Zwischen Handwerk und Hightech
Autor: Angelika Despang
Bad Kissingen, Mittwoch, 03. August 2022
Mika und Malte Meinck über Pauken, Feilen, Digitalisierung und die Zukunft des Juweliergeschäfts.
Hohe, bunte Altbau-Fenster werfen ihr Licht auf modern geformte Möbel und schlichte, gläserne Vitrinen aus denen glänzende Schmuckstücke blitzen. Dahinter eine grobe, hölzerne Werkbank mit Zangen, Bohrern und Messstäbe darauf, von der ein stetiges Summen und Hämmern ausgeht. Blickt man sich im Schmuck Atelier Meinck in der Ludwigstraße um, fällt einem das Zusammenspiel von Modern und Alt gleich ins Auge.
Hörsaal und Werkbank
Zwischen traditionellem Handwerk und digitalem Hightech bewegte sich auch Mika Meinck, Tochter des Inhaber-Ehepaars Ute und Malte Meinck, in ihrem Studium der Produktgestaltung mit Goldschmiede-Lehre, das sie gerade mit der Note "sehr gut" abgeschlossen hat: "Einerseits haben wir natürlich die Basics wie Feilen, Bohren, Sägen gelernt, andererseits mit CAD (Computer Aided Design, Anm. d. Red.) 3D-Skizzen der Schmuckstücke am Computer entworfen."
Für ihre Ausbildung saß sie abwechselnd im Hörsaal mit Fächern wie Gestaltung, Design Thinking oder Kostenrechnung und an der Werkbank, um Jahrtausende alte Techniken klassischer Goldschmiedekunst zu lernen. "Das war einerseits entspannter als eine betriebliche Ausbildung, weil der Meister nicht auf einem Schmuckstück sitzen bleibt, wenn mal was schief geht. Andererseits hatten wir trotzdem Druck, da die Stücke ja benotet wurden", erklärt die 23-Jährige. Bei dem dazugehörigen Praktikum in einem Betrieb, durfte sie statt Bezahlung den selbst hergestellten Goldring mit Brillant mit nach Hause nehmen.
Technik revolutioniert Goldschmiedekunst
Auch Vater Malte Meinck ist die Begeisterung über die heutigen technischen Möglichkeiten im Schmuckdesign anzumerken: "Zum Beispiel kann an einem 3D-Drucker ein Ring-Modell aus Kunststoff ausgedruckt werden und die Kundin kann ihn anprobieren, bevor er hergestellt wird", erklärt der Schmuckdesigner, "Dabei ist es nicht so, dass man auf einen Knopf drückt und fertig ist der Ring, nein, ein 3D-Drucker ist ein technisches Werkzeug, das wie CAD unseren Beruf revolutioniert hat."
Viele Goldschmiede sähen diese Hightech-Instrumente als Bedrohung des Handwerks an und haben Hemmungen sich damit auseinander zu setzen. "Dabei ist das eine große Chance, die neue Möglichkeiten bringt. Trotzdem muss vorher eine Skizze erstellt, und nachher gefeilt werden und die Arbeit wird dadurch nicht unbedingt leichter, aber hochwertiger und die Prozesse verändern sich."
Da könne Handwerk und Hightech Hand in Hand gehen, findet auch Mika, die häufig im elterlichen Betrieb hilft: "Dadurch, dass ich beides gelernt habe, kann ich mir aus allen Techniken das Beste herausnehmen und sehen, was mich weiterbringt."
Turbulente Zeiten bieten Chance für die Branche
Aber wie läuft das Geschäft in diesen Zeiten? "Die jetzigen Veränderung spielen uns in die Karten", findet Malte Meinck, "wir spüren, dass die Menschen sich etwas Guten tun wollen, auch in schwierigen Zeiten. Aber das Geld wird bewusster ausgegeben, so wie in vielen Bereichen." Der Schmuck vom Juwelier sei nachhaltig, da er immer repariert oder durch Einschmelzen etwas Neues daraus geschaffen werden kann. Außerdem wird er vor Ort oder in kleinen Manufakturen gefertigt .