Das Amtsgericht Bamberg hat einen 55-Jährigen verurteilt, der im Mai 2018 einen Verkehrsunfall auf der A73 verursacht hatte. Bei dem Crash waren ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt worden.
Zu einer Geldstrafe von 11.700 Euro wegen fahrlässiger Tötung und zweifacher fahrlässiger Körperverletzung hat das Amtsgericht Bamberg einen 55-jährigen Handwerker aus dem Kreis Soest (NRW) verurteilt. Der Mann war am 18. Mai 2018 auf der Autobahn 73 direkt neben der Abfahrt Zapfendorf (Landkreis Bamberg) in einen Stau gerast und hatte dabei einen Menschen getötet und zwei weitere schwer und leicht verletzt.
Die drei Männer aus dem Landkreis Lichtenfels sind schon zwei Stunden unterwegs. Nach einer kleinen Stadttour durch Nürnberg sind sie bei schönstem Wetter mit einem Cabrio auf der Heimreise. Auf der A73 kommen sie aber nur schleppend voran. Immer wieder gibt es zähfließenden Verkehr. Man merkt, dass es der Freitagnachmittag vor Pfingsten ist. Auf Höhe der Ausfahrt Zapfendorf kommt der Wagen endgültig zum Stehen. Auf der linken Spur warten die drei Männer darauf, endlich an der Baustelle vorbeizukommen, die für die Behinderungen sorgt. Doch mit einem Knall ist alles vorbei.
Fahrer sah das Unglück kommen - doch zum Ausweichen fehlte die Zeit
Das Unglück hatte der Fahrer (63) im Rückspiegel noch kommen sehen. An ein Ausweichen war in Sekundenbruchteilen aber nicht mehr zu denken. Wie Volker Fürbeth, der Sachverständige für Unfallanalyse aus Erlangen feststellte, rast der Angeklagte mit rund 110 Stundenkilometern ungebremst auf das Heck des Cabrios. Das wird mit enormer Wucht erfasst und innerhalb von drei Sekunden mehr als 20 Meter weit geschleudert. Es dreht sich um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn, prallt gegen die Mittelleitplanke und bleibt mit Totalschaden liegen.
Mitfahrer auf Rückbank erleidet schwerste Verletzungen und stirbt noch an Unfallstelle
Einen der Beifahrer (38), der sich auf der Rückbank des Cabrios befunden hat, trifft der Aufprall so stark, dass er mit schwersten Verletzungen noch an der Unfallstelle stirbt. Der Obduktionsbericht des Rechtsmediziners Prof. Peter Betz aus Erlangen liest sich denn auch wie eine Horrorgeschichte. Es handelte sich um schlimme innere Verletzungen an Organen und Blutgefäßen sowie zahlreiche Knochenbrüche, die der Vater zweier Kinder auch nicht überlebt hätte, wenn er angeschnallt gewesen wäre. Was er nach Auskunft des Unfallgutachters allerdings nicht war. Zum Verhängnis wurde ihm zudem, dass er auf einem Notsitz ohne ordentliche Kopfstütze Platz genommen hatte.
Opfer durch Unfall gezeichnet: Es gibt kein Vergessen
Auch die beiden anderen Insassen sind durch den Auffahrunfall gezeichnet. Der Fahrer erleidet eine Verstauchung der Wirbelsäule, einen Bruch an der Lendenwirbelsäule und eine posttraumatische Belastungsstörung. "Ich habe Alpträume, in denen ich meinen toten Freund sehe, mit dem wir immer gelacht haben." Der zweite Beifahrer (42) bricht sich das Jochbein und eine Rippe, prellt sich den Brustkorb und die Schulter und verstaucht sich die Wirbelsäule. Der Verursacher trägt nur leichte Blessuren wie eine Schürfwunde und Rippenprellungen davon. Doch auch er kann das von ihm verschuldete Unglück nicht vergessen.
Warum bremste der Fahrer nicht?
Warum der Angeklagte nicht rechtzeitig gebremst hat, das kann er im Laufe seines Geständnisses der Strafrichterin Gudrun Göller nicht schlüssig erklären. Alkohol, Drogen und wohl auch ein Smartphone waren nicht im Spiel.
Auffällig sei nur, dass er im vergangenen Jahr alleine dreimal als Temposünder mit bis zu 35 km/h zuviel überführt wurde, so Staatsanwältin Lea Klautke. Ein anderer Verkehrsteilnehmer, der hinter dem Verursacher fuhr, musste das Unglück mitansehen. "Ich dachte noch: Was macht der da?" Er konnte noch beobachten, dass das Cabrio seine Warnblinkanlage eingeschaltet hatte. "Bremslichter habe ich nicht gesehen."