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Ab Herbst wird es in Bamberg blitzen


Autor: Gertrud Glössner-Möschk

Bamberg, Donnerstag, 31. Januar 2013

Die Stadt Bamberg führt die kommunale Geschwindigkeitsmessung ein. An 58 neuralgischen Punkten soll ab Herbst regelmäßig gemessen werden. Der Stadtrat stimmte mit großer Mehrheit zu.
Blitzer in Bamberg: Ab Herbst lässt die Stadt Bamberg selbst kontrollieren. Fotos: Ronald Rinklef


Was seit 20 Jahren immer wieder ohne Ergebnis diskutiert wurde, soll spätestens ab dem vierten Quartal dieses Jahres Wirklichkeit werden: Die Stadt Bamberg führt die so genannte kommunale Verkehrsüberwachung ein und lässt Zu-schnell-Fahrer und Raser im Stadtgebiet blitzen - für eine Probephase von drei Jahren.

Die neuen Blitzer - oder richtiger: das Geld, das den Autofahrern aus der Tasche genommen wird - soll nicht etwa "Abzocke" sein oder die Haushaltslage der Stadt verbessern, wie Referent Ralf Haupt im Namen der Stadtverwaltung betont. Vielmehr möchte man mit den Kontrollen die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer verbessern.

An 58 Stellen in der Stadt müssen Autofahrer künftig damit rechnen, zur Kasse gebeten zu werden. Die großen Tangenzialstraßen wie Berliner und Münchner Ring stehen nicht auf dieser Liste. Der Schwerpunkt liegt auf Wohnquartieren und den engen Altstadtgassen.



Hier ein kleiner Streifzug von A bis Z: Am Regnitzufer 13 (30 Stundenkilometer), Babenbergerring (30), Caspersmeyerstraße (30), Friedrichstraße (30), Hafestraße (50), Kemmerstraße (50), Laurenziplatz (30), Maternstraße 35 (10), Memmelsdorfer Straße Höhe Luitpoldschule (30), Schweinfurter Straße (20 ), Storchsgasse Höhe Hausnummer 20 (10), Wildensorger Straße und -Hauptstraße (30/50), Zeppelinstraße (50).

Wohnqualität verbessern

Ursprünglich hätten es einmal 88 Messstellen sein sollen. Mit dem Verzicht auf die stark befahrenen Hauptverkehrsstraße und nunmehr 58 Stellen will die Stadt unterstreichen, dass es ihr in erster Linie darum geht, in gewissen Quartieren "die Aufenthalts- und Wohnqualität spürbar zu verbessern", hieß es im Sitzungsvortrag für die Vollsitzung des Stadtrats.

Allererste Priorität bei der Geschwindigkeitsüberwachung genießen die Straßen vor Bushaltestellen, Altenheimen, Schulen und Kindergärten sowie Tempo-30-Zonen und Wohngebiete. Im Bedarfsfall soll unbürokratisch auf konkrete Bürgerhinweise und -beschwerden eingegangen werden - also auch einmal an anderen als den festgelegten Stellen gemessen werden.

In den engen Altstadtgassen wie Sutte, Matern, Storchsgasse, und Maienbrunnen wird die seit langem gültige Beschränkung auf 10 Stundenkilometer weiterhin gelten. Experten der Gesellschaft für Kriminalprävention und Verkehrssicherheit mbH (gGKVS) aus Zirndorf hatten der Stadt eine Prüfung empfohlen, ob diese Beschränkungen "den realen Gegebenheiten sowie den Vorgaben der StVO entsprechen, so dass bei einer juristischen Würdigung der Verstöße die Tatvorwürfe aufrecht erhalten werden können".

Was hier kompliziert formuliert wurde, ist ein Hinweis und eine Reaktion der gGKVS auf die Ergebnisse von Testmessungen zwischen dem 28. März und dem 23. Mai 2012. Damals stellte sich heraus, dass sich in den 10-km/h-Zonen kaum ein Autofahrer an die Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten hat. Zum Beispiel vor dem Haus Sutte Nummer 16, 11. April 2012: Von 317 Autofahrern, die zwischen 6 und 9 Uhr die Einbahnstraße passierten, waren 295 zu schnell. Bis zu 47 Stundenkilometer registrierten die Blitzer. Später am Tag brachten es andere Autofahrer sogar auf 60 km/h.

Von der Tatsache, dass sich kaum jemand an die Regeln hält, wollte sich der Stadtrat aber nicht beirren lassen. Es bleibt bei Tempo 10. Jedoch soll bei der Geschwindigkeitsüberwachung "eine höhere Ahndungstoleranz" angesetzt werden. Bis 25 km/h will man ein Auge zudrücken.

CSU-Fraktionsvorsitzender Helmut Müller fragte zum Auftakt der Diskussion: "Warum denn nicht gleich so?" Sein SPD-Kollege Wolfgang Metzner lobte die Initiative von Dieter Weinsheimer, FW, die Zahl der Messstellen zu reduzieren. Peter Gack von der GAL fragte sich, weshalb die CSU beim letzten Mal nicht zugestimmt habe, nun aber doch, obwohl sich nichts geändert habe. "Heute haben Sie offenbar ihre Unterlagen gelesen."