Nach einem schweren Unfall auf der A3 bei Schlüsselfeld und mehreren Folgeunfällen versorgten Einsatzkräfte 3000 Menschen mit Getränken. Einige hatten im Stau keine Vorräte dabei. Was raten Rettungssanitäter bei Fahrten an heißen Tagen?
Nichts ging mehr am Sonntagmorgen auf der Autobahn 3 in Richtung Würzburg. Zwischen den Anschlussstellen Höchstadt-Nord und Schlüsselfeld war kurz vor 6 Uhr eine vierköpfige Familie aus Nordrhein-Westfalen verunglückt. Im Rückstau ereigneten sich weitere Unfälle. Die Autobahn in Richtung Frankfurt musste total gesperrt werden. Mit der aufsteigenden Sonne wuchs die Schlange der Autos zu einem langen Stau.
Ab der Anschlussstelle Höchstadt-Nord leitete die Autobahnmeisterei Geiselwind den Verkehr ab. Doch auch auf den Ausweichstrecken kam es zu erheblichen Behinderungen. "Die Temperaturen stiegen rasch auf über 30 Grad und etwa 3000 Autos konnten über mehrere Stunden nicht vor und nicht zurück", berichtet die Polizei. Die Rettungskräfte starteten deshalb gegen 9 Uhr eine Hilfsaktion, um wartende Autofahrer mit Getränken zu versorgen.
"Nicht viele Autofahrer hatten genug Getränke dabei, das ist ein Thema, das bei heißen Temperaturen immer wieder unterschätzt wird", sagt Karl-Heinz Gäbelein, der stellvertretende Leiter der Einsatzdienste bei den Maltesern Bamberg. Zwei Liter pro Person: Diese Menge an Wasser sollten Reisende immer im Auto haben, rät das Rote Kreuz. "Wenn es zum Stau kommt, kann es mal zwei, drei Stunden dauern", berichtet Harald Trautner, Einsatzleiter beim BRK. Vor allem Kleinkinder und Rentner seien von Dehydrierung gefährdet. Diabetiker und andere Patienten sollten sich vor Reisen gezielt vorbereiten.
"Gerade am Stauende haben sich am Sonntag relativ viele Menschen zu Fuß in Richtung Raststätte Steigerwald aufgemacht, um sich mit Kaltgetränken zu versorgen", berichtet Trautner. Das birgt weitere Gefahren: Denn wenn der Verkehr wieder anrollt, stehen die Autos ohne Fahrer auf der Autobahn. "Das Zurücklaufen auf dem Standstreifen ist ebenfalls gefährlich", warnt Gäbelein. Das Rote Kreuz rät bei Hitze und Stau: Im Fahrzeug bei laufendem Motor und eingeschalteter Klimaanlage warten.
"Viele Autofahrer unterschätzen auch die benötigte Breite der Rettungsgasse." Breite Abschleppwagen kommen demnach nur schwer an die Unfallstelle. "Manche Autofahrer fahren die Lücke gleich wieder zu, sobald der erste Schwung an drei bis vier Einsatzwagen vorbei ist. Oft kommen aber weitere Einsatzkräfte dazu", mahnt der Sanitäter, der mit drei Kollegen in Einsatz war.
Er berichtet, dass der Großteil der Wartenden dankbar auf die Hilfe der Einsatzkräfte reagiert habe. Neben Getränken gab es teilweise auch Snacks und Hygieneartikel. Örtliche Supermärkte öffneten ihre Lager. "Der Reisebus des BRK Erlangen-Höchstadt stand ebenfalls im Stau und gab auch gekühlte Getränke an die anderen Staugeschädigten im Umfeld aus", berichtet Thomas Heideloff, Rettungsdienst-Leiter vom BRK.
"Wann geht es weiter?": Die Reisenden waren dankbar für jede Info von den Helfern. Nach rund drei Stunden gelang es, zumindest die im Stau zwischen Höchstadt-Nord und der Rastanlage Steigerwald wartenden Autofahrer über die Rastanlage zu lotsen und ihnen die Weiterfahrt zu ermöglichen. Erst nach fünf Stunden konnte aber die Sperrung der Fahrbahn aufgehoben werden. Neben der Verkehrspolizei Erlangen und dem BRK waren auch die Freiwilligen Feuerwehren Höchstadt, Mühlhausen und Baiersdorf im Einsatz. Das Rote Kreuz hatte Helfer aus dem ganzen Umkreis zusammengezogen.