Kerstin aus Reckendorf nahe Bamberg ist Mutter eines neunjährigen Sohnes. In diesem Jahr erhielt sie jedoch eine Schock-Diagnose: Ihr bleiben nicht mehr viele Monate zum Leben.
Wie gerne würde Kerstin aus Reckendorf einfach ein unbeschwertes Familienleben mit ihrem Mann Jürgen und ihrem Sohn Paul (9) führen. "Liebevoll, lebenslustig und ein bisschen verrückt" hat sie es laut ihrer Bekannten Katharina Trautmann am liebsten. Seit Februar dieses Jahres kämpfe sie jedoch mit Gleichgewichts- und Wahrnehmungsbeschwerden. Nach dem Besuch bei mehreren Ärzten dann die Hiobsbotschaft: Kerstin habe ein unheilbares Glioblastom, einen sehr aggressiven Hirntumor.
Die zu erwartende Restlebenszeit betrage nur 18 bis 24 Monate. "Ich kenne Kerstin schon sehr lange. Sie ist eine Arbeitskollegin und gute Freundin meiner Mutter und war die Tagesmutter meiner drei Kinder. Ich hatte sofort von der Diagnose erfahren, da war mein Sohn noch bei ihr", sagt Trautmann im Gespräch mit inFranken.de. Jetzt setzt sie sich dafür ein, dass die Familie noch so lange wie möglich vereint sein kann.
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"Sofort wurde der größte Teil des Tumors in einer OP entfernt und die Beschwerden gingen zurück. Aber die folgende Strahlen- und Chemotherapie musste wegen zu schlechter Blutwerte abgebrochen werden, zu schwach war Kerstin von den Strapazen", so beschreibt es Trautmann in einer Spendenkampagne, die sie für die Familie organisiert. Die folgenden Monate seien geprägt von Diagnosen, Operationen und Chemotherapien gewesen. "Strapazen, die Kerstin auf sich nimmt, um weiter machen zu können. Weiter da sein zu können für uns alle, für ihren Mann und ihren Paul. Aber die Therapien gehen nur sehr vorsichtig und die Diagnosen bleiben ernüchternd und die Nebenwirkungen schwächen sie weiter", heißt es zudem.
Als letzte Chance hätten Kerstins Ärzte ihr ein Medikament empfohlen, das eventuell die Lebensqualität steigern und die Lebenszeit etwas verlängern könnte. Avastin (Bevacizumab) könnte das Tumorwachstum einschränken, doch es gibt eine große Hürde: In Deutschland besteht derzeit keine Zulassung für diese Behandlung, weshalb die Krankenkasse die Kosten nicht übernehme. "Es muss drei bis vier Mal für je fünf Stunden intravenös verabreicht werden, bis man feststellen kann, ob es bei Kerstin wirkt. Generell muss es aber dauerhaft verabreicht werden", so Trautmann. Jede Dosis kostet 3000 Euro, zusätzlich Nebenkosten, wodurch jede Behandlung bei etwa 4000 Euro liege.
Da wegen Kerstins Selbstständigkeit ab Auftreten der Beschwerden im Februar das Einkommen ausgeblieben sei, bleibe wenig finanzieller Spielraum. "Ich erklärte der Familie das Konzept von Crowdfunding. Sie baten mich, die Organisation zu übernehmen", erläutert Trautmann. Ihr herzzerreißender Aufruf generierte schließlich 20.000 Euro in 24 Stunden. Nach drei Tagen waren 30.000 Euro zusammen und das Ziel somit erreicht. Trotzdem steigt die Summe noch immer.
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"Ich hätte nicht mit diesem schnellen Anstieg der Spenden gerechnet. Es kamen auch viele große Beträge. Der Familie fiel es grundsätzlich schwer, nach Geld zu fragen, aber ich sagte ihnen, dass es die Leute bewusst so wollen. Gerade in der Weihnachtszeit spenden viele", sagt Trautmann.
Sie habe sogar erfahren, dass Kerstins Geschichte die beliebteste Kampagne bei Gofundme gewesen sei. "Viele uns unbekannte Spender sind dabei, wobei Kerstin durch ihren Beruf auch viele Menschen kennt, die ebenfalls gespendet haben." Die Reckendorferin habe am Montag (20. November 2023) bereits die erste Dosis erhalten. "Ihr geht es schon besser als am Wochenende. Sie ist sich aber nicht sicher, ob es psychisch bedingt ist oder durch das Medikament kommt", erfährt die Redaktion. Noch sei es einfach zu früh.