterin ist in Bamberg keine Unbekannte. Ende Februar wird sie auf Birgit Dietz in der CSU- Fraktion nachfolgen, die aus beruflichen Gründen den Stadtrat verlässt. Niedermaier betreibt seit fünf Jahren in der Zollnerstraße ein Blumengeschäft. Drei Mal spielten sich dort Szenen ab, die belegen, dass der Zustrom großer Menschenmengen aus einem fremden Kulturkreis nicht ohne Probleme abgeht - auch in Bamberg.

Niedermaier erzählt die Geschichte von drei jungen Männern, die sich in ihrem Laden aufbauen und den Chef sprechen wollen. Als sie erfahren, dass es nur eine Chefin gibt, wollen sie es nicht glauben. Die Lage eskaliert: "Eine Frau kann kein Chef sein", heißt es in zornigem Englisch; einer spuckt in Richtung Floristin über die Theke, trifft sie am Oberteil.

Zwei weitere Vorfälle ereigneten sich laut Niedermaier im selben Zeitraum, ebenfalls mit englisch und arabisch sprechenden Flüchtlingen. Einmal ging es um ein Kreuz in einem Allerheiligengesteck, für das sie sich rechtfertigen sollte ("the cross is shit") ; einmal wird sie angegrapscht und vom Täter hinterher beschimpft.


Unehrliche Debatte

Zur Polizei ist sie nicht gegangen - aus einer Mischung aus Scham und Angst um ihr Geschäft, und weil sie nicht glaubte, dass man die Täter findet.

Für Anna Niedermaier sind es nicht nur die Vorfälle, die sie belasten, sondern der aus ihrer Sicht unehrliche, zu wenig differenzierte Umgang mit einem so komplexen Thema wie dem Flüchtlingsstrom. Gerade weil sie selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv ist und viele gute Erfahrungen mit Hilfe suchenden Menschen gemacht hat, will sie sich nicht in eine rechte Ecke stellen lassen, wenn sie Probleme offen anspricht, die "es nun mal gibt" und die in Bamberg-Ost auch kein Einzelfall seien. "Man darf doch nicht nur in schwarz oder weiß darüber reden, in rechts oder links. Und es macht keinen Sinn, alles durch eine rosarote Brille zu sehen."

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Keine Pauschalurteile, aber auch keine Verharmlosungen beim Blick auf Taten, die unseren gesellschaftlichen Regeln zuwiderlaufen, egal von wem sie begangen werden.

Das ist auch die Botschaft, die die Bamberger Polizei aussendet, nachdem wir sie mit den von Anna Niedermaier berichteten Vorfällen konfrontiert haben. "Solche Sachen gehen gar nicht. Wir können nur jeden ermutigen, mit uns Kontakt aufzunehmen, wenn ähnliches passiert. Wir gehen jedem Hinweis nach und prüfen, was passiert ist und wer als Täter in Frage kommt", sagt Udo Skrzypczak. Ihm ist durchaus bewusst, dass es in Bamberg auch Männergruppen gibt, die "durch kraftvolle und unverschämte Verhaltensweisen auffallen". Wichtig sei, dass nicht zu viel Zeit zwischen Tat und Anzeige vergeht: "Spätere Ermittlungen sind schwierig."

Der Polizist sagt dies, weil natürlich auch die Bamberger Sicherheitsbehörden nur das wissen können, was man ihnen mitteilt. Die Vorwürfe, von denen Niedermaier berichtet, bewegen sich laut Skrzypczak eindeutig im Bereich von Straftaten. Es gehe um den Verdacht der Beleidigung und sexuellen Belästigung. Dennoch räumt der Beamte ein, dass auch geringfügigere Vergehen ein Anlass sein können, die Polizei auf den Plan zu rufen. Gerade bei ehrverletzenden Verhaltensweisen gebe es einen fließenden Übergang zwischen schweren und weniger schweren Fällen.


Die Grenzen aufzeigen

Auf solche Vergehen reagiert die Polizei mit einem abgestuften Instrumentarium. Es gehe darum, Straftaten zu verhindern, oder auch Grenzen aufzuzeigen. Skrzypczak ist zuversichtlich, dass Bamberg auch in Zukunft ein sicheres Pflaster bleibt.