Zwerge mit riesigem Potenzial
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Donnerstag, 14. März 2013
Der Nano-Technologie gehört die Zukunft. Sie hat schon heute Einzug gefunden in viele Bereiche des täglichen Lebens. Darüber informiert das Bundesforschungsministerium mit einem interessanten Aufritt in Bad Kissingen.
Nano ist das griechische Wort für Zwerg. Dabei ist der Nano-Truck, ein zweistöckiger
Sattelschlepper des Bundesforschungsministerium riesig. Dort konnten sich Interessenten informieren
über die Nano-Technik mit ihren gigantischen Möglichkeiten.
Im Nano-Truck haben der Chemiker Marco Kollecker und der Physiker Alexander Heuser Neugierige aus Bad Kissingen jeden Alters begrüßt. Und sie haben gezeigt, wie vielfältig diese Technologie, die erst am Anfang steht, schon heute eingesetzt werden kann. Es ist für jeden was dabei. Das reicht von einem Löffel, von dem Ketchup - "unser Schlammersatz" (Alexander Heusel bei der Demonstration des Lotus-Effekts) - einfach abrutscht, bis hin zu Fassadenfarben, auf denen kein Graffiti mehr haftet. Mit einem Elektronenrastermikroskop sieht eine Stubenfliege schon in nur 30-facher Vergrößerung unglaublich aus. Dabei wäre auch eine 30.000-fache Vergrößerung gar kein Problem.
Nano-Technik ist äußerst vielfältig. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) interessierte sich unter anderem für ein dünnes Dämmmaterial aus zwei Teilen Sand und 98 Prozent Luft. Es isoliert wie sieben Zentimeter Styropor, entflammt erst bei über 1400 Grad Celsius und kann leicht entsorgt werden.
Landrat Thomas Bold (CSU) bedauerte, dass es dieses Verfahren früher noch nicht gegeben hat: 70 Nanometer (ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter) aus einem Eisenkern mit Eisenoxidhülle zersetzen umweltbelastende Chemikalien tausend Mal wirksamer als herkömmlich verwendete Eisenspäne. Sie werden über Bohrlöcher ins Erdreich gepumpt, reinigen, bleiben dort und verwandeln sich mit der Zeit in mineralische Sedimente.
Damit wurde in nur zwei Jahren bei Bonn PER, das das Grundwasser verseucht hatte, entfernt. Das dauert nicht 50 bis 100 Jahre, wie sonst, und kostet viel weniger als die üblichen Verfahren. Damit hätte man im Talgrund bei Münnerstadt viel Geld gespart. Dort werden Rückstände des giftigen Reinigers abgepumpt und gesammelt.
Im Nano-Truck erfuhren nicht nur Realschüler, wie faszinierend Physik sein kann, sondern auch etwas ältere Besucher. Gerda Amrhein, Karin Peter und Hans Krämer schauten genau hin, als Alexander Heusel versuchte, Nano-Dämmmaterial anzukokeln oder als Marco Kollecker einen Teil der Einsatzmöglichkeiten eines Elektronenmikroskops demonstrierte. Sie alle hatten den Truck besucht, "weil es mich interessiert". Alle waren angetan von der Präsentation. Und jetzt wissen sie, dass Nano-Technologie Skier gleiten lässt, dass man damit leichte und hochstabile Räder bauen kann und dass Geldscheine mit aufgedruckten elektronischen Schaltkreisen fälschungssicherer sind.
Alexander Heusel sagte es so: Nano-Technologie habe zwar auch Risiken. Sie biete aber große Chancen. Darüber - "raus aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft" - wolle der Truck auf seiner Tour informieren. Zwei Tage war er in Bad Kissingen. Vorher stand er in Wolfhagen, und die nächste Station ist St. Georgen im Schwarzwald.
Der behindertengerecht gestaltete Nano-Truck des Bundesforschungsministerums tourt durch Deutschland. Er demonstriert professionell auf einer Grundfläche von 94 Quadratmetern auf einer Reihe von Themenwelten einen Teil der vielfältigen Möglichkeiten, die Nano-Technik heute schon bietet. Angefahren werden Schulen, Zentren, Messen, Museen und Wissenschaftsparks. Dort gibt es Infomaterial, Vorträge und eine Lasershow. Der Truck ist bis zu 7,50 Meter hoch, 16,50 Meter lang und 37 Tonnen schwer. Er ist am Freitag noch von 13 bis 14 Uhr zufgänglich.
Mehr unter ernal-link-new-window" title="">www.nanotruck.deoder unter "_blank" class="external-link-new-window" title="">www.bmbf.de. Dort kann man Broschüren bestellen und den Truck anfragen.