Wo Schuhe im Baum wachsen...
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Sonntag, 28. April 2013
Münnerstädter Skater pflegen einen besonderen Brauch und haben ansonsten Probleme mit dem Müll anderer.
Der Kirschbaum am Skaterplatz trägt nicht nur weiße Blüten. Er hat auch schon Früchte zu tragen - schwere, meist schwarze, vereinzelt auch farbige Früchte. Zum Verzehr sind sie allerdings nicht zu em pfehlen, denn es sind Turnschuhe. Ausgelatscht, abgefahren und nicht mehr brauchbar sind sie. Von ihren Trägern wurden sie nicht etwa sinnlos entsorgt, sondern ganz bewusst angebracht. Die Schuhe sind Skater erinnerungen.
Seit mehreren Jahren schon hängen die ältesten Exemplare im Baum. Man sieht es an den traurig herabhängenden Sohlen oder wachsenden Löchern.
Bei Skatern ist das so, lässt man sich als nicht mehr ganz junge Münnerstädterin erklären. Irgendwann habe es angefangen, sagen vier Jungs auf dem Skaterplatz. Da habe der erste seine abgetragenen Schuhe hochgeworfen. Wann das war, wissen die 15- bis 16-Jährigen nicht mehr. Sie schätzen vor zehn Jahren vielleicht. Seitdem sammeln sich dort Schuhe.
Von Adrian Bier, einem der jungen Skater, hängen auch schon zwei oder drei Paare im Baum. Das nächste Paar, das er derzeit noch an Füßen hat, sieht so aus, als wollte es sich ebenfalls bald dazu gesellen. Robin Eichholz hat auch schon einige zu den Kirschen getan und von Kilian Beudert ist ebenfalls ein Paar oben - mehr hat er bislang nicht geschafft. Seine Mutter war schneller mit dem Wegwerfen.
Abgelatschte Turnschuhe irgendwie sichtbar zu entsorgen, ist bei Skatern nichts ungewöhnliches, weiß das Münnerstädter Skater-Quartett. Aus Schweinfurt wissen sie, dass die Schuhe dort an einem Rohr befestigt werden.
Meist leidet der Gummistreifen
Und Skaterschuhe werden ordentlich strapaziert. Kilian Beudert zeigt, wo genau. Es ist meistens der Gummistreifen an den Seiten, der leidet - es komme darauf an, wie sehr bestimmte Techniken auf dem Brett genutzt werden, erklärt er.
Was die Eltern zu den ewig kaputten Schuhe sagen? Schulterzucken bei den Jungs. Das gehört zu ihrem Sport dazu. Und den betreiben sie leidenschaftlich gerne in ihrer Freizeit. "Es ist schön, weil wir da mit Freunden zusammenkommen", sagt Robin Eichholz. Julian Reuscher sieht das ebenfalls so und ergänzt, dass auch das gemeinsame trainieren und ausprobieren neuer Sprünge gut ist.
Die Jugendlichen bedauern allerdings, dass Skater oftmals einen schlechten Ruf haben, auch in Münnerstadt. Dabei sind es die Jungs selbst, die sich oft genug ärgern müssen, weil ihr Skaterplatz wieder einmal von anderen verdreckt wurde, klagen sie ihr Leid. "Wir müssen das dann immer alleine aufräumen", sagen sie. Sie seien schon oft deswegen auf dem Rathaus gewesen. Genutzt habe es nicht. Und sie hielten den Platz auf jeden Fall sauber, unterstreichen sie. Tatsächlich ist der Platz picobello sauber. Warum sollten sie den Platz auch zumüllen, fragen sie. "Wir wollen doch hier skaten", meint Robin Eichholz. Mit Scherben und Abfall gehe das nicht.
Alle vier ärgert vor allem auch, dass ihre Anlage nach jedem Braveheartbattle verdreckt und teilweise auch beschädigt ist. So seien die Rampen verrückt worden und dabei Stützen abgebrochen. Eine Rampe ist nur noch provisorisch befestigt. Heuer habe der Bauhof zwar sauber gemacht, doch noch immer liegen Müllreste vom Wettkampf verstreut im Gras. Es sind die Überbleibsel zertrampelter Pappbecher, die auf der Wiese herumliegen. Jetzt langsam sind sie nicht mehr so sichtbar, weil langsam Gras darüber wächst.
Die jungen Leute sind sauer, weil durch solche Dinge der Skaterplatz nicht nutzbar ist. Den Platz aber brauchen sie für ihren Sport. Denn wenn sie woanders ihre Kunststücke auf den Brettern trainieren, ist das nicht gerne gesehen. Da werden sie schon mal barsch verjagt, haben sie die Erfahrung gemacht.