Druckartikel: Am neuen Atrium in Bamberg soll eine Flaniermeile entstehen

Am neuen Atrium in Bamberg soll eine Flaniermeile entstehen


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 03. August 2018

Eine unendliche Bamberger Geschichte könnte nun doch zu Ende gehen: Zwischen Stadt und Investoren herrscht Einigkeit über die Ziele für das Atrium.
Das künftige Atrium öffnet sich auf großer Länge zur Ludwigstraße. Dort könnte die Wegnahme eines Gebäudeteils einer ersten Planungsidee  folgende eine Flaniermeile entstehen lassen.  Entwurf: Bornhofen Architekten


Wäre das Rathaus Maxplatz das Papst-Konklave in Rom, dann hätte man Anfang Juli wohl weißen Rauch aufsteigen sehen: Selten gab es in der von mehreren Eigentümerwechseln geprägten Vorgeschichte des Atriums so viel Einigkeit. "Es ist ein wunderbarer Lichtblick am Bahnhofshimmel" fasst Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) den Stand der Verhandlungen zusammen.
Der Satz des OB ist verständlich, wenn man sich die wechselvolle Vorgeschichte der größten Bamberger Handelsbrache vor Augen hält. Mittlerweile dauert der Leerstand dort, wo früher einmal Edeka und Wöhrl zu Hause waren, fünf Jahre. Nur Multiplexkino und ein Schilderhersteller sind vom einst belebten Zentrum heute noch übrig.

Nun also die mögliche Wende. Bambergs OB und die Spitzen der Verwaltung sehen ihren Erfolg vor allem in einer Abkehr der neuen Eigentümer von früheren Einzelhandelsplänen. "Alle hatten immer nur das Ziel einer gigantischen Shoppingmall vor Augen, eine Einkaufsimmobilie, wie sie in jeder anderen Stadt auch stehen könnte. Doch genau das wollten wir nicht", sagt Starke.
Das Stadtoberhaupt hofft auch, dass die Wiederbelebung des Atrium in eine Verschönerung des Bahnhofsvorplatzes und der jetzt noch wenig einladenden Fläche vor dem Postgebäude gegenüber mündet.

Wie also sieht die Zukunft des Atriums aus? Als im April dieses Jahres die Nachricht von Verkauf des ehemaligen Einkaufs-tempels bekannt wurde, überraschte die Eyemaxx-Gruppe als neuer Eigentümer mit der Ankündigung, die oberen Stockwerke der Immobilie zu einem Hotel mit 160 Zimmern umzuwandeln. Darüber hinaus sind 70 so genannte Serviceappartements geplant, möblierte Einzimmer-Wohnungen für alle, die einen längeren Bamberg-Aufenthalt planen. Erhalten bleiben sollen die 750 Parkplätze und das Kino auf dem Dach. Letzteres sieht, wie sich zuletzt herauskristallisiert hat, ebenfalls einer Sanierung entgegen. Die Investitionssumme steigt deshalb nach Angaben von Eyemaxx auf 60 Millionen Euro. Anders als andere Projektentwickler plant Eyemaxx zudem keinen Weiterverkauf, sondern will die Immobilie im Bestand halten.


Läden und Gastronomie

Nur im Erdgeschoss finden sich auch nach dem Umbau noch jene Ladenflächen, für die das Atrium in Bamberg bei vielen Menschen bekannt ist. Geplant sind laut Eyemaxx ein Lebensmittelmarkt sowie verschiedene Fachgeschäfte von Bekleidung bis Sport. Mindestens so wichtig und möglicherweise auch so hürdenreich wie die konzeptionelle Neuausrichtung wird freilich die Gestaltung des Atriums sein. Der Bamberger Architekt Matthias Bornhofen, dessen Vater Elmar bereits vor 30 Jahren bereits das Atrium gebaut hatte, will das Gebäude klarer, sichtbarer und auch transparenter machen. Mehr als ein Kunstgriff wird es dabei sein, die Fassade der gelegentlich als Flugzeugträger verspotteten Immobilie zur Ludwigstraße gegenüber heute um 13 Meter zurückzunehmen. Der Rückbau der Fassade ist einer ersten Entwurfsidee folgend groß genug, dass ein völlig neuer Platz mit Aufenthaltsqualität und grünen Oasen entstehen könnte. Auch die Aufsicht auf das Atrium samt Kinogebäude wird sich durch den um 23 000 Kubikmeter Masse verkleinerten Baukörper deutlich verändern - verbessern, wie Matthias Bornhofen findet: "Wir werden störende Aufbauten entfernen, das Gebäude wird durch Glas offener gestaltet."
Zumindest bei der Bauverwaltung stehen die Ampeln auf Grün: Baureferent Thomas Beese spricht von einer verdienten Aufwertung für die Ludwigstraße. Er hofft, dass die Fassadengestaltung schon Ende September Gegenstand im Stadtgestaltungsbeirat sein könnte. Es wäre ein weiterer Meilenstein für das Projekt. Ans Eingemachte geht es, wenn der Bausenat über ein Bebauungsplanverfahren abstimmt. Im November soll es so weit sein.


Ende 2020 fertig?

Derzeit gehen die Investoren davon aus, dass das Atrium Ende 2020 eröffnet werden kann. Auch einen Namen gibt es für Hotel, Shoppingmeile und Parkplätze bereits: Aus dem alten wird "das neue Atrium".


Kommentar des Autors:

Bamberg hat mehr verdient

Es spricht manches dafür, dass sich das jahrelange Warten gelohnt hat.

Der Vorschlag, der jetzt auf dem Tisch liegt, macht Hoffnung, dass es gelingt, eine Bausünde der 80er Jahre zumindest zu entschärfen.

Der mittlerweile jahrelange Leerstand einer Riesenimmobilie führt dabei beispielhaft vor Augen, dass falsche konzeptionelle (und daraus resultierende architektonische) Weichenstellungen nachhaltig ein ganzes Viertel nach unten ziehen und lähmen können - selbst in einer pulsierenden Stadt wie Bamberg und selbst in bester Lage.

Dabei ist selbstredend, dass Bamberg und die von gründerzeitlichem Prachtbauten geprägte Luitpoldstraße deutlich mehr Qualität verdient haben.

Das gilt für Gewerbeimmobilien wie das Atrium.

Das gilt vor allem für die benachbarten öffentlichen Plätze vor dem Bahnhof und vor dem ehemaligen Postgebäude. Ihr derzeitiges Erscheinungsbild spottet jeder Beschreibung.