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Zum Jubiläum ein Kreismusikfest


Autor: Stephanie Elm

Schönderling, Mittwoch, 01. Juni 2016

Die Musikkapelle Schönderling spielt seit 150 Jahren mit Spaß und Teamgeist. Vom 4. bis 6. Juni wird gefeiert.
Es packen alle mit an, wenn die Musikkapelle Schönderling ihr Jubiläumsfest feiert unter anderem (von links) Heinrich Schuhmann, Lisa Karges, Reinhold Wießner, Pascal Reh, Carolin Klug-Schäfer.


Das macht den Schönderlingern so schnell keiner nach. Seit 150 Jahren wird in dem knapp 600 Seelen-Dorf ununterbrochen Blasmusik gemacht. Dieses Jubiläum feiert das Dorf mit einem Kreismusikfest vom 4. bis 6. Juni auf seinem Festplatz. Höhen und Tiefen gab es natürlich auch. So wurde der normale Spielbetrieb in Kriegszeiten auf Auftritte in der Kirche und bei Prozessionen beschränkt. Aber immer heißt es: zusammenhalten.
Für die beiden ältesten Musiker war es selbstverständlich, in der Musikkapelle mitzuspielen. Nicht nur, weil die Jugend von damals weniger Freizeitangebote hatte, sondern, weil es Spaß macht. Heinrich Schuhmann und Reinhold Wießner haben das Spielen ihrer Instrumente von ihren Vätern gelernt, irgendwann waren sie Teil des Teams und lernten in der Praxis weiter.


Freitags ging man zur Probe

Heinrich Schuhmann macht das an der Tuba nun seit 60 Jahren, und Reinhold Wießner bläst seit einem halben Jahrhundert das Tenorhorn. Für ihr Engagement wurden sie bereits beim Jubiläums-Auftakt geehrt. "Das war früher ganz selbstverständlich. Freitagabend ging man zur Probe, und dann war die Arbeit vergessen", fasst Heinrich Schuhmann zusammen.
Den Erfolg des Vereins sprechen Reinhold Wießner und Heinrich Schuhmann den Gründungsvätern zu. Engelbert Halbleib und Cajadan Schaab legten 1866 das Fundament für die Musikkapelle. Im Laufe der Zeit war der Verein mit weiteren Idealisten gesegnet. Was aber tun, wenn grad kein Idealist zur Hand ist?
Reinhold Wießner spricht den Teamgeist im gesamten Dorf an. "Alle Vereine helfen sich gegenseitig aus." Auch in der Musikkapelle heißt es regelmäßig, das Gemeinschaftsgefühl zu pflegen. Im Winter gibt es zum Beispiel Schlittenfahrten mit anschließendem Aufwärmen an der Gulaschkanone und im Sommer Zeltlager.


"Geheimrezept"

Der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl sind nicht nur eine feste Tradition in der 150 Jahre alten Kapelle, sondern auch das Geheimrezept für Neuzugänge. Lisa Karges ist seit acht Jahren als Querflötenspielerin mit dabei. Auch wenn nicht immer ihr Lieblingslied "Auf der Vogelwiese" gespielt werden kann, will sie "immer dran bleiben". Die 17-Jährige möchte sich ihren Ausbildungsplatz sogar in der Umgebung suchen, um weiterhin bei den Musikproben mit üben zu können.
Nicht nur altbewährte Böhmische Blasmusik geben die Schönderlinger Musiker zum Besten, auch moderne Stücke werden ins Repertoire aufgenommen. Lieder aus dem Bereich Volksrock à la Hubert von Goisern stehen ab und an auf dem Programm, genauso wie symphonische Blasmusik und auch Hits aus den Charts wie "Crazy" von Beyonce. Ziel ist ein "gemischtes Programm für Jung und Alt", sagt Carolin Klug-Schäfer, Dirigentin der Gruppe seit 2012.


Großer Zusammenhalt

"Die Arbeit ist fruchtbar", freut sich die Dirigentin auch über den "wirklich großen Zusammenhalt, damit kann man einiges stemmen."
Für das breit und für jeden Geschmack aufgestellte Programm sind die Musiker auch zu Kompromissen bereit, wenn es um die Auswahl der einzuübenden Stücke geht. Lisa Karges hört Reinhold Wießner bisweilen über die Noten eines Volksrock-Songs schimpfen. Doch muss auch der Musiker der alten Garde sagen: "Stillstand ist Rückschritt. Es geht, egal wie es kommt." Der Verein möchte mit einem breiten Repertoire auch ein breites Publikum erreichen. Manchmal wird ja auch "Auf der Vogelwiese" gespielt.
Wird heute gerne das Stichwort "demographischer Wandel" für das Vereinssterben verantwortlich gemacht, können Heinrich Schuhmann und Reinhold Wießner nur schmunzeln. "Früher waren wir in Schönderling nur neun Mann. Da ist man immer mit der Kapelle aus dem Nachbardorf zusammen aufgetreten." Irgendwann musste es jedoch sein: Nachwuchswerbung. Die Mitglieder gingen von Haus zu Haus und "sammelten" Jungmusiker. Inzwischen findet zwei Mal im Jahr ein Jugendwerbetag statt. Zwar kommen nicht immer genug junge Leute für eine Bläserklasse zusammen, aber der Verein steht mit derzeit 52 Musikern, davon sechs Jungmusiker, gut da, sagt Erster Vorstand Pascal Reh.


Umfangreiche Vorbereitungen

Bereits vor zwei Jahren begannen die Vorbereitungen für das anstehende Groß-Event, als Reh die Veranstaltung beim Nordbayerischen Musikbund angemeldet hatte. Nicht nur alle Vereine der Nachbargemeinden und darüber hinaus wurden angeschrieben, auch mehr als 100 ehemalige Musiker sind zu der Jubiläumsfeier eingeladen worden.
Für das Fest heißt es jetzt für jeden Musiker, Instrumente und Dirigentenstab mal auf die Seite zu legen und bei den Vorbereitungen mit anzupacken. Mit dem Teamgeist ist das für die Schönderlinger ein Leichtes.

Programm Am Samstag, 4. Juni, startet die Jubiläumsfeier um 18 Uhr. Den Festauftakt werden die Hetzloser Musikanten bestreiten. Ab 21 Uhr spielt die Gruppe "Münchner Zwietracht". Der Sonntag beginnt um 9 Uhr mit der Kirchenparade, ab 11 Uhr spielt der Musikverein Schondra zum Frühschoppen. Um 13.30 Uhr zieht der Festumzug durch das Dorf und endet im anschließenden Gemeinschaftschor auf dem Sportplatz. Ab 15 Uhr spielen die Premicher Musikanten, ab 16.30 Uhr der MSV Modlos. Ab 18 Uhr gibt es musikalische Unterhaltung von der Jugendkapelle Breitenbach-Mitgenfeld, ab 19.30 Uhr spielt das JBO Scholz Geroda. Am Montag, 6. 6., veranstaltet die Musikkapelle Schönderling ab 14 Uhr einen Heimatnachmittag mit musikalischer Begleitung durch die Waldfensterer Bergmusikanten. Ab 18 Uhr spielen die Singenrainer Musikanten, ab 19.30 Uhr lässt die Blaskapelle aus Oberbach das Fest ausklingen.