Zehn Jahre Ankerplatz für die Seele
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Freitag, 06. Mai 2016
Der KontaktPunkt der Kur- und Reha-Seelsorge feiert sein zehnjähriges Bestehen.
Mit einer Vernissage zu Gemälden von Volker Glatz eröffnet der Kontaktpunkt der katholischen Kur- und Reha-Seelsorge am Sonntag, 8. Mai, um 11 Uhr den dreiteiligen Veranstaltungsreigen zum zehnjährigen Bestehen. "Unsere Tür in der Von-Hessing-Straße steht jedem offen", verspricht Pastoralreferent Rainer Ziegler als dessen Leiter.
Vielen Ratsuchenden haben er und seine 35 ehrenamtlichen Mitarbeiter in den zehn Jahren helfen können.
Ziegler gehörte einst zu den "Erfindern" des Kontaktpunktes. "Wir hatten ähnliche Gesprächsläden nur in Würzburg und Schweinfurt", erinnert er sich an die Anfänge. In Bad Kissingen gab es nur einen kleinen Stützpunkt im Krugmagazin, "weitab vom Menschenlauf". Doch die veränderte Situation der Kirche erforderte eine Begegnungsstätte mitten in der Fußgängerzone. "Seitdem die Menschen sich von den traditionellen Angeboten der Kirche nicht mehr so stark angesprochen fühlen, brauchen wir niederschwellige Angebote der offenen Tür. Die Komm-her-Kirche wandelt sich in eine Gehe-hin-Kirche."
Ganz gemischtes Publikum
Denn der Bedarf an Seelsorge und Zuspruch ist bei den Menschen ungebrochen.
"Wir haben ein gemischtes Publikum", hat man in den vergangenen zehn Jahren im Kontaktpunkt festgestellt. Es kommen Passanten vorbei und kaufen spontan einen neuen Rosenkranz. Bei winterlicher Kälte suchen manche Senioren nur einen Platz zum Aufwärmen. Oder Alte und Alleinstehende brauchen einen Gesprächspartner. Vor allem aber kommen in den Kontaktpunkt Menschen mit Problemen und Sorgen, die sie allein nicht lösen können. "Es sind nicht nur Fragen des Glaubens, sondern oft Fragen des Alltagslebens." Ziegler erinnert sich an Verzweifelte, die auch nach Jahren nicht über den Tod ihres Partners hinwegkommen oder nach einer Scheidung an sich und am Leben verzweifeln.
Natürlich gibt es im Kontaktpunkt auch häufig Gespräche über Kirche und Glauben. Ziegler: "Wir sind ein Prellbock der kirchlichen Stimmungslage." Wenn der Papst sich zu aktuellen Problemen geäußert hat oder als das Thema Missbrauch in aller Munde war. "Das wollte ich immer schon sagen", werden dann die Diensthabenden im Kontaktpunkt manchmal überrumpelt. Um im schwierigen Zwiegespräch bestehen zu können, werden die Ehrenamtlichen von Ziegler und anderen geschult. Wenn die Gesprächsthemen aber allzu kompliziert sind, werden die Ratsuchenden an professionelle Seelsorger und Psychologen vermittelt.
So vielschichtig wie die im Kontaktpunkt angesprochenen Themen, so unterschiedlich sind auch dessen Gäste. "Wir weisen niemanden ab, nur weil er nicht der katholischen Kirche angehört." Deshalb kommen auch Gläubige anderer Religionen. "Wir hatten hier sogar schon Muslime." Aber auch Menschen, die niemals einer Kirche angehörten oder sich vor Jahren von ihr getrennt haben, suchen in der Von-Hessing-Straße den Kontakt. "Wir sehen uns als lebendige Vertreter der guten Botschaft." Offenheit gegenüber jedermann ist das erste Gebot im Kontaktpunkt.
Die Bedeutung wird zunehmen
In Zukunft wird die Bedeutung dieser Begegnungsstätte noch zunehmen, ist sich
Ziegler überzeugt. Da die Kirche gezwungen ist, immer großflächiger arbeiten zu müssen und die Pfarreien immer mehr Gemeinden abdecken müssen, "brauchen wir vor Ort einen Kristallisationspunkt für Kirche und Glauben".Doch jetzt steht im Kontaktpunkt erst einmal das Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen an, das mit drei unterschiedlichen Veranstaltungen gefeiert werden soll. Nach der Vernissage am Sonntag folgt am Dienstag, 10. Mai, um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche der Jubiläumsgottesdienst mit Domkapitular Christoph Warmuth mit anschließendem Empfang im Gemeindehaus. Die Jubiläumsfeierlichkeiten enden am Sonntag, 12. Juni, um 11 Uhr mit einer literarischen Matinee: Der Münnerstädter Autor Peter Schott liest dann zum Thema "In mir ist ein Gespräch".