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Fast 400 Baulücken in Bamberg: Hier könnten 2200 Wohnungen entstehen


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 27. November 2019

Eine riesige Reserve: 387 Baulücken schlummern im Stadtgebiet Bamberg. Dazu gehört auch der Parkplatz des Canisiusheims. Was soll hier gebaut werden?
Das Luftbild zeigt, was möglich ist: Auf der versiegelten Fläche des Innenhofs des Canisiusheims sollen 27 neue Wohnungen entstehen.  Foto: R. Rinklef


Es waren Bambergs Grüne, die mit ihrer Idee vom Stelzenhaus gewohnte Vorstellungen auf den Kopf stellten. Ginge es nach ihnen, würde der Parkplatz vor dem Volksparkstadion mit einem mehrgeschossigen Wohnhaus überbaut.

Wohnraum in Bamberg: Stadt soll mehr Flächen in Bauplätze umwandeln

Die Idee hat einen sozialen Hintergrund: Könnte die Stadt mehr Flächen in Bauplätze umwandeln, wäre sie manche ihrer Sorgen los. Bezahlbarer Wohnraum könnte über Parkplätzen entstehen, ähnlich wie in einem Stelzenhaus im Münchner Dantepark.

Freilich funktioniert ein solcher Umwandlungsprozess auch ohne Stelzen, wie das Beispiel der Asphaltfläche im Hof des Canisiusheims in der Hornthalstraße zeigt. Es hat den zusätzlichen Vorteil, dass es keine Zukunftsmusik ist: Dort wird sich nach einem Eigentümerwechsel schon bald ein Wandel vollziehen. Das Don Bosco Jugendwerk will seine bisher im Canisiusheim beheimatete "Schule zur Erziehungshilfe" auf dem Gelände der früheren Brauerei Maisel neu errichten. Im Gegenzug konnte die Postler Wohnanlagen das Grundstück kaufen. Ziel ist die "Entwicklung der Liegenschaft". Konkret heißt das, dass dort, wo sich heute noch tote Asphaltflächen befinden, Grünflächen über einer Tiefgarage entstehen - und zwei neue Häuser. Kein Allerweltsprojekt in einer stark wachsenden Stadt wie Bamberg: "Es ist schon sehr spannend, eine solche Situation in dieser Lage aufwerten zu können", freut sich Architekt Stefan Gleiser. So viele Baulücken gebe es nicht mehr.

Eine Freifläche wird bebaut

Die Aussicht, dass in der Innenstadt 27 neue 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen entstehen - ein Großteil in der nach Süden fortgeführten Blockrandbebauung - sie wird auch von der Bamberger Politik als Glücksfall beschrieben: "Wir sind voll begeistert, dass hier eine Freifläche im Innenbereich bebaut wird", sagt Stadtrat Peter Süß (SPD). Von einer sehr guten Idee spricht Franz-Wilhelm Heller (CSU).

Wie viele Baulücken gibt es in Bamberg?

Das Beispiel Canisiusheim zeigt, wie wichtig auch langjährige Baulücken geworden sind. Wie viele davon ungenutzt auf der Fläche der Stadt schlummern, das ermittelte die Stadt im vergangenen Jahr im Rahmen einer studentischen Masterarbeit.

Die Untersuchung ergab 387 Baulücken mit 502 Baurechten auf einer Gesamtfläche von 35 Hektar. "Würden alle ermittelten Baurechte realisiert, könnten 2200 Wohneinheiten entstehen", resümiert Achim Welzel vom Stadtplanungsamt.

Das ist natürlich kaum zu erwarten: In den vergangenen acht Jahren waren es nach Angaben des Baureferats 13 Lücken, die pro Jahr geschlossen werden konnten - doppelt so viele wie in den zehn Jahren davor. Es sind vielschichtige Motive, die Eigentümer davon abhalten, die vorhandenen Baurechte zu nutzen oder andernfalls die Grundstücke zu verkaufen. Die Liste der Gründe reicht von der Uneinigkeit in einer Erbengemeinschaft, der Hoffnung auf Wertsteigerung, von Unsicherheiten über die Gesetzeslage bis hin zur Unkenntnis über die tatsächlichen Besitzverhältnisse.

Erlangen geht auf Besitzer zu

Andere Städte haben gute Erfahrungen mit einem Baulandkataster gemacht. Erlangen zum Beispiel möchte auf die Vorteile eines solchen Registers nicht mehr verzichten. Das hat weniger mit der digitalen Aufbereitung der Planungsunterlagen zu tun, wie Baureferent Josef Weber verrät. In den letzten Jahren habe sich gezeigt, dass es vor allem der persönlichen Ansprache durch die Baubehörde zu verdanken gewesen sei, wenn wieder Bewegung in festgefahrene Grundstücksverhandlungen kam. "Wir gehen alle zwei Jahre auf die Eigentümer zu. Häufig haben wir so den Anstoß gegeben, dass die Grundstücke doch noch losgeeist und bebaut werden konnten", sagt Weber.

Freilich: In Erlangen setzt die Stadt bei Neubaugebieten auch auf privatrechtlich verankerte Baugebote. In Bamberg hat die Stadt auf dieses Instrument zumindest flächendeckend bislang verzichtet.

Stadtverwaltung tritt grundsätzlich für Nachverdichtung ein

Was wird nun aus dem Stelzenhaus, das die Grünen auf dem Volksparkgelände vorgeschlagen haben? Die Stadtverwaltung, die grundsätzlich für Nachverdichtung eintritt, erteilte solchen Planspielen im Bausenat aus zwei Gründen eine Absage. Ein aus wirtschaftlichen Gründen unabdingbar mehrgeschossiges Stelzenhaus würde die Nachbarbebauung weit überragen und passe nicht in die kleinteilige Umgebung an der Pödeldorfer Straße, sagte Planungsamtsleiter Welzel. Außerdem würde ein solches Vorhaben die Denkmalpflege auf den Plan rufen. Der Volkspark sei als Gesamtensemble schließlich ein Baudenkmal.

Gegen die Meinung der Grünen legten sich auch andere Stadträte ins Zeug. Alt-OB Herbert Lauer (BA) fasste seine Abneigung gegen ein Stelzenhaus in vier Worten zusammen. "Das ist eine Schnapsidee."

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