Wo der Plüschbär tanzt
Autor: Thomas Dill
Bad Brückenau, Dienstag, 05. Februar 2013
Sinntal auf, Sinntal ab tanzt derzeit der Bär im Fasching bei Büttenabenden, Kappenabenden und Tanzveranstaltungen.
Nur im Städtchen Bad Brückenau ist der wilde Bär seit langem schon eher ein kleiner Plüschbär. Außer im Sportheim Römershag und in Volkers kann man nicht mehr erfahren, in welche Fettnäpfchen die heimischen Politiker das Jahr über so getreten sind. Auch die Zeiten der glänzenden und ausverkauften Bälle von ADAC, TV und Kolping sind schon lange Geschichte.
Umso bewundernswerter ist das unermüdliche Engagement der Bad Brückenauer Karnevalsgesellschaft, den Fasching in der Stadtmitte nicht ganz einschlafen zu lassen. So war die 13. Auflage der Tanz- und Shownacht überraschend gut auch von Bröggenäern besucht worden. Nur die einzige gesellige Veranstaltung im Stadtgebiet scheint sich immer noch nicht in den närrischen Köpfen verankert zu haben.
Gut 120 Besucher, neben den Fans der Karnevalsgesellschaft und erfreulich viel Jugend auch vereinzelte Bröggenäer, trafen sich unter den Sternen des Südens in der Georgihalle, um ausgelassen bis in die Morgenstunden Fasching zu feiern. Sicherlich war die derzeit kursierende Kranheitswelle nicht ganz unschuldig am schwachen Besuch. Doch die Gründe dürften tiefer liegen, ist doch offenbar der Bröggenäer einfach immer weniger vom närrischen Treiben zu begeistern.
Schade, denn die Gardetänze der verschiedenen Gesellschaftsgarden, die prämierten und unprämierten Kostüme der Besucher, die reichhaltige, südliches Flair versprühende Bar und die griffige Tanzfläche hätten mehr Interesse verdient gehabt. So kann man nur hoffen, dass es am Faschingsdienstag zum Faschingszug nicht ähnlich geht: der Bröggenäer steht am Straßenrand und wartet darauf, von der Karnevalsgesellschaft unterhalten zu werden.
Nein, ihr Bröggenäer! Gebt euch einen Ruck und macht aktiv mit, als Fußgruppe, mit kleinem Gefährt oder nur als stimmungsvoller Zuschauer. Es wäre toll, einen Faschingszug von Bröggenäern für Bröggenäer zu erleben und nicht nur eine Leistungsschau hessischer Narretei - wie in den letzten Jahren zunehmend zu beobachten. Irgendwann haben sicher auch die Karnevalisten der Gesellschaft angesichts der geringen Resonanz keine Lust mehr. Und dann?