Anwohner retten Fische aus vertrocknetem Fuchsenweiher in Bamberg

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Gunar Rusche setzte die Fische in den gegenüberliegenden Weiher um, mit Unterstützung aus der Nachbarschaft. Bei der Rettungsaktion versank er teils bis zum Bauchnabel im Schlamm. Fotos: Silke Schmittlutz (oben), Klug (Stadt Bamberg/Umweltamt)
Gunar Rusche setzte die Fische in den gegenüberliegenden Weiher um, mit Unterstützung aus der Nachbarschaft. Bei der Rettungsaktion versank er teils bis zum Bauchnabel im Schlamm.  Fotos: Silke Schmittlutz (oben), Klug (Stadt Bamberg/Umweltamt)
 
 

Dem dürrebedingten Fischesterben am Fuchsenweiher konnte Gunar Rusche nicht mehr zusehen. In Eigenregie startete er eine Rettungsaktion, die Nachbarschaft half mit. Dann wurde auch der Pächter aktiv.

Wegen der Hitzewelle und dem ausbleibenden Regen konnten Spaziergänger beobachten, wie der Wasserstand im Weiher an der Fuchsenwiese in Bamberg immer geringer wurde. Irgendwann habe Anwohner Gunar Rusche nicht mehr einfach nur zusehen können, "wie die Fische langsam sterben", sagt er.

Irgendwann, das war am Samstag. Er zog sich die hohen Fischerstiefel an, nahm einen Kescher und seinen Sohn mit und stieg in den schlammigen Tümpel, in dessen Mitte schon die Rückenflossen aus dem Wasser ragten. Doch beim ersten Versuch versank er bis zum Bauchnabel im Schlamm. Also holte er ein Schlauchboot.

Nachbarschaft hilft mit

Damit war er zunächst erfolgreicher, doch es ging nach einer Weile kaputt, weil es im niedrigen Wasser auf dem Grund entlang schliff. Daraufhin halfen Anwohner und Spaziergänger, in dem sie mit Ästen eine kleine Brücke bauten. Trotzdem versank Rusche immer wieder tief im Morast, bis er bis zum Anbruch der Dunkelheit etwa 30 der größeren Fische in den gegenüberliegenden Weiher gebracht hatte, dessen Wasserstand noch etwas tiefer ist.

Auch Rusches Freundin Silke Schmittlutz habe mit ihrem Drängen ("Geh da jetzt rein!") zur Aktion beigetragen, erzählt er. Außerdem habe sie beim Eigentümer, der Stadt Bamberg, und dem Pächter, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV), mehrfach angerufen. Aber beide hätten gesagt, sie seien nicht zuständig oder könnten nichts machen. Also wurde Rusche selbst aktiv. "Wenn wir keinen Druck gemacht hätten, wäre seitens der Betreiber nichts passiert", meint er.

Denn Rusche und seine Freundin sind nicht die einzigen, denen das Fischesterben naheging. Mehrere Anwohner meldeten sich am Montag beim Fränkischen Tag, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Zusätzlich wiesen Beiträge in zwei Bamberger Facebook-Gruppen auf das Problem hin, mehrere Nutzer schilderten ihre Beobachtungen und äußerten sich empört. Angler Michael Hoh, der oft mit seiner Freundin auf der Fuchsenwiese spazieren geht, hat bereits Ende September einen toten Hecht gesehen, ein Foto davon in der Gruppe veröffentlicht und Stadt wie LBV auf das Problem aufmerksam gemacht. "Der LBV hat gesagt, dass er weiter beobachten will", erzählt Hoh. Nach einer Weile fragte er erneut nach. "Dann hieß es, sie kümmern sich drum."

Umweltamt schaltete sich ein

Die vielen besorgten Fragen der Anwohner erreichten schließlich auch Jürgen Gerdes, Leiter des Umweltamtes der Stadt Bamberg. "Es gibt immer wieder Anrufe, auch zu anderen Gewässern", sagt Gerdes. Dass die Fische zu wenig Sauerstoff bekommen, ist ein Problem, "aber die Becken zu befüllen, ist ein riesiger Aufwand. Deshalb muss man erst einmal abwarten." Für die Aktion von Rusche und der Nachbarschaft vor Ort zeigt Gerdes Respekt: "Das finde ich schon zünftig, dass sowas in Eigenregie passiert." Das Umweltamt selbst habe nicht eingreifen können, "wir sind eine Aufsichtsbehörde, wir haben dafür gar keine Leute".

Entsprechend habe er stattdessen den Kontakt mit dem zuständigen Pächter, dem LBV, gesucht. Beide standen auch mit Sportfischern in Kontakt. Schließlich wurde der LBV aktiv: Am Montag kam Thomas Stahl, Teichbesitzer und zweiter Vorsitzender des LBV Bamberg, mit einem großen Netz und fischte ab. Unterstützt wurde er dabei von Anwohner Rusche. "Der Herr Stahl war ganz überrascht, wie schnell das Netz immer wieder voll wurde", erzählt Rusche. Etwa 100 Fische, vor allem Hechte, Karauschen und Rotaugen, holte Stahl aus dem Gewässer und brachte sie in seinen eigenen Weiher.

"Nach einer Stunde waren die Wassertanks voll", sagt Rusche. Stahl fuhr, Rusche und sein Sohn blieben bis zur Dunkelheit und siedelten noch etwa 20 Fische um.

LBV: Füttern Teil des Problems

Das Problem mit dem Fuchsenweiher ist laut Stahl, dass es gar kein Weiher ist. "Ein bewirtschafteter, echter Weiher hat einen Zulauf oder eine Quelle und einen Mönch (Ablaufsystem)", erklärt er. "So ist immer genug frisches Wasser mit genügend Sauerstoff drin." Auch Gerdes von Umweltamt und Brigitte Pfister, Leiterin des Bamberger LBV-Büros bestätigen: "Es handelt sich um ein Regenrückhaltebecken, ein technisches Bauwerk. Fische sind nicht vorgesehen." Diese Erklärung bekamen auch die Anwohner und Spaziergänger von Stadt und LBV zu hören. Nun sind aber Fische drin, gewollt oder nicht.

"Enten bringen den Laich mit, dann entwickelt sich das mit den Jahren", erklärt Pfister. Bisher gab es keine Probleme, erst durch den Trockensommer. Natürlich habe sie die Entwicklung beobachtet, stand mit Stadt und Angelvereinen in Kontakt. Alleine habe der LBV das Problem aber nicht lösen können. So sei sie Stahl und den Anwohnern dankbar für die Hilfe, merkt aber auch an: "Wenn Spaziergänger die Fische nicht täglich füttern würden, wären es nicht so viele." Stahl ergänzt: "Weil hier so viele vorbeilaufen, können die Vögel nicht ihre Arbeit machen" - also sich die Fische holen und damit die Population niedriger halten.

Akut setzt der LBV nun weiter auf Abfischen, immer in der Hoffnung, dass in der nächsten Woche endlich Regen kommt. Pfister gab an, gemeinsam mit der Stadt auch nach einer langfristigen Lösung zu suchen. Wasser einzulassen sei bei der weiten Fläche und dem vielen Schlamm sehr aufwendig und würde auch nur kurzfristig helfen. Eine Möglichkeit wäre, den Schlamm zu entfernen und in der Mitte tiefer zu graben. "Dann würde sich das Gewässer nicht so schnell aufwärmen und es gäbe nicht so ein großes Sauerstoffproblem", sagt sie. Aber auch dann braucht es genug Regen.

Am gestrigen Dienstag kam Stahl erneut zur Fuchsenwiese, um abzufischen. Er brachte zwei befreundete Angler mit. Auch Rusche war vor Ort. "Diesmal steige ich aber nicht mehr da rein", sagte der im Vorfeld - und half dann doch.