Antikmarkt 2015: Zehntausende "trödelten" durch Bamberg
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Samstag, 03. Oktober 2015
Der 16. Antikmarktdes Bürgervereins Bamberg-Mitte lockte am Feiertag Händler, Sammler und Schnäppchenjäger in die Innenstadt. So mancher war auf der Suche nach dem bisher unentdeckten Schatz.
Das blaue Zelt des Bürgervereins Bamberg-Mitte an der Hauptwachstraße sollte bei diesem 16. Antikmarkt zum Schauplatz etlicher Enttäuschungen werden. Nicht etwa, dass die beiden Standwächterinnen Gisela Schlenker und Helgard Schwerdter irgendwie abweisend oder unfreundlich gewesen wären. Im Gegenteil. Mit bewundernswerter Geduld und strahlendem Lächeln wiesen sie Verirrten den Weg oder gaben den hilflos nach öffentlichen Toiletten Suchenden die richtigen Tipps.
Es waren also nicht diese beiden Vereinsvertreterinnen, die für so manches lange Gesicht sorgten, sondern die vereidigten Gutachter Siegfried Beil und Jürgen Löfke. Über 40 Jahre Erfahrung mit Antiquitäten haben die Sachverständigen auf dem Buckel.
Da entlarvten sie schnell etliche vermeintliche Schätze als ziemlich wertlosen Trödel.
Einer nach dem anderen packte vor Siegfried Beil und Jürgen Löfke gerade erstandene Objekte aus oder brachte von daheim ein vermutet wertvolles Erbstück zum Schätzen mit. So wie zum Beispiel der ältere Herr, der mit sichtlicher Hoffnung auf eine entdeckte Geldquelle seine Bernsteinkette auf den Tisch legte. Seine Mundwinkel sanken rasch herab: "Die Kette ist nicht echt, ist eine reine Fälschung aus Kunststoff", musste ihm Jürgen Löfke nach der "Nadelprobe" sagen.
Ähnlich erging es einem anderen Mann, der Siegfried Beil voller Stolz ein holzgerahmtes Bild mit Landschaftsmotiv präsentierte. Der Gutachter brauchte nur einen kurzen Blick durch die Lupe darauf zu werfen: "Das ist kein Gemälde, sondern ein Siebdruck um 1900, höchstens zehn Euro wert", lautete die ernüchternde Auskunft.
Mehr Glück hatten Ralf und Anja Fath aus Tauberbischofsheim, die seit Jahren zum Antikmarkt nach Bamberg kommen, "weil es bei uns so etwas in dieser Größenordnung nicht gibt", erklärte das Ehepaar. Beim Bummeln zwischen den gut 550 Ständen in der Fußgängerzone und den umliegenden Gassen hatten die Faths ihre Pretiose gefunden: ein Silberdöschen mit Jugendstildekor für 35 Euro. "Der Preis für das 925-Silber-Döschen ist absolut in Ordnung", versicherte Fachmann Beil. Allerdings "bezweifle ich, dass es Jugendstil ist", fügte er hinzu.
Ein Lob heimste auch die Kitzingerin ein, die eine gerade für 280 Euro erworbene Pfeffermühle vorzeigte: "Das haben Sie gut gemacht! Ein sehr schönes Stück aus Londoner Silber von 1907, hier ist der Stempel", zeigte Siegfried Beil auf die Gravuren an der Unterseite.
Schon seit dem frühen Morgen lagen die Sachverständigen mit Bürgervereins-Vorsitzenden Sabine Sauer auf der Lauer, um unter den Händlern aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Portugal, der Schweiz und den Beneluxländern die schwarzen Schafe aufzuspüren. Also solche, die Neuwaren oder reproduzierte Antiquitäten, Uniformen oder Waffen feilbieten wollten. Sorgfältig wurde jeder Stand begutachtet. Zum Glück musste nur ein Fierant den Verweis einstecken. Die anderen überzeugten durch die Qualität der angebotenen Waren.
"Der Bamberger Antikmarkt hat einen Namen", betonte ein Händler vom Bodensee. Das würden auch die Tausenden Besucher beweisen, "die extra Hunderte Kilometer anreisen". Es seien wohl weniger die Bamberger, die den Markt bevölkern, meinte der Anbieter so exotischer Waren wie afrikanische Masken mit Herkunftsnachweis oder Keramikteller mit arabischen Schriftzeichen.
Ansonsten gab es alles, was das Sammler- und Trödlerherz erfreut: Porzellan, Gläser, Omas Küchenutensilien, Weichholzmöbel, Instrumente, Bücher, Puppen, Schallplatten, Devotionalien und jede Menge Krimskrams, den eigentlich kein Mensch braucht und sich doch ins heimische Regal stellt. Erstaunlich, was allein die jüngsten Trödler alles so aus ihren Kinderzimmern ausrangiert hatten: Im Flohmarktbereich "An der Universität" brachten die unter 16-Jährigen den Überfluss an Spielsachen, Comics und Co. unter das Volk.
"Vom Wetter über die Besucherzahlen bis zur Resonanz von den Händlern ist alles sehr positiv", bilanzierte Sabine Sauer den 16. Antikmarkt, der auch heuer mit Unterstützung des Stadtmarketings durchgeführt wurde. Da sei die monatelange, ehrenamtliche Vorarbeit fast vergessen, die so ein Großereignis erfordert. In diesem Jahr habe das neue Sicherheitskonzept bedeutend mehr Aufwand gefordert. "Es hat geklappt, es gab keine vorzeitig aufgebauten Stände vor 7 Uhr", freute sich die Vereinsvorsitzende. Auch die Sicherheitsabnahme durch die einschlägigen Ämter und Aufsichtsbehörden einschließlich Feuerwehr sei reibungslos verlaufen. "Wir sind der Stadt Bamberg sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit!" Diesen Dank auszusprechen, liege ihr schon am Herzen, so Sabine Sauer.
Der Reinerlös des Marktes kommt wie jedes Jahr einem sozialen oder kulturellen Projekt in Bamberg zugute. In der nächsten Vorstandssitzung des Bürgervereins wird entschieden, welches es 2015 sein wird.