2017: Sandkerwa der Herzen am Gabelmann
Autor: Harald Rieger
Bamberg, Freitag, 25. August 2017
Mäc Härder und Martin Becher feiern am Gabelmannbrunnen Kerwa. Ganz ohne Sand, Fischerstechen und Bieranstich.
Was ein echter Bamberger ist, der feiert seine Sandkerwa auch schon mal ganz ohne Sand, Wimpelschmuck, italienische Nacht oder ohne Fischerstechen. Zumindest dann, wenn er Kabarettist wie Mäc Härder oder engagierter Bürger wie Martin Becher ist.
Da wird dann schnell einmal aus Bambergs größtem Volksfest eine politische Demonstration mit satirischem Hintergrund. Und eben nicht im Sand rund um die Elisabethenkirche, sondern am Gabelmann. Die Besucherströme waren zwar nicht so massenhaft wie zum Auftakt der Sandkerwa, konnten sich aber mit immerhin rund 220 Schaulustigen durchaus sehen lassen - darunter auffallend eine starke Abordnung der Bamberger GAL-Fraktion sowie einigen Vertretern des Bürgervereins IV. Distrikt.
Den Grund für die gesellschaftspolitische Performance rund um die Sandkerwa führte der Bamberger Kabarettist Härder gleich zu Beginn seiner spitzfindigen Rede aus: "Wir sind hier, weil die Sandkerwa ausfällt. Dr. Müller, der lange im Landtag saß, keine Reden halten, sondern nur faseln kann und weil selbst Akademiker ein Recht auf Alkohol haben."
Aber auch sonst ließ Härder kein gutes Haar an dem Bamberger CSU-Fraktionsvorsitzenden. So sei der "Prekariats-Müller" unter anderem als "Katastrophen-Müller" dafür verantwortlich, dass seine Partei in Bamberg seit 1984 (das Jahr also in dem Helmut Müller in den Stadtrat kam) kontinuierlich bei jeder Wahl einen Sitz eingebüßt hätte.
Gleiches Recht für Aademiker
Martin Becher schlug in die gleiche Kerbe, erinnerte an den Müller'schen Prekariatsdenkansatzes zurück und lieferte für alle Zuschauer eine präzise Erläuterung des Begriffs. Diese gipfelte am Ende in lauten Sprechgesängen der Demonstranten "Ich bin ein trinkender Akademiker!"Beide Protagonisten waren sich zudem einig: Die Sankerwa müsse künftig gerettet werden. Denn ein Leben ohne Sandkerwa wäre zwar möglich, sei aber sinnlos. Zudem müssen auch den Akademikern in Sachen Alkohol die gleichen Rechte eingeräumt werden wie dem Prekariat. "Vielleicht hilft es dabei, wenn die Stadt Bamberg künftig einen Prekariatsbeauftragten ernennt. Eine ernsthafte Bewerbung aus den CSU-Reihen gibt es bereits hierfür", resümierte der Bamberger Kabarettist.
Musikalisch unterstützt wurde die Kundgebung von Trommler Werner Silzer von "Body and Soul". Und für alle Demonstranten, die die knapp einstündige Protestaktion bis zum Ende ausgehalten hatten, gab es im Anschluss Müller-Milch und Müller-Thurgau-Wein zum Verkosten.