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Wo bleibt die Postkutsche?


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Freitag, 05. Juni 2020

Wie unter den gegebenen Corona-Einschränkungen ein regulärer Kutschenbetrieb zwischen Bad Kissingen und Bad Bocklet oder dem Schloss Aschach möglich sein soll, ist unklar. Dennoch laufen die Vorbereitungen für einen Betrieb.
Die Vorbereitungen laufen: In diesen Tagen wird der provisorische Pferdestall im Innenhof der Unteren Saline aufgebaut.  Foto: Sigismund von Dobschütz


Die beiden Dampferle bleiben heuer wegen der Corona-Abstandsregeln im Trockendock. Das Kurbähnle (Gecko-Bahn) hat unter Regelbeachtung zu Pfingsten seinen üblichen Fahrplan aufgenommen. Aber wo bleibt die Postkutsche? "Eine Entscheidung wird in Kürze getroffen", verspricht Wolfgang Wimmel als Geschäftsführer des Vereins "Freunde der Postkutsche Bad Kissingen", auf Nachfrage dieser Zeitung.

Schon seit Tagen ist im Innenhof der Unteren Saline der Aufbau des großen Zeltes zu beobachten, das seit Schließung der sanierungsbedürftigen Tribüne am Flugplatz den Postkutschen-Pferden in den Sommermonaten als Stall dient. "Wir brauchen 14 Tage, dann ist die Postkutsche eigentlich einsatzbereit", bestätigt Kutscher Hans Körner.

Mit weniger Gästen unrentabel

Doch wie unter den gegebenen Corona-Einschränkungen ein regulärer Kutschenbetrieb zwischen Bad Kissingen und Bad Bocklet oder dem Schloss Aschach möglich sein soll, weiß er auch noch nicht. "Bei Einhaltung der gebotenen Abstandsregeln wären statt der neun Fahrgäste in der engen Kutsche wohl nur drei zulässig - einer vorn im kleinen, zwei hinten im großen Abteil." Fahrten mit nur drei Personen wären allerdings völlig unrentabel, zumal schon im Normalbetrieb mit Kutscherin Yvonne Körner und Postillon Stefanie Seufert bei maximaler Auslastung von neun Personen dem als Betreiber wirkenden Freundesverein ein jährliches Defizit von 60 000 Euro entsteht. Dieses Defizit müssen die sechs Mitglieder Stadt Bad Kissingen (34 Prozent), der Landkreis (22 Prozent), die Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH und der Bezirk Unterfranken (je 15 Prozent) und die Marktgemeinde Bad Bocklet sowie die Touristik und Staatsbad Bad Bocklet GmbH (je sieben Prozent) alljährlich ausgleichen.

Die Vorbereitungen für eine irgendwann mögliche Aufnahme des Betriebs wurden dennoch ausgeführt. Einerseits könnten die Beschränkungen ja bald aufgehoben werden, "dann wollen wir startklar sein", begründet Hans Körner die Maßnahme.

Pferde brauchen Bewegung

Andererseits müssen die vier jeweils 800 Kilogramm schweren Pferde nicht nur aus ihrem Winterquartier raus, sondern auch regelmäßig bewegt und an die Kutsche gewöhnt werden. Körner: "Notfalls müssen wir eben mit der leeren Kutsche fahren."

Deshalb überlegt Vereinsgeschäftsführer Wolfgang Wimmel nun, wenn die Postkutsche nun schon startbereit ist, in welcher Weise unter den von der Staatsregierung erlassenen Vorgaben vielleicht doch Kutschfahrten möglich sein könnten. "Man könnte die Kutsche zum Beispiel komplett an Familien vermieten", denkt er laut nach. Vielleicht könnte man solche Familienfahrten auch ansässigen Firmen als Möglichkeit anbieten, sich damit bei verdienten Mitarbeitern zu bedanken? "Darf auch eine aus zwei Haushalten bestehende Kleingruppe in der Kutsche sitzen?" Dies will Wimmel prüfen, sich in den nächsten Tagen mit dem Vereinsvorsitzenden darüber abstimmen und dann in Kürze eine Entscheidung treffen.

Sollten solche Einsätze möglich sein, hätten - um in der misslichen Situation auch Positives zu erkennen - auch Landkreisbewohner endlich einmal die seltene Gelegenheit, kurzfristig Fahrten in der sonst immer schon zu Saisonbeginn ausgebuchten Postkutsche zu mieten.

Sonderbetrieb denkbar

Die Staatsbad GmbH wäre nach Aussage von Pressesprecherin Ines Hartmann zur Vermarktung und zum Ticketverkauf bereit: "Sollte ein mit den zuständigen Behörden abgestimmtes Hygienekonzept seitens der Betreiber vorliegen, freuen wir uns auf den Sonderbetrieb der Postkutsche." Doch sollte ein solcher Sonderbetrieb unter ständiger Beachtung wechselnder Hygiene-Vorschriften natürlich nur die Notlösung sein. Wimmel: "Wir hoffen doch alle auf eine baldige Zulassung des Normalbetriebs."