Druckartikel: Zu Ehren des Ewigen

Zu Ehren des Ewigen


Autor: Marion Eckert

Bischofsheim an der Rhön, Mittwoch, 08. Juni 2016

Der alte, abgebrochene Bildstock auf der Gibitzenhöhe wurde mit einer Stele umbaut und gesegnet.
Kaplan Gabriel Gnanathiraviam und Pater Stanislaus segneten den Bildstock. Fotos: Marion Eckert


"Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" - welches berühmte Gedicht würde besser für einen Bildstock auf halber Höhe des Himmeldunkbergs passen, als die Zeilen von Christian Fürchtegott Gellert. 1757 hat er diese Zeilen geschrieben, sie sind der Beginn einer Dichtung, die den Titel "Die Ehre Gottes aus der Natur" trägt, Ludwig van Beethoven hat sie 1803 vertont.
Der neue Bildstock auf der Gibitzenhöhe, an der alten Wegstrecke zwischen Bischofsheim und Gersfeld, trägt diesen Schriftzug. "Es ist einer der schönsten Plätze in der Rhön, mit Blick nach Bischofsheim zum Kreuzberg und den Himmeldunkberg im Rücken", schwärmt Dr. Martin Bühner von der Schönheit der Gibitzenhöhe. Seit vielen Jahren kommt er auf seinen Touren, ob zu Fuß oder mit dem Mountainbike, hier vorbei, und immer wieder fiel ihm der abgebrochene Bildstock ins Auge. Was es damit wohl auf sich habe?, fragte er sich ein ums andere Mal.


Suche nach einer Erklärung

Er nahm Kontakt mit Anton Enders aus Frankenheim auf, der sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte der Bildstöcke in der Rhön befasst. Auch Anton Enders sucht schon seit Langem nach einer Erklärung, was es mit dem Bildstock auf der Gibitzenhöhe auf sich hat, und warum nur noch ein abgebrochener Stumpf vorhanden ist.
Verschiedene Gerüchte ranken sich um den Bildstock, doch Genaues weiß heute niemand mehr. Im Zweiten Weltkrieg habe ein Panzer den Bildstock zerstört, besagt ein Gerücht. Ein anderes berichtet von einem Langholzfuhrwerk, das den Schaden anrichtete. Ältere Einheimische erinnern sich, dass der obere Teil früher neben dem Bildstock lag. Anton Enders suchte vergeblich nach der vermissten Platte oder Tafel. Auch Nachforschungen beim Rhönklub blieben erfolglos. "Es ist nicht bekannt, wie der Bildstock einmal aussah und aus welchem Grund er aufgestellt wurde."


Von Rekonstruktion abgeraten

Dr. Bühner ließ der Bildstock keine Ruhe und er überlegte, ob eine Rekonstruktion möglich sei. Doch auf Anraten von Rudolf Schwarzer, dem langjährigen Leiter der Holzbildhauerschule in Bischofsheim, wurde dieses Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Schwarzer habe abgeraten, den Bildstock, den er als "schlichtes, von Erzählungen berührtes Flurdenkmal" bezeichnete, zu rekonstruieren. Zum einen sei nicht bekannt, wie er ursprünglich einmal ausgesehen habe, zum anderen sei die Verbindung jedweden Materials mit dem Stumpf schwierig, zumal die Witterungsbedingungen in dieser Höhe dem Werk zusätzlich zusetzen würden.


Erhalt empfehlenswert

So entwarf Rudolf Schwarzer einen Bildstock, der die übrig gebliebenen Elemente aufgriff und doch ein neues und in sich geschlossenes Gesamtwerk darstellt. "Als Beitrag volksfrömmiger Geschichte stelle dieser Bildstock eine Verbindung zwischen der Gegenwart und einer vergangenen Epoche her", sagte Schwarzer bei der Aufstellung und Segnung. "Schon aufgrund des Alters war der Erhalt der Reste empfehlenswert. Die vorhandenen steinernen Teile wurden nicht verändert. Eine Einrüstung mit Metallgestänge bildet einen fiktiven Umriss des Bildstocks in seiner Möglichkeit als Ganzes ab", so Schwarzer weiter.
Wie Frühformen ähnlicher Bildstöcke in der Region zeigen, seien diese von Rhöner Steinmetzen erstellten Werke mit kompakten, hausähnlichen Formen nach oben hin abgeschlossen worden. Darauf befanden sich reliefartige Verzierungen mit dem Kreuzsymbol. Die Metallkonstruktion habe eine ähnliche Kontur wie eine an ein Hausdach angeglichene Form.
Jedoch fehlen hier abschließende und raumabschirmende Flächen, soweit Schwarzers Erläuterungen. Sein Vorschlag war es auch, die Schriftzeichen "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" nach Christian Fürchtegott Gellert in Anspielung auf den nahe liegenden Himmeldunkberg auf der Konstruktion anzubringen.


Von der Umsetzung begeistert

Dr. Bühner, der den neuen Bildstock sponserte, ist begeistert von der Umsetzung. "Der Einklang von Natur und Schöpfung kommt hier zum Ausdruck." Das Alte bewahren und zugleich neue Wege gehen, das sei mit dem Bildstock gelungen.
Bürgermeister Udo Baumann unterstützte das Projekt von Anfang an. Der städtische Bauhof richtete den Sockel her und übernahm die Installation der Stele vor Ort. Er dankte sowohl Rudolf Schwarzer für die Gestaltung wie auch Dr. Bühner für die Finanzierung.
"Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" - auch Bürgermeister Baumann fand diese Zeile für die Stele auf halber Höhe zum Himmeldunkberg sehr passend. "Mit einer Tafel mit dem kompletten Gedicht von Christian Fürchtegott Gellert wollen wir den Betrachter noch zusätzlich inspirieren", kündete Bürgermeister Baumann an. Pater Stanislaus vom Kloster Kreuzberg und Kaplan Gabriel Gnanathiraviam aus Bischofsheim gestalteten eine kleine beeindruckende Segensfeier. Auch Landrat Thomas Habermann war gekommen und dankte für das gelungene Werk.