Als Flüchtling in Bamberg anerkannt - und dann?
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Freitag, 28. August 2015
Sobald Flüchtlinge anerkannt sind, müssen sie aus der Asylbewerberunterkunft ausziehen. Eine eigene Wohnung ist der große Wunsch der Betroffenen. Schließlich geht es beengt zu. Doch ist Geduld gefragt, bis sie etwas finden.
Saber Al Nazzal war erst auf der Flucht, jetzt ist er auf der Suche. So wie dem 29-Jährigen geht es den meisten Menschen, die nach Deutschland fliehen, anerkannt werden und sich dann zurecht finden müssen. Ständig suchen sie: nach dem richtigen Ansprechpartner bei den Ämtern, nach einer möglichen Arbeit, nach einer Wohnung.
Al Nazzal kommt aus Syrien, er ist nun seit einem Monat anerkannter Flüchtling. In Bamberg hat er seine zweite Heimat gefunden. "Bamberg ist schön." Und perfekt von der Größe, findet er. Mit dem Fahrrad kann er überall hinfahren.
Klein ist das Zimmer, in dem er mit den anderen Bewohnern schläft. In der Geisfelder Straße stehen mehrere Betten in einem Raum. Privatsphäre gibt es nicht. Al Nazzal wohnt mit fünf anderen zusammen. Eine Syrer-WG. Er hilft den anderen, die neu angekommen sind, die noch kaum Deutsch sprechen. Er selbst spricht dagegen schon ganz gut.
Wohngeld von der Arbeitsagentur
Der 29-Jährige ist Kriegsflüchtling - ein Grund, warum er vergleichsweise schnell anerkannt wurde. Er könnte jetzt längst aus der Unterkunft ausziehen, doch ist das nicht so einfach. Bisher hat er noch nichts gefunden. "Eine Wohnung ist das Wichtigste", sagt Al Nazzal. Und es werden immer wieder Wohnungen von anerkannten Flüchtlingen - vor allem aus Syrien - gesucht. Seitdem Saber Al Nazzal anerkannt ist, gilt er als gleichgestellt. Das bedeutet, der junge Syrer bekommt Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt - und damit Wohngeld von der Arbeitsagentur. Allerdings gestaltet sich die Suche deshalb nicht unbedingt einfacher: Wenn anerkannte Flüchtlinge Sozialleistungen beziehen, können sie nur eine Wohnung bis zu einer bestimmten Größe mieten. Schließlich gibt es eine Höchstgrenze für die Mietkosten. Diese darf nicht überschritten werden.
Privatwohnungen oft zu teuer
Die Suche läuft oftmals über Wohnbaugesellschaften wie die Stadtbau. Diese würde schon viel machen, sagt Christiane Laaser vom Verein "Freund statt fremd", doch: "Wir haben momentan sehr wenig kleine Wohnungen", stellt sie fest. Das Problem ist: Privatwohnungen, die angeboten werden - oder die Flüchtlinge auf eigene Faust suchen -, sind manchmal zu teuer. Bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) schätzt man die Lage als nicht so problematisch ein wie in anderen Städten: Es laufe in Bamberg bisher gut, sagt Carola Wieland vom Migrationssozialdienst der Awo. Dennoch sei der städtische Wohnungsmarkt schwierig. Deshalb könne es sein, dass manche Flüchtlinge länger warten müssten. Sobald eine Wohnung zur Verfügung steht, müssen die anerkannten Flüchtlinge aus der Unterkunft ausziehen.
Neben dem Recht auf eine eigene Wohnung steht den Flüchtlingen nach der Anerkennung auch ein Integrationskurs zu, der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bezahlt wird. "Sie wollen Deutsch lernen und eine Arbeit suchen", sagt Wieland. Die Sprache ist eine wichtige Voraussetzung, weiß Saber Al Nazzal. Seine Freunde, die irakischen Brüder Ali und Hussam Alsadi, sehen das genauso. Arbeiten und eine Wohnung - das ist alles, was sie sich wünschen.
Doch ist es bei ihnen komplizierter: Der 24-jährige Ali kann nun ein Einjahrespraktikum bei einem Autohaus machen. Da er aber nicht anerkannt ist, muss er weiter in der Unterkunft wohnen. Während die anderen aus seiner Familie nachts im selben Raum schlafen, will er weiter Deutsch lernen - und dabei möglichst leise sein.
Ein Job als Gabelstaplerfahrer
Und Saber Al Nazzal? Er könnte eigentlich, ähnlich wie seine Freunde, ohne Probleme studieren - doch würde er sich mit einem Job als Gabelstaplerfahrer zufrieden geben, sagt er. Bisher ist der 29-Jährige auch hier weiter auf der Suche. Kontaktmöglichkeiten:
Helfer: Der Verein "Freund statt fremd" sucht Bürger, die Flüchtlingen helfen oder eine Patenschaft übernehmen wollen. Jeden zweiten Mittwoch im Monat gibt es um 19.30 Uhr ein Treffen für Interessierte in der Evangelischen Studentengemeinde, Markusplatz 1.
Wohnungen: Wer Wohnungen zur Verfügung hat, kann sich an Migrationssozialdienste wie die Awo Bamberg (migrationssozialdienst@awo-bamberg.de, Betreff: Wohnung) wenden.