Seit einem Jahr prägt Corona die Arbeit von Polizeihauptkommissar Thomas Baumeister - dienstintern und auf der Straße.
Großveranstaltungen, das hieß für die Bad Kissinger Polizei bislang: Rakoczy-Fest oder Abenteuer Allrad. In diesem Jahr ist das anders. Menschen schließen sich wie in Bad Kissingen am vergangenen Samstag und Montag zu Demonstrationen zusammen, um gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf die Straße zu gehen. Mit an vorderster Front steht Thomas Baumeister. Der 59-Jährige ist Erster Polizeihauptkommissar, seit einem Jahr stellvertretender Dienststellenleiter der Inspektion und vorrangig mit einem Thema beschäftigt: Corona, ob dienstintern oder auf der Straße.
Herr Baumeister, am Samstag skandierte die Menge immer wieder, wir würden in einer "Diktatur" leben. Nun ist ein Merkmal der Demokratie, dass jeder öffentlich seine Meinung sagen darf - wie die Demonstranten in Bad Kissingen eben auch. Und noch dazu schützt der Staat - in persona durch Polizei - genau eben diese Meinungsfreiheit. Sie machen den Demonstranten den Weg frei. Was macht das mit Ihnen?
Thomas Baumeister: Wir stehen für einen freiheitlich demokratischen Rechtsstaat und sorgen dafür, dass das hohe Gut der Versammlungsfreiheit eingehalten wird. Dass die Demonstranten dann "Diktatur" skandieren, stößt hierbei innerlich auf Unverständnis.
Der Polizeibeamte Baumeister ist ja auch Privatmensch Thomas Baumeister. Verstehen Sie alle Regelungen im Hinblick auf Corona?
Als Privatmensch ist es legitim, eine eigene Meinung zu diesem Thema zu vertreten. Aber diese darf auf den Dienst keinen Einfluss haben. Hier steht die Polizei für die Einhaltung von Recht und Gesetz. Und da spielt die private Haltung zum Thema Corona keine Rolle.
Nochmals zur eingangs beschriebenen Demonstrationslage in Bad Kissingen. Die Demo am vergangenen Samstag machte einen ruhigen und geordneten Eindruck?
Und der Eindruck stimmt. Die Demonstration war gut vorbereitet und moderiert. Der verantwortliche Versammlungsleiter zeigte sich sehr kooperativ gegenüber der Polizei und hat die Auflagen eingehalten. Solche friedlichen Versammlungsabläufe sieht die Polizei gerne.
Im Landkreis Bad Kissingen scheint es in Bezug auf Corona-Gegner sehr gesittet zuzugehen, oder täusche ich mich?
Ich habe nur ein schlaglichtartiges Wissen aus anderen Landkreisen, aber ich kann das nur bestätigen. Die Toleranz und Akzeptanz der Maßnahmen sind sehr stark ausgeprägt. Und ich bekomme auch Rückmeldung, dass beispielsweise die Maskenkontrolle in der Fußgängerzone begrüßt wird. Und auch im umgedrehten Fall können wir für Akzeptanz sorgen. Bei der Demo am Samstag echauffierte sich ein Bürger über die Demonstrierenden, auch da müssen wir aufklären: Dass Demonstrationen und Meinungsfreiheit ein Grundrecht sind, das wir als Polizei schützen müssen. Das konnte ich dem Bürger dann auch vermitteln.
Was, wenn sich die Demos häufen?
Natürlich stellt eine Mehrung von Versammlungsanzeigen die Polizei Bad Kissingen vor gewisse Herausforderungen. Ein regelmäßiger Austausch mit der Versammlungsbehörde, dem Landratsamt Bad Kissingen, ist in diesem Kontext wichtig und die diesbezügliche Kooperation gestaltet sich sehr gut. Wir hatten vor Corona zwar auch unsere Großveranstaltungen, aber die haben sich übers Jahr verteilt.
Was hat sich innerhalb der Polizei Bad Kissingen seit dem Ausbruch der Pandemie verändert?
Die Polizei Bad Kissingen ist, neben anderen Behörden und Organisationen, ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitsarchitektur des Landkreises. Eine wesentliche Aufgabe, vor allem in diesen Zeiten, ist daher das Einsatzmanagement und die Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs. Der Bürger erwartet zu Recht den Einsatz und die Unterstützung der Polizei bei Anrufen oder sonstigen Verständigungen - und das rund um die Uhr! Eine Anordnung von zum Beispiel Kurzarbeit oder generelles Home-Office für alle Polizeibeamten ist daher nicht möglich.
Wie bei vielen anderen Betrieben auch, war ein Hygienekonzept zu erstellen. Hier ging es vor allem um die Einhaltung der AHAL-Regeln, also Abstand, Hygienemaßnahmen, Alltagsmaske und regelmäßiges Lüften. Wo machbar, wurde das Angebot der Durchführung von Home-Office geschaffen und die Möglichkeiten zur Erstattung von Online-Anzeigen wurden ausgeweitet, um die direkten Kontakte zu minimieren. Darüber hinaus waren und sind sämtliche Regelungen der Staatsregierung in Bezug auf den Infektionsschutz unverzüglich umzusetzen. Wie Sie sicherlich miterleben, sind diese Regelungen einer permanenten Änderung unterworfen. Dies sind nur einige Schlaglichter, die die Arbeit der Bad Kissinger Polizei seit gut einem Jahr prägen .
Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass die Pandemie gut beherrschbar wird, wieder ein einigermaßen normales Leben geführt werden kann und wir wieder als Bad Kissinger Polizei für die Belange der Bürger im Landkreis in gewohnter Weise und vor allem persönlich zur Verfügung stehen können.
Das Gespräch führte Susanne Will