Druckartikel: "Windräder schützen die Natur"

"Windräder schützen die Natur"


Autor: Markus Reeh

Langendorf, Samstag, 06. Oktober 2012

Die erneuerbaren Energien standen im Mittelpunkt eines Diskussionsabends mit dem Hammelburger Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell.Insbesondere der Bau von Windkraftanlagen kommt in der Region nicht so voran, wie sich das die Befürworter wünschen.
Ein Windrad bei Gauaschach. Die Anhänger der erneuerbaren Energien sehen hierin praktizierten Naturschutz. Foto: Markus Reeh


Windräder in einem Naturpark bauen - das ist für viele Umweltschützer ein Frevel. Hans-Josef Fell hält dagegen. "Gerade die Rhön ist in ihrer Artenvielfalt bedroht durch den Klimawandel. Daher sind Windräder am richtigen Platz praktizierter Naturschutz", betonte der Bundestagsabgeordnete (Bündnis 90/ Die Grünen) bei einem Diskussionsabend in Langendorf.
Die Rhön sei in Bayern die Gegend, wo der Wind am stärksten wehe. Dennoch seien hier bislang keine Anlagen zu finden. In anderen Bundesländern gebe es auch Windräder in Naturparks, sehr viele sogar zum Beispiel in Hunsrück und Eifel.
"Bestimmte Flächen scheiden in der Rhön natürlich aus wie Vogelschutzgebiete oder das Schwarze Moor", schränkte Fell ein. Doch gebe es auch Areale, die ökologisch nicht so wertvoll seien, zum Beispiel der Totnansberg. Es handele sich um "eine reine Fichtenschonung."
Fell kritisierte den jüngsten Entwurf für den Regionalplan Main-Rhön, der nördlich der Saale keine Flächen für die Nutzung der Windkraft vorsehe. Einzige Ausnahme sei Wartmannsroth, wo sich das betreffende Gebiet außerhalb des Naturparks befinde.
Der Entwurf stehe damit im Gegensatz zu den bereits in Hammelburg, Bad Brückenau und Burkardroth auf den Weg gebrachten Projekten. "Eine solche Regionalplanung verhindert auch, dass die Kommunen Einnahmen aus der Nutzung der Windkraft haben, die sie dringend brauchen", machte der Abgeordnete deutlich.
Bundesweit steige auch die Zahl der Bürgergenossenschaften, die sich in der Nutzung von Wind- und Solarenergien engagieren, rasant. "Schon 20 Prozent der Energieerzeugung sind in der Hand der neuen Akteure", sagte Fell. Das werde bei den großen Stromversorgern mit einiger Sorge gesehen, weil sie um ihr Geschäft fürchteten.
Diese Einschätzung bestätigte Mario Fürst, Vorstand der Genossenschaft Deutsche BürgerEnergie, die in einen Solarpark mit Bürgerbeteiligung in Elfers-hausen investiert. "RWE, E.ON und Vattenfall wollen die Bürgeranlagen kaufen, und sind bereit hierfür auch überhöhte Preise zu zahlen", berichtete Fürst von entsprechenden Anfragen.

"Strom nachts nutzen"


Franz Zang vom Bund Naturschutz erklärte, der von Bundesumweltminister Altmaier propagierte Ausbau des Stromnetzes um 3800 Kilometer sei in dieser Größenordnung nicht erforderlich. Der Strom der Windkraftanlagen könne auch vor Ort genutzt werden, um hiermit Gas zu produzieren.
Hans-Josef Fell ergänzte, dass auch das Heizen mit Strom - was für Ökologen vor 30 Jahren "Teufelswerk" gewesen sei - wieder Sinn mache, wenn es sich um Ökostrom handele. Gerade die großen Kurbetriebe im Landkreis hätten einen enormen Wärmebedarf. Mit dem Strom aus Windkraftanlagen könnten nachts ihre Heizkessel versorgt werden.
Mario Fürst trat der weitverbreiteten Kritik entgegen, im Binnenland rentierten sich Windräder nicht. Ab einer Windstärke von etwa 5,5 Metern pro Sekunde seien solche Anlagen wirtschaftlich zu betreiben, wenn eine Bürgergenossenschaft eine Dividende von rund sechs Prozent anstrebe.
Stadträtin Annemarie Fell (Grüne/BfU), die sich für den Bau von zwei Windrädern nördlich von Feuerthal engagiert, erklärte, hier wehe der Wind laut Gutachten mit 5,9 Metern pro Sekunde.
Otmar Huppmann, der in Diebach eine Wasserkraftanlage betreibt, unterstrich, dass ein Gewinn nicht das vorrangige Kriterium sein müsse. Er kenne einen Anteilseigner einer Windkraftanlage, der wolle in erster Linie "der Unwelt etwas Gutes tun."
Gemeinderat Volker Partsch (Neue Liste Markt Elfershausen) verwies darauf, dass Hammelburg vor und 20 Jahren als Solarstadt Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien gewesen sei. Mittlerweile hätten andere Städte ihr den Rang abgelaufen, zum Beispiel Haßfurt.
Hier statten die Stadtwerke die Haushalte mit digitalen Energiezählern aus. Die Kunden können dann schnell und exakt ihren Verbrauch nachvollziehen und so günstigere Tarife oder Schwachlastzeiten nutzen. "Ein solches Angebot könnten sicher auch die Stadtwerke in Hammelburg oder Bad Brückenau unterbreiten", meinte Hans-Josef Fell. Schließlich sei auch das Stromsparen ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.