80er Jahre: Tennis lockte 3000 in den Hain
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Dienstag, 22. Oktober 2019
In Bamberg begann der Tennis-Boom lang vor den Erfolgen von Graf und Becker. 1980 gelang dem TC Bamberg der Bundesliga-Aufstieg. Später verzückten Spieler wie Tore Meinecke und Jonas Svensson die Fans.
Hansjörg Luther gehört dem Tennisclub Bamberg seit 50 Jahren an und hat seinem Verein in den unterschiedlichsten Funktionen gedient. Er war unter anderem Jugendleiter, Vorsitzender eines Förderkreises Tennis-Bundesliga, später Sportvorstand und Teammanager, immer aber war er ein wichtiger Mäzen - und bis heute ein leidenschaftlicher Tennisspieler. Die 1980er Jahre waren für den Tennissport in Bamberg eine ganz besondere Dekade: 1980 gelang der Bundesliga-Aufstieg, 1981 der anvisierte Klassenerhalt. Bei der 100-Jahr-Feier 1982 war der TC Bamberg mit mehr als 1000 Mitgliedern größter Tennisclub Bayerns, zum Fest bot auch Sepp Maier eine Showeinlage. Zu den erfolgreichen Bamberger Spielern zählten in dieser Zeit unter anderem Bernd Weinmann, Carsten Schaudienst, Robert Baumgartner und Heiner Seuss. Kurz wurde der Höhenflug der Bamberger beendet, aber nach einem Abstieg folgte auch bald der Wiederaufstieg in die Tennis-Bundesliga. Nach dem Klassenerhalt 1984 schaffte der TC ein Jahr später die Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft - von einem "Tennis-Märchen im Hain" war damals die Rede.
"Mir hat die Tennis-Bundesliga immer Freude bereitet und zu manchen Spielen kamen 3000 Zuschauer in den Hain", erinnert sich Luther. Zu den absoluten Publikumslieblingen zählte ab 1985 Tore Meinecke, dessen Karriere 1989 ein schwerer Unfall beendete. "Wegen ihm kamen viele junge Mädchen", sagt Luther.
Boris Beckers Wimbledon-Sieg 1985 und die weiteren Erfolge von Becker und Steffi Graf verliehen dem Tennissport in den Folgejahren Flügel, auch beim TC Bamberg spielten zwischenzeitlich mehr als 300 Kinder und Jugendliche.
Der Schwede Jonas Svensson, damals Nummer 11 der Weltrangliste, verstärkte die Bamberger ebenso wie neben vielen anderen die Tennis-Größen Stefan Hermann, Patrick Kühnen, Ricki Osterthun und Karel Novacek. Und so folgten 1989 und 1990 weitere Endrundenteilnahmen, 1991 die Vizemeisterschaft, die Mitgliederzahl schnellte auf über 1300 hoch - bis 1992 wegen finanzieller Engpässe das Bundesliga-Aus erfolgte. Die Mitglieder sollten ihrem Verein mit jeweils 500 Mark aus der Klemme helfen, viele kehrten ihm aber auch den Rücken. Ein neues Tennis-Hoch zog dann aber zur Jahrtausendwende auf, von 2001 bis 2004 spielte der TC Bamberg mit Philipp Kohlschreiber wieder Bundesliga, es folgten Turbulenzen und Abstiege, auch der allgemeine Tennis-Boom flachte spürbar ab.
Dennoch ist der Tennisclub eine Größe in Bamberg geblieben: "Heute haben wir um die 600 Mitglieder, davon sehr viele Jugendliche und zwei gute Trainer, aber auch viele Aktive über 60", sagt Luther. Dass Tennis so schnell noch einmal die Bedeutung erlangt wie in den 1980ern, kann er sich derzeit nicht vorstellen. "Mir fällt im Moment kein Spitzenspieler ein, der wieder so viele junge Menschen für Tennis begeistern könnte, bei manchen geht es doch nur ums Geld." Sagt Hansjörg Luther, um kurz darauf wieder den Schläger zu schwingen. Denn seine Tennis-Leidenschaft ist auch nach 50 Jahren ungebrochen.