Druckartikel: Woher kommt die Schokolade?

Woher kommt die Schokolade?


Autor: Werner Vogel

Garitz, Mittwoch, 10. Mai 2017

Mit einem anschaulichen Film, spannenden Fragerunden und leckeren Kostproben wurde Schülern der Hennebergschule der Fairtrade-Gedanke nähergebracht.
Zur Belohnung gibt's Schokolade von Bianca Key (links), Susanne Wahler-Göbel und Rektor Bernd Czelustek.  Foto: Werner Vogel


Da staunt die Garitzer 3b nicht schlecht: Kein Buch ist aufgeschlagen, und die Hefte bleiben in der Büchertasche. Stattdessen steht ein großer Globus im Zimmer, ein Beamer ist aufgebaut, neben kleinen bunten Tüten liegen seltsame Bohnen in Schälchen, und sogar einige Tafeln Schokolade stapeln sich mit auffallendem Logo auf dem Lehrerpult. Rektor Bernd Czelustek hat eine besondere Religionsstunde für Schüler vorbereitet und dazu Susanne Wahler-Göbel und Bianca Key von der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Town-Kampagne Bad Kissingen eingeladen.


Speise der Götter

Die Schüler freuen sich auf den Film, der das Leben des neunjährigen Daniel im Hochland von Peru schildert. Seine Familie lebt in ganz einfachen Verhältnissen, doch scheinen alle zufrieden. Heute strahlt besonders der kleine Indio-Junge. Weil er mitgeholfen hat, Kakaobohnen zu ernten, zu trocknen und zu verpacken, bekommt er aus dem Verkaufserlös ein Fahrrad. So muss er nicht mehr eineinhalb Stunden zur Schule laufen.
Anschaulich zeigt Bianca Key - eigentlich Sportlehrerin an der Realschule in Hammelburg - anschließend, wie man mithelfen kann, das Leben der Menschen, die nicht im Überfluss leben, zu verbessern. Dann dürfen die Kinder am großen Globus suchen, wo Peru liegt und wie weit es von Deutschland aus bis ins Land der Inkas ist. Die Kakaobohnen, die sie knabbern dürfen, sind nicht jedermanns Geschmack, aber bei der "Speise der Götter", wie die köstliche Schokolade auch genannt wird, sagt kaum einer nein.


Schritt hin zur Fairtrade-Stadt

Noch leuchtet im Verzeichnis der Fairtrade-Städte der Standort Bad Kissingen nicht in Grün, wie etwa Bad Brückenau, Hammelburg, Bad Neustadt, Schweinfurt oder Würzburg, aber immerhin zeigt das blau unterlegte Logo, dass der Antrag dafür gestellt ist. Fairtrade Towns fördern fairen Handel, auch auf kommunaler Ebene. Für die politische Gemeinde ist Stadträtin Martha Müller Ansprechpartnerin. Es wird versucht, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zu vernetzen, um fairen Handel auch in der Kurstadt starkzumachen.
In Deutschland wächst das Bewusstsein für gerechte Produktionsbedingungen, bestätigt Susanne Wahler-Göbel, die Leiterin Steuerungsgruppe der Fairtrade-Town-Kampagne für Bad Kissingen. Auch auf kommunaler Ebene soll der faire Handel eine Rolle spielen, besonders bei der öffentlichen Beschaffung. "Es gibt bei uns ein gutes Beispiel, dass das funktionieren kann", verrät Frau Wahler Göbel, verweist auf das Peru Engagement der Familie Wielgoss aus Nüdlingen und empfiehlt die Homepage von www.perupuro.de.


Siegel bis zum Jubiläum?

Bis zur Zertifizierung sind außer der Zusammenarbeit mit Schulen allerdings noch weitere Kriterien zu erfüllen, stellt Frau Wahler-Göbel fest: "Aber wir sind auf einem guten Weg, die Zahl der Kissinger Unterstützer und Teilnehmer an der Kampagne ist inzwischen auf 25 angestiegen." In den nächsten Tagen kommt die neue Ein-Welt-Beauftragte für Unterfranken, Shiloe Mokay, um das langfristige Engagement der Kurstadt für den fairen Handel abzustimmen. " Am 2. Juli planen wir Aktionsstände und Preisausschreiben rund um Fairtrade für die Pfarrfeste der katholischen Pfarreiengemeinschaften Garitz und Bad Kissingen", umreißt Susanne Wahler-Göbel die Aktion. "Wir wollen versuchen, bis zum 20-jährigen Bestehen des Kissinger Weltladens im kommenden Jahr alle Kriterien erfüllen zu können, um das Siegel "Fairtrade Town" zu erhalten".