Aprilscherz: Damit "1 PS" wirklich sauber wird
Autor: Anette Schreiber
Burgwindheim, Mittwoch, 01. April 2015
Zuerst hielt Timo Kilian es für einen Witz. Doch dann hat der Burgwindheimer Waschanlagenbetreiber recherchiert und herausgefunden, es gibt tatsächlich ein Pilot-Projekt für Waschstraßen zur Reinigung von Pferden und Ponys. Nun nimmt er selbst teil. Erprobt werden soll, ob es einen Markt für derartige Anlagen gibt.
Normalerweise wird eine Vielzahl von Pferdestärken und das in einem Stück durch Timo Kilians Waschstraße bugsiert. Für viel mehr Aufsehen als P.S. starke Karossen sorgt dieser Tage jedoch andere Kundschaft in der neuen Anlage: Pferde und Ponys können hier, nach entsprechender Umstellung der Reinigungselemente "auf Hochglanz" gebracht werden. "Wir nehmen an einem Pilotprojekt teil, das an sich auf Norddeutschland begrenzt ist", erklärt Timo Kilian.
Strukturschwache Gegend
In einer strukturschwachen Gegend, in der die Zahl der Pferde und Ponys in jüngster Zeit doch ganz erheblich zugenommen hat, könne dieser zusätzliche Service für ihn durchaus ein weiteres Standbein ermöglichen, findet der junge und innovationsfreudige Unternehmer.
Zunächst habe er gedacht, es handele sich um einen Witz, als er im Internet auf den Hinweis gestoßen war, dass für ds Pilotprojekt noch interessierte Waschstraßenbetreiber gesucht werden, die auch im Segment Pferd/Pony tätig werden wollen. Spaßhalber habe er Kontakt aufgenommen und sei nach dem Gespräch zu dem Schluss gekommen, "probieren kann man's ja mal." Freilich hätte er erst ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten müssen, um als süddeutscher Waschstraßenbetreiber ins Projekt einbezogen zu werden.
"Weil Norddeutschland für sich in Anspruch nimmt, über die höchste Pferdedichte zu verfügen." Zufällig hatte sich der 23-Jährige aber die aktuellsten Zahlen vom Landesamt für Statistik besorgt, rein interessehalber, und konnte so punkten "16 200, das ist schon was, zumal es hier viele renommierte Züchter gibt, die ihre Tiere immer wieder zu Pferdeschauen bringen, und da brauchen sie blitzsaubere Tiere." Jedenfalls hat Kilian den Zuschlag bekommen. Positiver Nebeneffekt: Während der ersten drei Monate wird das Zusatz-Equipment (Spezial- Bürsten und feiner strukturierte Trockenlappen), kostenfrei zur Verfügung gestellt würden. "Nur die Lotions muss man kaufen. Ist ja klar, Pferdehaar braucht andere Substanzen als High-tech-Autolacke."
Ein Wochenende musste Timo. Kilian im Februar nach Verden an der Aller, um bei der Prototyp-Anlage nicht nur in die Finessen des Hippo-Programmes eingewiesen zu werden. "Das Technische war kein Problem", sagt der 30-Jährige. Wesentlich komplizierter war der Umgang dann mit den Pferden. Da brauche es viel Feingefühl, "weil Pferde ja nicht gewohnt sind, in eigenen Anlagen gewaschen zu werden." Nicht jedes Tier reagiere da begeistert, ist Kilians bisherige Erfahrung. Aber mittlerweile hat er da so seine Tricks auf Lager. Unter anderem macht er den Rössern die Prozedur mit Äpfeln und Karotten schmackhaft.
Weg mit dem Winterfell
Umso begeisterter hätten bislang aber die Pferdebesitzer reagiert. Immerhin 19 waren im März schon mit Anhängern und Transportern vorgefahren, um es einmal zu probieren. Die Zeit sei günstig, da die Tiere sich jetzt im Fellwechsel befänden. Was stundenlanges Striegeln bedeutet, bis die Tiere vom Winterfell befreit sind. Im Hippo-Programm der Waschstraße genügen maximal zwei Premium-Durchgänge und das Winterfell ist weg, und das darunter befindliche Sommerfell kommt dank der Glanz-Lotion gleich toll zur Geltung. Allerdings dauert das dann schon mal auch eine Dreiviertel Stunde.
Aufgrund des Aufwandes für das Hippo-Programm - es ist jedes Mal eine Umstellung der Anlage erforderlich - kostet eine Pferdewäsche schon etwas mehr als die eines Autos. Mit 20 bis 35 Euro müssen die Besitzer schon rechnen. "Aber dafür braucht man die Wäsche seltener als die fürs Auto."
Weil die Waschanlage fürs Hippo-Programm immer umgestellt werden muss, ist hier eine Voranmeldung erforderlich. "Wir machen dann sozusagen Sammeltermine für die Pferde."
Bis jetzt ist Kilian ganz zufrieden mit der Resonanz auf die Hippo-Wäsche und überlegt, die Zusatzmodule dauerhaft zu erwerben. "Ab 150 Wäschen jährlich rechnet sich die Anschaffung."
Über der Beschäftigung mit der neuen Klientel hat der Motorsport-Freak auch schon ein bisschen seine Liebe zu Pferden entdeckt und sich selbst ein Minishetty zugelegt. Mit "Siggi" erprobt Kilian nicht nur die besten Waschtechniken. Weil das Tier die Prozedur mittlerweile gut kenne, eigne er sich auch gut, seinen vierbeinigen Kollegen die Angst zu nehmen. "Das hat bis jetzt ganz gut geklappt." Und bei den Ponys kann Kilian auch immer zwei gleichzeitig durch die Anlage laufen lassen." Was dann auch wieder kostengünstiger werde.
Zu Anschauungszwecken hat Timo Kilian bereits ein Demo-Video für seine Pferde-Wäsche- Homepage gedreht, die er demnächst online stellen wird.
Wer das Hippo-Programm selbst ausprobieren möchte, der kann am heutigen Mittwoch, 1. April, in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr vorbeikommen. Da findet Kilians Werbe-Aktion für den neuen Service statt und zwar zum Vorzugspreis von nur 17,50 Euro für die Premium-Wäsche.