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60er Jahre -Bau im Hain: Zumindest das Mosaik soll erhalten bleiben


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Freitag, 21. Juli 2017

Bevor die frühere Caritas-Altenpflegeschule in Bamberg einem Neubau weichen muss, soll die Kunst am Bau gerettet werden.
Der Geograf Francois Stenger macht sich stark dafür, dass das Mosaik von Alfred Heller nicht mit der ehemaligen Caritas-Altenpflegeschule in der Bamberger Schützenstraße fällt. Foto: Barbara Herbst


Die Tage der schon länger leer stehenden ehemaligen Caritas-Altenpflegeschule in der Schützenstraße 19 könnten gezählt sein: Die neue Eigentümerin, die Postler Wohnanlagen GmbH, plant an selber Stelle den Bau eines neuen Hauses mit elf bis zwölf Wohnungen.


Im Dialog mit Baureferat

Das Unternehmen steht derzeit nach eigenen Angaben "im Dialog mit der Stadt und dem Denkmalamt". Ob es sein Vorhaben "zeitnah" verwirklichen kann, wie es sich Geschäftsführer Gerhard Haßfurther wünscht, bleibt abzuwarten. Denn das Grundstück liegt in dem Teil des Hainviertels, für den die Stadt das Bebauungsplanverfahren Nr. 124 F eingeleitet hat. Für das von Amalienstraße, Herzog-Max-Straße, Ottostraße und Schützenstraße begrenzte Gebiet gilt bis auf Weiteres eine Veränderungssperre.

Für eine "abgestimmte Planung" ist aber nach Auskunft des städtischen Baureferenten Thoma Beese eine sogenannte vorgezogene Baugenehmigung möglich. Die bisherigen Pläne der Postler Wohnanlagen GmbH würden sich unterhalb des Baurechtsrahmens bewegen, was die Aussicht auf eine Genehmigung wohl erhöht.


In den 1960er Jahren gebaut

Grundsätzliche Bedenken gegen einen Abbruch des Altbaus hegt man im Baureferat nicht. Das Gebäude ist im Vergleich zu den umgebenden Villen jung und steht nicht unter Denkmalschutz: Es wurde 1960/1961 als Säuglingsheim St. Marien errichtet und später zur Altenpflegeschule umgewidmet.

An die ursprüngliche Nutzung des Hauses und seinen Namen erinnert bis heute das Kunstwerk an der Fassade: eine Arbeit aus der Werkstatt des vielseitigen Bamberger Malers und Mosaikkünstlers Alfred Heller (1924-2012). Es zeigt eine Frau, vielleicht eine Mutter, die mit ihren ausgestreckten Händen einen Säugling in die Obhut der Gottesmutter gibt.


Für Buch recherchiert

Für den Erhalt des mehr als vier Meter hohen Mosaiks macht sich seit geraumer Zeit ein Wahl-Bamberger stark, der sich die Dokumentation christlicher Kunstwerke an Bamberger Häusern zur Aufgabe gemacht hat: Francois Stenger. Für sein geplantes Buch hat er sich bei seinen Recherchen auch mit dem Mosaik an der Schützenstraße 19 beschäftigt: "Seit ich mich damit befasse, finde ich es richtig schön." Weil es nicht signiert ist, stöberte Stenger so lange in Archiven, bis er Heller als Schöpfer ausfindig machte.

Mit dieser Information wurde er mittlerweile bei der Postler Wohnanlagen GmbH vorstellig und scheint deren Geschäftsführer davon überzeugt zu haben, dass es das Kunstwerk wert wäre, der Nachwelt erhalten zu bleiben.


"Rausschneiden und sichern"

Man wolle es vor dem Abbruch des Gebäudes "rausschneiden und sichern", sagt Haßfurther auf Anfrage, vorausgesetzt, dass es technisch machbar sei. In Abstimmung mit der Stadt wolle man dann überlegen, wo und wie es in Zukunft präsentiert wird: "Auf jeden Fall öffentlich."

Im Baureferat gibt es laut Beese "noch keine abschließende Position" zur Heller-Arbeit in der Schützenstraße. Er rechnet mit einer einvernehmlichen Lösung und würde es begrüßen, wenn die Bauherrin von sich aus für den Erhalt des Kunstwerks sorgen würde.


Neubau noch in Diskussion

Wie ein Neubau in der Schützenstraße 19 aussehen könnte, ist laut Investor und Baureferent noch nicht entschieden. Im Gespräch ist ein Baustil, der dem Haus entspricht, das schräg gegenüber vor wenigen Jahren neben der sogenannten Stauffenberg-Villa gebaut wurde. So umstritten dieser Neubau war: Thomas Beese findet ihn aus heutiger Sicht als städtebaulich "gut ins Ensemble integriert". Auch der Stadtgestaltungsbeirat befasst sich schon mit der Schützenstraße 19.


Heroldhaus: Eigentümerin klagt

Still geworden ist es in den vergangenen Monaten um das zweite Objekt, das direkt vom Bebauungsplanverfahren im Hain betroffen ist: das sogenannte Heroldhaus in der Ottostraße.

Der Gesprächsfaden zwischen Eigentümer Horst-Peter Müller und der Stadt ist abgerissen, seine "EM Immobilien Verwaltungsgesellschaft mbH" klagt inzwischen vor dem Verwaltungsgericht Bayreuth auf Erteilung der Baugenehmigung.

Die EMI will das Haus sanieren, dabei die bestehenden Wohnungen in Stadtappartements umwidmen und im zuletzt gewerblich genutzten Erdgeschoss ein kleines Hotel schaffen. Die Stadt lehnte die Pläne in der Vergangenheit vor allem mit der Begründung ab, es würde dringend benötigter Wohnraum vernichtet.

Laut EMI-Mitgesellschafter und Rechtsanwalt Thomas Müller ist das Gegenteil der Fall: "Wir schaffen sogar mehr Wohnraum, weil wir aus einer Wohnung zwei Stadtappartements machen." Er geht davon aus, dass die Richter dies genau so sehen werden.