Zum Welttag der Suizidprävention: Reden ist Gold
Autor: Angelika Despang
Bad Kissingen, Freitag, 09. Sept. 2022
Am 10. September ist Welttag der Suizidprävention. Dr. Hans-Peter Selmaier, Chefarzt der Parkklinik Heiligenfeld, über Ursachen von Suizid und wie er vermieden werden kann.
Jedes Jahr sterben in Deutschland ungefähr 9.000 Menschen durch Suizid. Das sind mehr Tote als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen. Weit mehr Menschen erleiden jedes Jahr den Verlust eines nahestehenden Menschen durch Suizid. Dr. Hans-Peter Selmaier ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoanalyse und Chefarzt der Parkklinik Heiligenfeld. Er sagt, reden und zuhören können schon viel bewirken. Ein Interview.
Was sind die häufigsten Ursachen für Suizid? Nicht immer Depressionen, oder...?
Wie könnten mehr Suizide verhindert werden? Wie läuft Suizidprävention ab?
Indem man als Fachmann auf Risikofaktoren schaut, die eventuell darauf hinweisen, indem man Krankheitsbilder erkennt und erfasst. Und indem man, wenn man den Eindruck hat, die Person ist suizidgefährdet, auch einfach nachfragt. Sich trauen zu fragen ist besser als nicht nachzufragen. Wenn man merkt, dass eine Krise im Gange ist, sollte man schnell und aktiv einschreiten und auch die Umwelt des Betroffenen befragen. Das können die direkten Angehörigen sein, aber auch der Hausarzt. Die Betroffenen sind ja vorher häufig in irgendeiner Form in Behandlung, aber auch für Experten ist eine Gefährdung nicht immer so leicht zu erkennen. Oft bestehen eine gestörte Kommunikation bei den betroffenen Personen. Der Fachmann versuchen dann erstmal in Kontakt mit der Person zu treten und die unterbrochene Kommunikation wieder herzustellen. Dazu braucht es eine große Offenheit, die Person zu akzeptieren, wie sie ist und eine Bereitschaft, zu zuhören und diese Mühe auf sich zu nehmen.Warum ist das Thema immer noch so ein Tabu? Wie kann es aus der Grauzone herausgeholt werden?