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Zentrum will mehr forschen


Autor: Carmen Schmitt

Bad Kissingen, Montag, 11. Mai 2015

Nach drei Jahren "Zentrum für Telemedizin" in Bad Kissingen will Vorstandsvorsitzender Bernd Griewing mehr Förderung aus München. Er erklärt, warum gerade das hohe Durchschnittsalter der Kissinger seine Forderung begründet.
Staatssekretär Gerhard Eck (Mitte) hat im Zentrum für Telemedizin (ZTM) nachgefragt: "Was müssen wir tun?" Geht es nach ZTM-Vorstandsvorsitzendem Bernd Griewing (links), wird aus dem Bad Kissinger Zentrum bald eine anerkannte institutionelle Einrichtung. Fotos: Carmen Schmitt


Die CSU will in ihrer Strategie für den "Gesundheitsstandort Unterfranken" ein spezielles Augenmerk auf die Telemedizin richten. Den Bad Kissinger Förderverein "Zentrum für Telemedizin" freut's: Die Politiker reisen an und fragen: "Was müssen wir tun?" Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Bernd Griewing überlegt nicht lange für eine Antwort.

"In diesem Bereich steckt noch wahnsinnig viel Potenzial", sagt Landrat Thomas Bold (CSU). Mit dem Bereich meint er die

Telemedizin, die seit gut drei Jahren in einem Zentrum im Gewerbegebiet in der ehemaligen Kaserne vorangetrieben wird. In den vergangenen Jah ren sind Projekte wie "DocConnect", "TeleView" und "SmartCare" entstanden. Hinter den kryptischen Abkürzungen steckt ein großes Ziel: eine Vernetzung mit klaren Strukturen. Die Partner: Kliniken, Rettungsdienste, Hausärzte und Pflegeeinrichtungen. Der Patient - profitiert.

Fachkräfte verbinden

"Die Telemedizin soll nicht die Arbeit von Fachkräften ersetzen, sondern sie unterstützen", sagt Bernd Griewing. Er will eine Vernetzung schaffen, damit Patienten keine langen, beschwerlichen Wege zum richtigen Facharzt auf sich nehmen müssen. Bernd Griewing ist Chefarzt in der Neurologischen Klinik in Bad Neustadt und Vorstandsvorsitzender des Fördervereins. Der Arzt sieht hinter dem Modell eine langfristige Anlage. Und damit sich das auch so herumspricht, braucht es Unterstützung aus der Politik.

Vorteil: Menschen sind älter

Dem bevorstehenden Hausärztemangel steht das reiche Angebot an Fachkliniken und Rehazentren gegenüber, wegen dem Menschen im Alter in die Region und speziell nach Bad Kissingen ziehen. Grundlage für eine einfache Rechnung: Hier wird ein Querschnitt erreicht, wie ihn der Rest der Bevölkerung erst in zehn bis 15 Jahren bilden wird, meint Bernd Griewing. Schlicht: Die Menschen, die hier leben, sind im Schnitt älter als anderswo. Was für eine Region erst einmal empfindlich ungünstig klingt, wird in diesem Fall als Vorteil ausgelegt, denn: "Wir sind in der Altersstruktur unserer Zeit ein Stück weit voraus", sagt Landrat Thomas Bold (CSU). Also: Die perfekte Umgebung für den Modellversuch, mit dem das ZTM heuer ins vierte Jahr geht, meint die Runde. "Man kann hier idealerweise das entwickeln, was in zehn Jahren in anderen Regionen gebraucht wird", sagt Thomas Bold.

Attraktiv für alle Generationen

Andererseits sei es nicht nur wichtig, für die ältere Bevölkerung als Zuzugsort attraktiv zu bleiben: "Menschen bleiben nur hier, wenn die Gesundheitsversorgung sichergestellt ist", sagt Landrat Bold. Eine weitere Chance für die Telemedizin. Damit das ZTM im Rhön-Saale-Gründerzentrum in Bad Kis singen die Versorgungsforschung weitertreiben kann und dorthin kommt, wo Bernd Griewing es sieht, stehen vor allem drei Dinge auf seiner Liste: Digitalisierung, Infrastruktur und Geld.

Für Letzteres setzt sich Sandro Kirchner (CSU) ein. Geht es nach dem Landtagsabgeordneten, werden die Mittel für die Telemedizin künftig auf Bad Kissingen konzentriert und nicht auf verschiedene bayeri sche Standorte aufgesplittet, die sich mit der Thematik beschäftigen. Sandro Kirchner ist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege und sieht sich als "Botschafter für Telemedizin". Die sei in der Anwendung nichts Exklusives für Bad Kissingen. "Die Ergebnisse sollen für die breite Masse aufgerollt werden", sagt Sandro Kirchner. Bernd Griewing will, dass das Zentrum bald zum Ansprechpartner für Projektgruppen wird, die ohne Beistand mit ihren Konzepten auf der Zielgraden versumpfen. "Als Sammler von Ideen hin zum Dienstleister", sagt er. Um dafür aus der Politik mehr Unterstützung zu bekommen, fordert Bernd Griewing, das Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen als institutionelle Einrichtung anzuerkennen. Politisch habe das einen anderen Wert. "Wir wollen so wahrgenommen und gefördert werden", sagt der Arzt. Staatssekretär Gerhard Eck formuliert genau das als "nächstes Ziel", für das er sich starkmachen will.