31-Jähriger muss nach Schlägerei in Gaustadt ins Gefängnis
Autor: Sebastian Martin
Gaustadt, Donnerstag, 12. Oktober 2017
Nach der Schlägerei auf dem Lidl-Parkplatz in Gaustadt schickt das Landgericht einen 31-Jährigen ins Gefängnis. Er saß schon oft hinter Gittern.
Es muss einen ordentlichen Schlag getan haben, als der 26-Jährige mit dem Hinterkopf gegen die Wand und dann zu Boden fiel. Der Geschädigte blieb minutenlang bewusstlos auf dem Lidl-Parkplatz in Gaustadt liegen. Er hatte Glück, dass ein zufällig anwesender Mediziner ihn in eine stabile Lage bringen und reanimieren konnte. "Es hätte viel schlimmer ausgehen können, was aber auf der Strecke blieb, waren die Zähne", stellte am Donnerstag Vorsitzender Richter Markus Reznik in der Urteilsbegründung der Großen Strafkammer am Landgericht Bamberg fest.
Die Kammer verurteilte in dem dreitägigen Prozess am Ende den 31-jährigen Juri T. (Namen geändert) wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einem Jahr und sechs Monaten ohne Bewährung. Juri T. muss also erneut ins Gefängnis, wo er schon öfters saß, wie sich herausgestellt hatte.
Faustschlag ins Gesicht
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Beschuldigte bei der Schlägerei im Februar mit fünf Beteiligten, den entscheidenden Hieb mit der Faust ins Gesicht des 26 Jahre alten Kontrahenten gesetzt hatte, infolge dessen der Getroffene gegen die Wand knallte und bewusstlos wurde. Dazu soll Juri T. leicht nach oben gesprungen sein, um sein Gegenüber zu treffen. Diesen Schlag räumte der 31-Jährige vor Gericht ein. Mehr war Juri T. aber nicht nachzuweisen. Die Staatsanwaltschaft sah gar eine gefährliche Körperverletzung erfüllt und hatte eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung gefordert, Verteidiger Thomas Drehsen plädierte auf ein Jahr mit strengen Bewährungsauflagen.
Die Kammer berücksichtigte im Urteil die Umstände, die zur Schlägerei führten, in der Juri T. selbst verletzt wurde: Der Angeklagte hatte nach dem Einkauf im Auto seines Vaters Juri T. senior gesessen, der ausparken wollte. Möglicherweise kam der 54-Jährige dabei mit seinem Mercedes drei zum Teil stark alkoholisierte Polen auf dem Parkplatz zu nahe. Diese provozierten Juri T. junior und senior, die aus Kasachstan stammen, mit einem polnischen Ausspruch, der im Russischen einer üblen Beleidigung gleichen muss. Dann kam es zu einer "dynamischen Auseinandersetzung", wie es vor Gericht hieß, die so unübersichtlich war, dass sich auch Zeugen widersprachen. Die Kammer konnte somit nicht mehr rekonstruieren, wer den ersten Schlag gesetzt hatte. Das Verfahren gegen den ebenso angeklagten Vater wurde deshalb zwischenzeitlich wegen Geringfügigkeit fallen gelassen.
Allerdings kam es in dem wilden Kampf zu einer Zäsur: Ein Zeuge stieß einen Schrei aus. Die Kontrahenten ließen voneinander ab. Dann setzte Juri T. junior den "Endschlag", ohne aber die Folgen absehen zu können, so die Auffassung des Gerichts.
Wenig Bereitschaft für Therapie
Der 31-Jährige ist, wie es vor Gericht hieß, "kampferprobt". Der junge Vater eines Sohnes war bereits mehrfach wegen Körperverletzung vor verschiedenen Richtern gestanden, hatte mehrere Haftstrafen abgesessen. Meist hat er als Erster und unter Alkohol- oder Drogeneinfluss zugeschlagen. Therapien brach er ab. Auch jetzt zeigte Juri T. wenig Bereitschaft, sich Hilfe zu holen. "Der Angeklagte hat kein großes Interesse an der Arbeit an seiner Person", schlussfolgerte Richter Reznik. "Wir befürchten, dass Sie nach verbüßter Haftstrafe wieder rückfällig werden", sagte Reznik. Auch diesmal war die Rückfallgeschwindigkeit hoch: Juri T. war erst im September aus dem Gefängnis entlassen worden. Im Februar schlitterte er dann mit seinem Vater in die Schlägerei in Gaustadt.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.