Zum Lebensabend nach Franken
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Dienstag, 12. Januar 2016
Der Landkreis Bad Kissingen zieht viele ältere Menschen aus ganz Deutschland an. Anneliese und Manfred Störr kamen vor sechs Jahren aus Usedom.
Anneliese (87) und Manfred (81) Störr sind zufrieden: "Wir fühlen uns hier wirklich wohl", sagt Manfred Störr und genießt die weite Aussicht von der Terrasse des Parkwohnstifts über Stadt und Land. Seit Juni 2009 wohnt das Ehepaar in Bad Kissingen, den Umzug von Usedom nach Franken haben sie sich gut überlegt. "Das ist ein komplizierter Prozess", blickt Manfred Störr auf die Entscheidung zurück.
Dass die Wahl auf Bad Kissingen fiel, liegt an einer alten Kindheitserinnerung von Anneliese Störr: "Wir haben in der Schule immer von Bad Kissingen geschwärmt", erzählt die 87-Jährige, die im thüringischen Gräfenthal aufwuchs. Die Kur sei bereits in den 1930er Jahren dort berühmt gewesen. In einer Zeitschrift las sie dann eine Anzeige des Parkwohnstifts und kam 2002 zum ersten Mal zum Probewohnen an die Saale.
"Wir haben sofort einen Vertrag gemacht", berichtet Manfred Störr. Dass es trotzdem noch sieben Jahre dauerte, lag daran, dass die Störrs unbedingt eine der wenigen Wohnungen mit großer Terrasse haben wollten.
"So etwas gab es im Osten nicht", berichtet der emeritierte Geologie-Professor, der ursprünglich aus dem sächsischen Erzgebirge stammt. Er unterrichtete in Greifswald und lebte 60 Jahre in Norddeutschland. "Deshalb haben wir auch im Norden angefangen, in Hamburg und Lübeck."
Mehr als fünf Hektar Park
Den Ausschlag für Bad Kissingen gaben die schöne Wohnung und der große Park. Schließlich hatten die Störrs ein Haus mit mehreren Hektar Garten direkt am Wasser. Das war auch einer der Gründe für den Umzug: "Die Pflege des Hauses und des Gartens wurde uns zu anstrengend", sagt Anneliese Störr. Jetzt haben sie 78 Quadratmeter, zusätzlich mietete Manfred Störr ein kleineres Apartment als Büro an, um einen Teil seiner Bücher unterzubringen und seinen kleinen Verlag weiter zu betreuen. Dort schreibt er auch für die Hauszeitung der Wohnanlage. Den größten Teil ihres Hab und Gutes aber ließ das Ehepaar schweren Herzens in Usedom.Neben Wohnung und Aussicht spielte die Infrastruktur im Haus eine große Rolle: "Man muss sich nicht noch einmal was suchen, wenn man pflegebedürftig wird", sagt Manfred Störr: Wer nicht mehr alleine zurecht kommt, kann sich in der Anlage das Essen aufs Zimmer bringen lassen, einen ambulanten Pflegedienst bestellen oder im Extremfall die stationäre Pflege nutzen.
Grundstück 2007 verkauft
"Wir haben aktuell rund 250 Bewohner im Betreuten Wohnen und 76 Plätze in unserer Pflegestation", berichtet Robert Keppner, Direktor des Parkwohnstifts. Im Jahr 1977 wurde die Einrichtung als Hotel Staffelsberg eröffnet. Weil etwa zeitgleich aber auch Frankenland, Bavaria und Sonnenhügel entstanden, ging das Hotel bald in Konkurs. Eine Bank entwicklete ein neues Konzept für eine "gehobene Seniorenresidenz". Heute gehören die drei Betreibergesellschaften zum Bezirksverband Unterfranken der Arbeiterwohlfahrt (AWO). 1990 wurden auf dem Gelände der ehemaligen Garitzer Sportplätze zwei neue Apartment-Häuser angebaut. 2007 wurde das 55 000 Quadratmeter große Grundstück zwar verkauft, aber die AWO-Gesellschaften pachteten die Anlage zurück. Der jahresumsatz liegt insgesamt bei rund elf Millionen Euro. Geblieben ist der Name: "Der ist ein Stück Marke und Qualität", sagt Keppner. Bis zu 380 Bewohner hatte das Parkwohnstift einst. "Der Trend geht zu größeren Wohneinheiten, Senioren haben heute mehr Geld", verweist Keppner jedoch darauf, dass die Störrs kein Einzelfall sind: Immer wieder werden Wohnungen zusammen gefasst. Für die kleinste Einheit mit 32 Quadratmetern müssen Einzelpersonen aktuell 1613 Euro im Monat zahlen, die teuerste Wohnung mit 87 Quadratmetern liegt bei 3640 Euro. Im Preis inbegriffen sind Zimmerreinigung, Mittagessen und vieles mehr: "Wir sind im Prinzip ein 500-Seelen-Dorf", sagt Keppner mit Blick auf rund 330 Bewohner und 150 Mitarbeiter. Von Arztpraxis über Frisör und Lebensmittel-Laden reicht das Angebot bis zum 10 mal 20 Meter großen Schwimmbad.
Park-Wohnstift Die Seniorenresidenz Parkwohnstift ist mit 250 Bewohnern und 76 Pflegeplätzen die größte Wohnanlage für Senioren im Landkreis. Die Wartezeiten liegen bei einigen Wohnungen bei mehreren Jahren. Infos unter www.parkwohnstift.de.
Kurstift Das Bad Brückenauer Kurstift hat rund 240 Wohnungen und 35 Pflegeplätze. Interessierte müssen mit mindestens einem halben Jahr Wartezeit rechnen. Infos unter www.kurstift.org.
Burkardus-Wohnpark Die Caritas betreibt in Bad Kissingen den Burkardus-Wohnpark mit aktuell 165 Bewohnern und 49 Patienten im Pflegebereich. Die Apartments sind zwischen 40 und 100 Quadratmeter groß. Auch im Burkardus-Wohnpark beträgt die Wartezeit mindestens ein halbes Jahr. Infos unter www.burkardus-wohnpark.de.
Rosenhof Die Rosenhof-Seniorenwohnanlage hat aktuell 78 Appartments in einer Größe von 28 bis 77 Quadratmeter. Die Plätze dort kosten zwischen 1400 und 2400 Euro monatlich. Infos unter www.rosenhof.de.
Weitere Neben diesen großen Wohnanlagen und den Pflegeheimen gibt es weitere Unterkünfte im Landkreis Bad Kissingen speziell für ältere Menschen, etwa die Senioren-WG "Kissinger Sonne" in Garitz mit zwölf Plätzen (www.pflegedienst-badkissingen.de) oder die Senioren-Wohnanlage Katharinenstift des Diakonischen Werkes (www.diakonie-badkissingen.de