Atrium: Auch Neubau ist nicht ausgeschlossen
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 30. August 2013
Die Berliner Acrest Property Group soll aus dem daniederliegenden Einkaufszentrum an der Ludwigstraße wieder einen Kundenmagneten machen. Die Experten halten viel vom Standort beim Bamberger Bahnhof und suchen noch nach dem richtigen Konzept.
Auch ein Neubau ist nicht ausgeschlossen. "Grundsätzlich ist bautechnisch alles möglich", antwortet Stefan Zimmermann auf die Frage, ob das Bamberger "Atrium" nur umgebaut oder an alter Stelle ein neues Einkaufszentrum entstehen wird.
Der Kinobetrieb auf dem Dach wäre nach seinen Worten jedenfalls kein Hindernis, sollte man zu der Erkenntnis kommen, dass es sinnvoller und wirtschaftlicher wäre, die 22 Jahre alte Immobilie neu zu bauen statt zu sanieren.
Stefan Zimmermann (35) ist gemeinsam mit Matthias Schmitz (40) geschäftsführender Gesellschafter der Acrest Property Group (APG). Das 2005 gegründete Unternehmen verwaltet und entwickelt nach eigenen Angaben derzeit in Deutschland rund 400 Immobilien mit einem Bestandswert von 3,7 Milliarden Euro und kümmert sich bevorzugt um Objekte mit einem gewissen Manko.
Insofern passt das "Atrium" gut zum Tätigkeitsfeld des Berliner Unternehmens: Der Sanierungsbedarf ist so offensichtlich wie der Leerstand - was jeder weiß, der das Haus in jüngerer Vergangenheit besucht hat.
Der Leerstand wird sich in Kürze noch erheblich vergrößern, weil nun auch der Auszug von Wöhrl bevorsteht. Mitte September - vom 12. ist jetzt die Rede - will das Mode-Unternehmen seine Niederlassung im umgebauten früheren Honer-Haus am Maxplatz eröffnen.
Der Verlust des letzten Ankermieters war schon beschlossene Sache, als Acrest den Auftrag zur Reaktivierung des Objekts erhielt. Auftraggeber ist die neue Eigentümerin der Bamberger Handelsimmobilie, die Gesellschaft Promontoria, ein Tochterunternehmen des international agierenden Finanzinvestors Cerberus. Mit Cerberus arbeitet APG nach Branchen-Informationen schon länger erfolgreich zusammen.
Die Acrest Property Group bezeichnet sich selbst als eines der führenden Unternehmen für das Verwalten und Weiterentwickeln von Einkaufs- und Fachmarktzentren sowie Geschäftshäusern in Deutschland, insbesondere in Innenstadtlagen.
Gute "Note" für den Standort Bamberg
Im Telefoninterview mit der Lokalredaktion bewertet der Projektentwickler aus Berlin den Einzelhandels-Standort Bamberg als ausgesprochen attraktiv. Die Innenstadt sei "der totale Traum". Städtebaulich sowieso, aber auch, weil es in Bamberg noch vergleichsweise viele individuelle Geschäfte gebe.
Auch die Ludwigstraße erhält von Zimmermann eine gute "Note". Für ihn stellt sie einen Bestandteil der Kernstadt dar und nicht etwa eine Konkurrenz zur Stadtmitte. Weltweit geht der Trend nach seinen Worten zurück von der "grünen Wiese" in die Städte.
Unter diesem Blickwinkel gibt er dem "Atrium" oder Nachfolger gute Zukunftschancen. Die "makro-ökonomischen Rahmenbedingungen", womit der Projektentwickler Faktoren wie Kaufkraft und Arbeitslosenquote meint, seien in Bamberg ebenfalls sehr günstig.
Das künftige Konzept und Aussehen der Handelsimmobilie an der Ludwigstraße wird stark vom Ausgang der Gespräche mit der Verwaltung und der politischen Diskussion abhängen, die APG als erstes in Bamberg führen will. Derzeit sei man "noch mitten in der Ideenfindung". Vor März oder April ist wohl nicht mit konkreten Planungen zu rechnen.
Tina Hülle, die Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, bestätigt erste Sondierungsgespräche, wie sie es nennt. Ihr Eindruck über die bisherige Zusammenarbeit mit der Acrest Property Group ist "sehr positiv". Sie stellt ein "gewisses Entgegenkommen" fest, was die Erwartungen von Kommune und Stadtmarketing-Verein an das "Atrium" angeht. Im Vordergrund müsse stehen, so Hülle, dass dem Innenstadt-Handel von dort keine Konkurrenz erwächst.
Diese Vorgabe ist im geltenden Bebauungsplan festgelegt und nach allem, was in jüngerer Vergangenheit aus dem Rathaus und Stadtmarketing zu hören war, will man daran auch nicht rütteln lassen.
Stefan Zimmermann scheint dies ähnlich zu sehen. An der Ludwigstraße müssten die Leute jene Sortimente finden, die sie heute - noch - auf der ,grünen Wiese' suchen und bekommen. Als ein Beispiel führt er die Unterhaltungselektronik an.
Damit läge er auf einer Wellenlänge mit dem Stadtmarketing; dessen Geschäftsführer wünschte sich wiederholt an der Ludwigstraße einen Fachmarkt für Multimedia, weil er da eine Angebotslücke in der Innenstadt sieht.
Neubau statt Sanierung nicht ausgeschlossen
Tina Hülle hat aus ihren bisherigen Unterredungen mit APG den Eindruck gewonnen, dass beim "Atrium" ein Neubau wahrscheinlicher ist als eine aufwändige Sanierung. Zimmermann nennt dies eine Option. Das "Cinestar" auf dem Dach wäre jedenfalls kein Problem. Man könnte abschnittsweise abbrechen und neu bauen. In jedem Fall werde mit dem Kino geplant.
Ob Um- oder Neubau: Der Berliner Experte weckt die Hoffnung darauf, dass das Bauwerk an der Ludwigstraße in jedem Fall wieder zu einem städtebaulichen Aushängeschild wird. Die APG legt laut Zimmermann bei ihren Projekten Wert auf gute Architektur; deshalb beschäftige man auch 15 Architekten bei derzeit 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Parkhaus ist verpachtet
Damit die Bamberger Immobilie bis zum Um- oder Neubau nicht nur Geld kostet, strebt Acrest die Interimsvermietung von Flächen an. Für den Fall, dass es nicht gelingen sollte, Restposten-Händler oder ähnliche Nutzer vorübergehend ins Haus zu holen, schließt Zimmermann eine komplette Schließung auf Zeit nicht aus.
In Betrieb bleibt auf alle Fälle das Parkhaus. Es ist schon seit Juli 2012 an die Contipark Parkgaragengesellschaft mbH verpachtet. Das Unternehmen bewirtschaftet in vielen Städten in der Nähe von Bahnhöfen, Flugplätzen und anderen Verkehrsknotenpunkten Parkhäuser. Wie die Presseabteilung auf Anfrage mitteilte, bleibt es bei den geltenden Tarifen. Allerdings soll demnächst das kostenfreie Parken von 60 auf 15 Minuten reduziert werden.