Druckartikel: Zu schade für den Abfall: preisgekröntes Kunststoff-Recycling

Zu schade für den Abfall: preisgekröntes Kunststoff-Recycling


Autor: Edgar Bartl

Bad Kissingen, Montag, 16. Dezember 2013

Aus altem PVC lassen sich problemlos erstklassige neue Fenster machen. Die Keßler GmbH hat Produkte aus recyceltem Kunststoff in der früheren US-Wohnsiedlung in Bad Kissingen eingebaut und wird dafür mit einem Preis belohnt.
750 alte Fenster aus der früheren US-Siedlung kamen nicht auf den Müll, der Kunststoff wurde recycelt. Die Keßler Fensterbau GmbH fertigte daraus hochmoderne, Energie sparende Fenster. Christian Müller (links) und Michael Scharf bauten sie im Sommer 2012 ein Fotos: .Edgar Bartl


Warum machen da s erst so wenige? Alte Fenster aus PVC sind viel zu schade für die Müllverbrennung. Der hier verwendete Kunststoff eignet sich ganz hervorragend für eine Wiederverwendung. Daraus lassen sich problemlos langlebige und hochmoderne Fenster in bester Qualität herstellen.

Das hat die Keßler Fensterbau GmbH (Oberthulba) in 84 Wohnungen in vier Blocks der Ex-US-Housing Area in der Pfalz- und der Schurzstraße getan.

750 Fenster wurden nicht verbrannt, sondern lieferten den Rohstoff für neue Konstruktionen. Ein Gebäude wurde zum "Energieeffizienzhaus 100" geadelt.

Inhaber Stefan Keßler wurde dafür mit dem mit 2000 Euro dotierten ersten Preis in dem Wettbewerb "Umweltgerechte Modernisierung" ausgezeichnet. Dieser hat zum zweiten Mal stattgefunden. Ausgelobt wird er von der Rewindo Fenster-Recycling-Service GmbH (Bonn) sowie der Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt (AGPU).

"Richtig schöne Wohnungen"

Bei der feierlichen Übergabe sagte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) für die schönste Kleinstadt der Welt sei der Preis eine besondere Ehrung. Der Umweltschutz sei für Bad Kissingen von sehr großer Bedeutung. Nach dem Wegzug der amerikanischen Familien sei die Anlage lange leer gestanden. Er freute sich, dass in dieser Zeit nichts demoliert worden ist. In den Blocks seien "richtig schöne Wohnungen entstanden". Er wünsche sich, dass viele von auswärts hier einziehen werden.

Rewindo-Geschäftsführer Michael Vetter sagte, die Jury habe sich für zwei würdevolle Preisträger (neben Keßler die Geho-Fensterbau in Nossen) entschieden. Sie hätten interessante Projekte verwirklicht.

Der Wettbewerb habe das Ziel, das Augenmerk auf die Wiederverwertung alten Baumaterials zu richten, sagte AGPU-Geschäftsführer Werner Preusker. Im konkreten Fall wurden von den herausgerissenen Fenstern Dichtungen und Beschläge entfernt. Der Kunststoff werde in einem geschlossenen System erwärmt und in einer Mühle zu Granulat zermahlen. Daraus können neue PVC-Produkte gefertigt werden.

Hoffen auf neuen Schwung

Preusker bedauerte, dass bislang noch keine öffentlichen Bauherren für das Verfahren gewonnen worden sind. Er hofft auf "Schwung" durch neue Bestimmungen. Denn ein Fenster der neuesten Generation sei mit einem aus den 70er oder 80-er Jahren gar nicht mehr vergleichbar.

Harald Herrmann, Leiter des des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Bonn) ist Schirmherr des Wettbewerbs. Dieser richte sich an besonders innovative Unternehmen.Man wolle den Gedanken der Nachhaltigkeit aufgreifen. In Wohnungen und öffentlichen Gebäuden gehe zu viel Energie verloren. Zum Einsatz sollten umweltfreundliche und wiederverwertbare Produkte kommen. Herrmann nannte die Ideen der Teilnehmer zukunftsweisend. Er hoffe auf breiten Widerhall und auf viele Nachahmer.