Als Bier gesünder war als Wasser
Autor: Harald Rieger
Bamberg, Montag, 29. Februar 2016
Zum Auftakt des neuen Semesters an der Volkshochschule Bamberg referierte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold über die Bedeutung des Bieres für Bamberg.
Was kann es an einem Sonntagmorgen Schöneres geben als einen Frühschoppen, ein paar Takte fränkische Volksmusik oder eine Matinee zum Thema Bier? Am besten alles drei auf einmal! Die VHS Bamberg Stadt machte es im Rahmen ihrer traditionellen Semestereröffnung möglich. So gab es im großen Saal des E-Werkes einen ebenso unterhaltsamen wie informativen Vortrag des Bezirksheimatpflegers Günter Dippold zur Bedeutung des Bieres für Bamberg. Umrahmt wurde dieser von der Blaskapelle "Sieben-Hügel-Combo" und anschließend gab es für alle Teilnehmer Häppchen und Freibier aus einer der neun Bamberger Brauereien. Damit aber noch nicht genug. Denn VHS-Leiterin Anna Scherbaum nutzte die Gunst der Stunde und gab den Startschuss für das neu eröffnete Bistro.
Humorvoll und informativ
Die kurzweiligen, humorvollen und informativen Vorträge von Bezirksheimatpfleger Dippold haben einen schon fast legendären Ruf und sind immer ein Besuchermagnet. Und so war der große Saal auch bis auf den letzten Platz gefüllt. "Trink ich Bier so verderb' ich, trink ich Wasser, so sterb' ich. Ist doch besser, Bier getrunken und zehnmal verdorben, als Wasser getrunken und einmal gestorben". Mit diesem überlieferten Spruch aus dem Jahr 1792 stieg Günter Dippold ins Thema ein und gestand, dass es sich hierbei zwar um ein Scherzwort handelte, aber dennoch einen wahren Kern hatte. Denn zu jener Zeit Wasser zu trinken, sei nicht ganz ungefährlich gewesen. War es doch besonders in der Innenstadt von Bamberg sehr keimbelastet, da die Abwässer direkt in die Regnitz flossen. Daher war man, wie Dippold mit einem Augenzwinkern schilderte, nicht schlecht beraten, lieber Bier zu trinken. Denn dieses sei durch die Hitze bei der Produktion und durch seinen Alkoholgehalt im Gegensatz zum Wasser sehr hygienisch gewesen.
"Ferner galt 1793 das Bier auch als Kraftspender, wie ein Beamter in Sonnefeld bei Coburg darlegte. Denn es machte den Landmann, der es als Morgentrunk genoss, außerordentlich stark und arbeitsam", referierte Dippold. Und selbst im Jahre 1830 hätte der Bamberger Arzt Karl Friedrich Speyer festgestellt, dass gerade im Sommer im Umland von Bamberg fast einzig von Brot und Bier gelebt wurde.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wandelte sich langsam das Bild vom Bier. Um 1830 galt es zwar nach wie vor als nützlich für körperlich Schaffende, es wurde aber immer mehr zum Getränk fürs Wochenende und zum Feiern. Zudem zog es laut Dippold schon damals die Bamberger zum Ausflug ins Umland, sofern es in den Dörfern ein gutes Bier gab.
Das Bier war aber auch ein gefragtes Ausfuhrgut und dadurch ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor und wurde "eymerweise" (ein Eymer entsprach ungefähr einem Hektoliter) nach Ober- und Niedersachsen sowie nach Westfalen exportiert. Daher war die Zahl der Brauer in Bamberg beachtlich: 1792 zählte die Handwerkerstatistik 59 Meister und 85 Gesellen. 1810 wurden in der Domstadt 63 Brauereien gezählt. 1824 immerhin noch 57. Allerdings gab es in Bamberg eine Besonderheit. Denn anders als in anderen Städten hatten hier nicht alle Bürger das Recht zu brauen, sondern das Brauen wurde hauptberuflich von Brauern und Büttnern durchgeführt. Im Gegenzug gab es aber im Umland keine Bannmeile.
Dennoch ist es den Bambergern nie gelungen, Bier in großen Mengen zu exportieren wie in Kulmbach oder München - obwohl die Stadt für ihren Gerstensaft sehr gelobt wurde. Warum das so war, darauf konnte auch Günter Dippold keine Antwort geben.
Ebenso war in Bamberg das Brauereisterben nicht aufzuhalten. "Alleine im Steinweg in der Königstraße zählte man im Jahr 1830 23 Braustätten. 1905 waren nur noch fünf übrig. Und seit 1947 gibt es hier bloß noch zwei - diese haben aber zum Glück bis heute Bestand", resümierte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold.
Die Ausstellung "Bierstadt Bamberg" ist bis zum 30. April an zwei Ausstellungsorten zu sehen:
• Stadtarchiv, Untere Sandstraße 30a, Montag bis Mittwoch 8-16 Uhr, Donnerstag 8-20 Uhr, Freitag 8-14.30 Uhr, www.stadtarchiv-bamberg.de
• VHS, Altes E-Werk, Tränkgasse 4, Montag bis Freitag 8-21.30 Uhr, Samstag 9-17 Uhr. www.vhs-bamberg.de
Die Ausstellung basiert auf dem Fotoband "Drei Schobbn - zwa Seidla - a U" aus dem Erich-Weiß-Verlag (22 Euro,ISBN 978-3-940821-33-1).
Gezeigt werden in der Ausstellung rund 100 zeitgenössische Bilder aus den 1990er-Jahren in Bamberg, von den Fotografen Johannes Karch, Werner Kohn, Gudrun Pimpl, Georg Pöhlein, Franziska Reif und Erich Weiß.