Druckartikel: Zuviel Verantwortung fürs Ehrenamt?

Zuviel Verantwortung fürs Ehrenamt?


Autor: Werner Vogel

Bad Kissingen, Donnerstag, 28. Juni 2018

Auch im zweiten Versuch fand sich kein Vorsitzender für die Kissingen Tafel.
Die Kissinger Tafel sucht weiter nach einem neuen Vorsitzenden. Ralf Ruppert/Archiv


Die Kissinger Tafel findet keinen Vorsitzenden. Auch der zweite Versuch bleibt erfolglos. Es findet sich zwar ein Kandidat, aber der wird nicht gewählt. Die Mitgliederversammlung beauftragt den Vorstand, neue Strukturen mit einem angestellten Geschäftsführer zu erarbeiten.
Marina Wiesend hat bei der letzten Mitgliederversammlung der Tafel Bad Kissingen nicht mehr als Vorsitzende kandidiert. Weil kein Kandidat gefunden wurde, führt sie den Verein jetzt kommissarisch und sie ahnt, was auf den Verein zukommt, als sie die Mitglieder im Mehrgenerationenhaus begrüßt. Es steht nur ein einziger Punkt auf der Tagesordnung: Neuwahl des 1. Vorsitzenden -alle anderen Posten des Vorstands sind besetzt- aber der hat es naturgemäß in sich. Marina Wiesend erklärt sich, sieht sich aber, wie schon bei den regulären Wahlen im April nicht in der Lage, den Vorsitz weitere zwei Jahre zu übernehmen. Zu intensiv seien die Belastung aus Arbeit, Fortbildung, Familie und Pflege der Mutter, zu groß die Verantwortung bei der Organisation der Tafel, zu heikel der Umgang mit Nahrungsmitteln, wo Hygiene und Lebensmittelrecht zwingend zu beachten sind. Sie hat natürlich mit den Vorstandsmitgliedern gesprochen, aber es hat sich niemand zur Übernahme des Amtes bereit erklärt. Sie versucht es vor den Mitgliedern nochmals, schlägt Heinz Steidle -als ehemals langjähriger Vorsitzenden von Alpenverein und Vereinsbeirat und von Berufs wegen mit Vereinsrecht vertraut - als Versammlungsleiter vor. Auch Steidle sucht und fragt und es meldet sich tatsächlich das Mitglied Christian Aae, schlägt sich selbst vor. Dessen Präsenz in den sozialen Medien sind dem Vorstand und vielen Mitgliedern bekannt. Dennoch muss seine Bewerbung diskutiert werden. Er beschreibt sich als sozial, bekennt sich aber auch als Vorstandsmitglied der örtlichen NPD. Die ehemalige langjährige Vorsitzende Iris Hönig, beschwört die Mitglieder. "Das wäre ein fatales Signal, beschädigt den Ruf der Tafel". Es wird schriftlich und geheim abgestimmt. 36 Stimmen werden abgegeben: Eine Ja-Stimme, eine Enthaltung 34 Nein-Stimmen. Also kein neuer Vorsitzender. Einen zweiten Wahlgang gibt es nicht. Der Vorschlag von Pfarrer Steffen Lübke, neue Strukturen zu schaffen, einen angestellten Geschäftsführer zu suchen findet einhellige Zustimmung. Heinz Steidle stellt fest, dass dazu die Satzung des Vereins geändert werden muss. Das schreckt die Mitglieder nicht. Sie beauftragen den Vorstand, neue Strukturen zu erarbeiten und einen Geschäftsführer zu suchen. Heinz Steidle und einige andere versprechen, dabei mitzuwirken. Dann löst sich die Versammlung auf. Alle hoffen, dass die Vorstandschaft das richtet. Auf Marina Wiesend, 2. Vorsitzende Dagmar Ziegler, Schriftführer Michael Kollmar und die Beisitzerinnen Hedwig Hermann und Ursula Bürger wartet in den nächsten Wochen viel Arbeit.