19-jähriger Steinewerfer aus dem Landkreis Bamberg verurteilt
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Montag, 17. Juli 2017
Ein 19-Jähriger warf mit Steinen, pöbelte Jugendliche an, beschimpfte seine Nachhilfeschülerin und kippte einem Bademeister Buttermilch ins Gesicht.
Es sind zwei Sätze, die Max R. (Name geändert) immer wieder sagt. "Ich möchte mich entschuldigen", und "ich wollte doch niemanden verletzen". Passiert ist glücklicherweise in der Tat nichts. Aber: "Diese Steinwürfe waren hochgefährlich!", machte Richter Martin Waschner deutlich.
Wie eng es teilweise war, wurde klar, als die Zeugen ihre Aussagen vor dem Jugendschöffengericht machten. In drei Fällen hatte Max R. Steine geworfen, mal eine Hand voll kleinerer Exemplare, mal "mehrere faustgroße", wie es in der Anklageschrift steht.
"Wir saßen am Muttertag im Garten, haben Kaffee getrunken", berichtet die Nachbarin von Max R. "Dann kamen plötzlich Steine geflogen. Mein Sohn hat noch gesagt: So war das gestern beim Grillen auch schon." Am 7. und 8. Mai 2016 fühlte sich der 19-Jährige nach eigenen Angaben beim Lernen für die Abiturprüfungen gestört. Er habe um Ruhe gebeten, doch passiert sei nichts. "Ich war erregt, wollte, dass das vorbei ist." Der junge Mann wusste sich nicht anders zu helfen, als Steine auf das Grundstück zu werfen. "Was wäre passiert, wenn mein 16 Monate alter Sohn am Kopf getroffen worden wäre?", hielt ein männliches Mitglied der Nachbarsfamilie aufgebracht entgegen. Den Mann hatte ein Stein am Arm erwischt.
Frau beim Sonnenbaden beworfen
In einem anderem Fall war es wohl ähnlich knapp: "Wäre ich nicht ausgewichen, hätte er mich am Kopf getroffen", sagte eine 24-Jährige, die sich am 10. Mai vergangenen Jahres am Mainufer gesonnt hatte, vor dem Amtsgericht.Max R. gab an, er habe sich nach einem Streit mit seinem Vater abreagieren wollen und die Steine zunächst ins Wasser geworfen. "Dann wollte ich sie ein bisschen erschrecken." Das gelang ihm. "Der Main war einst ein Ort der Entspannung für mich. Aber seitdem traue ich mich nicht mehr alleine hin", sagte die Frau vor Gericht.
Einschüchtern wollte der Angeklagte eine Gruppe Jugendlicher bei anderer Gelegenheit an einem Spielplatz. Auf dem Weg zum Holzhacken schwang R. dort drohend eine Axt, rief "wollt ihr mich noch anpöbeln? Kommt her, ihr Missgeburten." Ein Mädchen aus der Gruppe bekam Angst. "Ich bin nach Hause gelaufen und habe mich mehrere Wochen nicht alleine raus getraut", sagte die 16-Jährige. Zwischen ihrem Bruder und dem Angeklagten schaukelte sich zwei Monate später eine verbale Auseinandersetzung hoch, in der der Gymnasiast Max R. "scheiß Hauptschüler!" rief und den Mittelfinger zeigte.
Während der 19-Jährige sich generell pauschal verurteilt fühlt, schrieb ihm der psychiatrische Sachverständige Christoph Matern in seinem Gutachten zu: "Er ist ein eher unreifer junger Mann mit zu wenig Selbstbewusstsein, um Kränkungen im Alltag standzuhalten." Der Vertreter der Jugendgerichtshilfe sprach außerdem von einer "reduzierten Impulskontrolle".
So beschrieb R., dass ihn der Bademeister der Hainbadestelle "angebrüllt" habe, als er sich hineingeschlichen habe. Der Bademeister selbst sagte aus, dass er den 19-Jährigen lediglich belehrt und sogar auf ein Hausverbot verzichtet habe. Er habe nur das Eintrittsgeld eingefordert. Dafür bekam er vom Angeklagten wenig später den Inhalt eines Bechers Buttermilch ins Gesicht.
Im letzten Fall beschimpfte der junge Mann eine Nachhilfeschülerin über den Kommunikationsdienst WhatsApp.
Richter Martin Waschner verurteilte den Angeklagten wegen Bedrohung, Beleidigung und versuchter gefährlicher Körperverletzung zu einer Strafe von einem Jahr auf Bewährung. Hinzukommt ein Dauerarrest von zwei Wochen, der teilweise aus einem früheren Verfahren herrührt. Außerdem muss Max R. ein Gewaltsensibilisierungstraining absolvieren. Zudem möge er sich in psychotherapeutische Behandlung begeben.
Zu Gute kam dem jungen Landkreisbewohner, dass er sich entschuldigt und ein Geständnis abgelegt hat. Gleichwohl bläute ihm der Richter mit Blick auf drei Vorstrafen ein: "Passen Sie bloß auf. Wenn noch einmal was kommt, geht es ins Jugendgefängnis nach Ebrach!"