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"Wir haben nicht geschlafen"


Autor: Susanne Will

Bad Kissingen, Freitag, 18. Mai 2018

Das Biodiversitätszentrum geht in den Landkreis Rhön-Grabfeld. Bad Kissingen schaut trotzdem nicht in die Röhre, sagt Landrat Thomas Bold.
Die Landräte Thomas Bold (Bad Kissingen, links) und Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) wollten beide das Biodiversitätszentrum haben - Habermann hat es bekommen. Foto: Thomas Lemke


Nun ist es amtlich: Das Biodiversitätszentrum geht in den Landkreis Rhön-Grabfeld, so hat es Ministerpräsident Markus Söder entschieden. Landrat Thomas Habermann wird es vermutlich in Bischofsheim ansiedeln. Und Bad Kissingen? Schaut in die Röhre? Nein, meint Bad Kissingens Landrat Thomas Bold im Gespräch mit dieser Zeitung meint.
Herr Bold, als es um den Zuschlag zum Diversitätszentrum ging, hat Rhön-Grabfeld schnell "Hier!" geschrien. Haben Sie geschlafen?
Thomas Bold: Ich schlafe jeden Tag. Aber jetzt mal im Ernst: Nein, wir haben nicht geschlafen. Ich habe in der letzten Sitzung des Kreisausschusses gesagt, dass ich mich nicht für einen Standort aussprechen kann, weil wir so viele Bewerbungen hatten. Anders als in Rhön-Grabfeld. Da war Bischofsheim gesetzt. Doch es hat mich gewundert, dass der Standort jetzt festgelegt wurde. Im Vorfeld war mit dem Ministerium vereinbart gewesen, dass wir Gespräche zum Inhalt des Zentrums und zur Ausgestaltung führen werden. Jetzt steht der Standort fest - aber es ist auch möglich und wahrscheinlich, dass das Zentrum auf zwei Landkreise verteilt wird. Unabhängig davon braucht es eine Postadresse.

Sind Sie sauer auf Markus Söder?
Nein, weder auf Markus Söder noch auf Umweltminister Marcel Huber. Es hat mich nur verwundert, dass der Umweltminister zum jetzigen Zeitpunkt den juristischen Sitz verkündet hat. Aber das hat mit den inhaltlichen Themen nichts zu tun. Ich habe mich mit meinem Kollegen Thomas Habermann im Vorfeld und auch im Nachgang an die Entscheidung unterhalten: Wir sind uns einig, dass wir zusammen ein abgestimmtes Konzept in München vortragen werden, wie wir das Biodiversitätszentrum gerne organisiert hätten.



Sie arbeiten also landkreisübergreifend zusammen?
Ja. Ich verstehe natürlich, dass sich Thomas Habermann über den Sitz in seinem Landkreis freut. Doch letztlich geht es bei der Biodiversität doch auch darum, die unterschiedlichen geologischen Begebenheiten der Rhön zu erklären - da macht es Sinn, das Zentrum in der Fläche zu verteilen, wo die Rhön doch auch unterschiedlich beschaffen ist.

Die Rhön und der Tourismus: Wie kann der Landkreis Bad Kissingen sich da weiterentwickeln?
Das muss man differenziert sehen. Die Biodiversität hat einen eher wissenschaftlichen Ansatz, das Zentrum dazu könnte eine Vorreiterrolle für einen anderen Tourismus sein. Was den herkömmlichen Tourismus angeht, setzen wir weiter auf den eher sanften: Wandern, Radeln, Mountainbiking, daneben muss der Öffentliche Nahverkehr weiterentwickelt werden. Und da gibt es ja noch das Thema Gesundheit und Natur - all das werden wir länderübergreifend mit Hessen und Thüringen angehen. Ein Thema in der Gegenwart wie in der Zukunft wird weiterhin die Vermarktung von regionalen Produkten sein. Denn die Menschen sehen in den regionalen Produkten den besten Verbraucherschutz.