Amlingstadter auf Spurensuche in Belarus
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Strullendorf, Montag, 27. August 2018
Der Amlingstadter Johann Fleischmann reiste nach Weißrussland, um seinem dort gefallenen Onkel Richard die Ehre zu erweisen. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hatte die Fahrt organisiert.
           
Seine Augen füllen sich mit Tränen und kurz versagt seine Stimme. Als Johann Fleischmann über seine Tour auf den Spuren seines Onkels Richard erzählt, überwältigen ihn die Gefühle. Auch noch Tage nach seiner Rückkehr aus der Republik Belarus, wie Weißrussland im offiziellen Sprachgebrauch heißt.
"Als wir auf dem Friedhof Schatkowo waren und die Gedenkfeier hielten, war ich wie versteinert", sagt der 69-jährige Johann Fleischmann leise. Ein Gruß aus der Heimat, ein "Gegrüßet seist du, Maria", eine Ehrenbezeugung mit der Standarte der Bayerischen Kameraden- und Soldatenvereinigung: Der Amlingstadter beherrschte nach eigenen Worten seine Emotionen in diesen Momenten nur mühsam.
Auf einer Stele neben dem Hochkreuz ist der Name seines Onkels Richard Fleischmann eingraviert. Sein Todesdatum: 24. Juli 1941. Doch beerdigt ist der Unteroffizier nicht auf dem Sammelfriedhof Schatkowo: "Da brauchen wir uns nichts vorzumachen, das dauert, bis sein Grab verlegt werden kann", erklärt Johann Fleischmann. Denn sein Onkel liege auf dem Lazarettfriedhof Shelesinka, zehn Kilometer entfernt. Und zwar "in geweihter, jetzt aber verseuchter Erde". Noch immer wabert eine radioaktive Wolke aus dem nahen Tschernobyl über Shelesinka.
Johann Fleischmann hatte sich mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf den Weg nach Belarus gemacht, "um einen Auftrag meines Vaters Alois und meiner Tante Klara zu erfüllen": dem Familienmitglied nachzuspüren, der als 21-Jähriger sein Leben lassen musste. Schon vor geraumer Zeit hatte Neffe Johann Nachforschungen betrieben. Der Volksbund konnte ihm schließlich weiterhelfen und übersandte ihm einen Auszug aus dem Gedenknamensbuch in Belarus.